CO2 Emissionen kompensieren – reicht das?

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Würden wir alle in Europa unsere CO2 Emissionen durch Baumpflanzungen kompensieren wollen, bräuchten wir dazu eine Fläche, die größer als Europa ist… Allein das ist schon die Antwort auf die Frage: „CO2 Emissionen kompensieren – reicht das?“. Es reicht natürlich nicht, aber es ist besser, stattdessen gar nichts zu tun. Christof Fuchs von MYCLIMATE klärt auf, was Kompensation bringen kann, welchen Projekten man vertrauen kann, und … was man sonst tun muss, um die Wende zu schaffen. Lesen Sie hier mehr aus 20 jähriger Expertise!

Alexander Ghezzo: Myclimate ist im DACH Bereich schon länger tätig. Seit kurzem auch in Österreich. Wie reagieren denn die österreichischen Unternehmen auf Ihr Angebot? Christof Fuchs: Immer mehr Unternehmen realisieren, dass sie ihre CO2-Emissionen kennen, managen und reduzieren müssen. MYCLIMATE ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das schätzen unsere österreichischen Kunden sehr. Wir haben festgelegt, dass bei Kompensationen und Spenden min. 80% der Gelder direkt in die Klimaschutzprojekte fließen müssen. Der institutionelle Overhead liegt bei durchschnittlich 17%. Daraus werden Löhne und administrative Kosten finanziert, sowie auch weitere Anstrengungen für den internationalen Klimaschutz. Wir sehen uns als Partner für den Klimaschutz, alle, die sich ernsthaft im Klimaschutz engagieren wollen, finden bei myclimate die PASSENDE LÖSUNG und ein offenes Ohr. Gerade die Wirtschaft besitzt einen unendlich großen Hebel für erfolgreichen Klimaschutz. Der Wille zu Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit muss da sein, auch wenn das Unternehmen gerade am Anfang steht, MYCLIMATE SCHLIESST KEIN UNTERNEHMEN, DAS ERNSTHAFT UND LANGFRISTIG NACHHALTIGER WERDEN MÖCHTE, aus.

Ghezzo: Ihr Angebot umfasst die Möglichkeit, sich (indirekt) an Umweltprojekten in aller Welt zu beteiligen – wie funktioniert das?

Fuchs: Mit Partnern entwickelt und realisiert myclimate weltweit Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Methan-Reduktion und Wiederaufforstung. 174 Projekte, zehn verschiedene Technologien in rund 40 Ländern rund um den Erdball, nach den strengsten Standards (Gold Standard, Plan Vivo), 16 von 17 SDGs. myclimate setzt sowohl auf Reduktions- als auch auf Carbon Removal Projekte. Zusätzlich fokussiert myclimate aktuell auf natur-basierte Ansätze wie Wälder, Mangroven, Moore oder Seegras, um die geforderten Volumina anzubieten.

Ghezzo: Wie kann man den Impact von weltweiten Projekten vergleichbar machen mit dem CO2 Ausstoß von Unternehmen bei uns?

Fuchs: Grundsätzlich gilt immer: CO2-Emissionen, die an einem Ort in die Luft gelangen, werden an einer anderen Stelle reduziert. Die Menge der Emissionen wird sowohl im Unternehmen als auch bei unseren KLIMASCHUTZPROJEKTEN IMMER GLEICH berechnet auf Basis internationaler Standards wie z.B. GHG Protocol oder ISO 14064. Damit ist eine durchgängig transparente Logik im Prozess gewährleistet und immer drittgeprüft durch externe Validierer und Verifizierer wie z.B. SGS oder TÜV. Im Jahr 2021 kompensierten Unternehmen und Privatpersonen 3.748.483 Tonnen CO2-Emissionen mit myclimate. Gleichzeitig wurden 2.417.589 Tonnen zertifizierte CO2-Emissionsreduktionen aus myclimate Klimaschutzprojekten generiert. Das ist ein absoluter Rekord, selbst in den ersten zehn Jahren, seit myclimate seine Tätigkeit aufgenommen hat, wurden nicht so viele Tonnen CO2 kompensiert wie allein im Jahr 2021.

Ghezzo: Und wenn Sie über die letzten 20 Jahre Bilanz ziehen?

Fuchs: Seit Gründung von myclimate wurden insgesamt über 13,46 Millionen Tonnen CO2 in weltweiten Klimaschutzprojekten kompensiert. 20.000 permanente Jobs wurden geschaffen, mehr als 3,3 Mrd. Liter Trinkwasser aufbereitet. 9,1 Millionen Menschen profitieren direkt in ihrem täglichen Leben von myclimate Projekten.

Ghezzo: Kompensationszahlungen klingen teilweise nach Greenwashing. Wie sehen Sie das und wie gehen Sie damit um?

 

Fuchs: Greenwashing wird heutzutage sehr inflationär gebraucht. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt,  perfekt ist heutzutage kaum ein Unternehmen. Wirkliches Greenwashing funktioniert heute aber schwer, das wird rasch von Kund*innen und der Öffentlichkeit decodiert. Kompensation allein ist besser als Nichts zu tun, reicht aber bei weitem nicht aus, sondern muss mit Emissionsreduktion im eigenen Entscheidungsbereich kombiniert werden. Wirksam als Brückentechnologie ist sie dann, wenn sie einher geht mit einer klaren integrierten Vermeidungs- und Reduktionsstrategie.

Ghezzo: Sich Freikaufen kann aber das Energiesparen und CO2-Reduktionen nicht völlig ersetzen, oder?

Fuchs: Korrekt, es braucht beides. Kompensation hat aber sehr wohl eine Berechtigung, denn: Das Klima ist ein globales System. Wo CO2-Emissionen entstehen, ist sekundär, auf die Gesamtbilanz kommt es an. Wenn man einen Flug kompensiert, dann verschwinden diese Emissionen dadurch nicht, es werden aber im gleichen Maße Emissionen anderswo verhindert. Die Bilanz bleibt ausgeglichen. Es sollte das Ziel sein, dass die freiwillige Kompensation überflüssig wird: Durch saubere technologische Innovation und eine verbindliche Einpreisung von CO2 Emissionen. Diese Mittel sollten zu 100 % zweckgebunden in den Klimaschutz fließen, dann würde die freiwillige Kompensation nicht mehr gebraucht.

Ghezzo: Haben Sie Tipps für Unternehmen, die sich mit ihrem CO2 Footprint auseinandersetzen?

Fuchs: Unternehmen, die sich heute schon im Klimaschutz einsetzen, agieren vorausschauend und sind für die Einführung eines verbindlichen CO2-Preises vorbereitet. Gleichzeitig positionieren sie sich mit einer klaren Klimastrategie als verantwortungsbewusstes Unternehmen am Markt und gewinnen so Wettbewerbsvorteile. Sie entsprechen damit den Erwartungen von Kund*innen, Lieferanten, Investoren und Mitarbeiter*innen.

YOU CAN ONLY MANAGE WHAT YOU HAVE MEASURED: Eine Firmenberatung beginnt in der Regel bei einer Berechnung des unternehmenseigenen Fußabdruckes. Hieraus ergeben sich dann Maßnahmen zu dessen Senkung, kurz-, mittel- und langfristig. Mitarbeitende sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, in Unternehmen aber auch im privaten Bereich. Diese werden in den Unternehmen zu Ambassadoren für mehr Nachhaltigkeit.

Treffen Sie Christof Fuchs und das Team von myclimate auf unseren Fachkonferenzen! Melden Sie sich gleich an

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