VUCA: Wie sich Unternehmen der komplexen und vagen Welt stellen

von

Liebe Leserinnen und Leser

Auch wenn der Begriff VUCA in Österreich noch nicht so verbreitet ist, wie in Deutschland oder im angelsächsischen Bereich, so prägt das was er beschreibt auch unsere wirtschaftliche Situation. Komplexität und Unsicherheit machen klare Entscheidungen schwierig (siehe: Die 10 größten Herausforderungen der Immobilienwirtschaft). Standardisierung und Effizienzsteigerungen sind nicht mehr wichtigstes Credo. Mut zu entscheiden, Flexibilität und Lernfähigkeit – das sind die neuen Tugenden. In unseren Beratungsprojekten erlebt meine Frau Gudrun, dass die Top Manager aus internationalen Unternehmen sich ganz intensiv mit VUCA beschäftigen. Deswegen habe ich mich mit ihr darüber unterhalten, wie ihre Kunden in der weiten Welt da draußen auf das Phänomen VUCA reagieren. (näheres zum Begriff VUCA finden Sie hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Volatility,_uncertainty,_complexity_and_ambiguity)

A: Du begleitest beratend Unternehmen – teilweise seit über 10 Jahren. Seit einiger Zeit geistert der Begriff VUCA herum. Wie sehr nehmen das große Unternehmen ernst? Oder handelt es sich um ein Modewort, ohne tatsächliche Konsequenzen für die unternehmerische Realität?

G: VUCA – das ist die Bezeichnung unseres derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Umfelds und bedeutet ausgeschrieben „Volatile – Uncertain – Complex – Ambiguous“ – beschreibt also die Volatilität, die Unsicherheit, die Komplexität und die Vieldeutigkeit unserer Welt. Und ja, die Unternehmen nehmen es durchaus ernst, und haben schon längst ihre Strategien angepasst und ihre Weichen gestellt. Das müssen sie auch, weil es gerade ihr Nachteil ist, durch die Größe an Wendigkeit einzubüßen.

A: Wie reagieren Unternehmen darauf?

G: Es wird mehr und mehr zur strategischen Führungsaufgabe, sich selbst ein Bild über mögliche kommende Trends zu machen. Recherchen schön und gut, aber welchem Bericht, welchem Zukunftsforscher, welchem Tweet, welchem Blog (J) soll man Glauben schenken? Das ist der erste Teil der VUCA Welt: Da gibt es nicht DIE Zukunft; die hat so viele Gesichter, und der Glauben an die eigene Fähigkeit, die richtigen Filter anzuwenden, muss gestärkt werden.

Unternehmen stellen sich wieder flexibler auf. Das betrifft nicht die Anzahl der Mitarbeiter, das war noch vor 5 oder 10 Jahren ein Trend, wo man einen gewissen Prozentsatz der Belegschaft durch Leiharbeitskräfte besetzt hat, um rasch wachsen und schrumpfen zu können, wie es die wirtschaftliche Lage verlangte. Heute besteht Flexibilität in den eigenen Strukturen, in den Prozessen, aber die Flexibilität wird auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorausgesetzt, die für mehr als nur eine bestimmte Position kompetent sein müssen.

A: Das bedeutet radikale Änderungen im Mindset. Braucht man dafür nicht auch eine neue Art von Mitarbeiter?

G: Nein, das glaub ich nicht. Noch nicht. Die Starre in den herkömmlichen Organisationsformen hat bisher so viele Talente und Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter außer Acht gelassen, dass hier nun die Chance besteht, echte Schätze zu heben. Was es allerdings braucht, ist die Veränderungsbereitschaft auf allen Seiten, die aktive Gestaltung der Kultur, in der die Veränderung auch stattfinden kann und von allen als Wachstum wahrgenommen wird.

A: Welcher organisatorischen Änderungen bedarf es?

G: Prozesse und Spielregeln etablieren, die nützen! Gleichzeitig darf der „zivile Ungehorsam“ als Wert wieder Fuß fassen. Wenn wir von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Flexibilität einfordern, Weitblick und Entrepreneurship, dann darf man sie nicht in enge Prozesskorsette zwängen. Das ist noch keine organisatorische Änderung per se, aber schon mal ein massiver Gedankenanstoß in Sachen Einstellung.

Organisatorisch müssen wir uns überlegen, ob es die klassische Rollenteilung Führungskraft-Mitarbeiter in Zukunft so noch geben wird. Themenführerschaft, Expertise, Fachliche Führung sind seit Erfindung der Matrixorganisation ohnehin nicht mehr notwendigerweise an eine Hierarchie gebunden. Die Zusammenarbeit der Zukunft könnte in flexiblen Teams bestehen, Teams, die je nach Situation und Aufgabenstellung für einen bestimmten Zeitraum und einen bestimmten Zweck zusammengesetzt werden, und sich danach auch wieder trennen. Da kann ich dann in einem Team der Fachexperte sein, im anderen die Leitungsfunktion innehaben, und im dritten vielleicht „nur“ zuarbeiten. Derartige Arbeitsprinzipien lebt uns die agile Welt bereits vor. Viele Aspekte sind hier jedoch noch nicht zu Ende gedacht – wie zum Beispiel die dementsprechend gerechte Entlohnung oder die Übernahme rechtlicher Verantwortung.

A: Wie gehen Nachhaltigkeit und VUCA zusammen?

G: Zunächst mal haben die beiden Begriffe ursächlich nichts miteinander zu tun. VUCA ist eine Tatsache, Nachhaltigkeit eine Notwendigkeit. Vor ein paar Jahren vielleicht war es noch ein Wert, ein Ideal, das hat sich aber geändert. Wir leben nach dem Klimaabkommen von Paris, das Aufkündigen der dritten Start- und Landebahn am Flughafen Wien aus Klimaschutzgründen ist hier ein prominentes Beispiel – egal, ob die Entscheidung revidiert wird oder nicht. Corporate Responsibility ist in Energieeffizienzgesetzen niedergeschrieben, und wird schlichtweg gesellschaftlich eingefordert.

Der schnelle Wandel der Technologien, der ja auch zunehmend Teil der VUCA Welt wird, lässt starre Konstruktionen schon rein wirtschaftlich nicht zu, Modularität von Anlagen, Gebäuden und Produkten wird zum Muss, um anpassbar zu sein. Richtig umgesetzt fördert das die Wiederverwendbarkeit und geht somit mit Nachhaltigkeit in Einklang. Digitalisierung ist ebenso ein Fakt, und ich glaube daran, dass am Ende des Tages die Ressourceneffizienz über den gesamten Produktlebenszyklus höher sein wird als sie heute ist. Nachhaltigkeit und VUCA scheinen also zusammenzukommen – ein glücklicher Zufall? Ich glaube nicht, denn Unternehmen brauchen gerade in volatilen Zeiten starke Werte, an denen sie sich ausrichten. Nachhaltigkeit ist dabei einer der Werte, der Stabilität und Anpassungsfähigkeit fördern kann.

Wenn Sie Fragen zum Thema VUCA und die Unternehmensrealität haben Sie sich austauschen wollen Sie sich als Führunsgteam eine Coaching Session oder ...

... Wenn Sie Fragen zum Thema VUCA und die Unternehmensrealität haben Sie sich austauschen wollen Sie sich als Führunsgteam eine Coaching Session oder eine Trainigseinheit gönnen wollen wenden Sie gleich direkt an Gudrun Ghezzo

 

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich hoffe dieser Beitrag war interessant für Sie. Nützen Sie die Möglichkeit für Kommentare und Feedback.

Herzlichst Ihr

Alexander Ghezzo

c Milifotos

Zurück