Trinkwasserhygiene erhalten und Wasser sparen in öffentlichen Liegenschaften
Das Bewusstsein für die endliche Ressource Wasser steigt immer weiter an. Wasser sparen wird immer wichtiger. Es schont nicht nur die Umwelt, sondern bietet auch finanzielle Einsparmöglichkeiten. Welche Maßnahmen Gemeinden ergreifen können, um Wasser zu sparen und welche weiteren Einsparungen sich dadurch ergeben, erläutert Walter Berger, Geschäftsführer der Schell Tochtergesellschaft Schell Austria Armaturen GmbH im Interview mit Gudrun Ghezzo.
Gudrun Ghezzo: Wie groß ist das Einsparungspotenzial an Wasser typischerweise in Gemeinden, wenn man hier alle öffentlich verwalteten Gebäude und Infrastruktur zusammenrechnet?
Walter Berger: Das ist in der Regel von den Gebäuden und der entsprechenden Nutzung abhängig. Fakt ist, dass bereits mit kleinen Veränderungen deutlich Wasser eingespart werden kann. Im Bestand lässt sich beispielsweise allein durch den Einsatz berührungsloser Armaturen im Vergleich zu regulären Einhebelmischern bis zu 70 Prozent Wasser sparen, und das bei gleichbleibendem Nutzungskomfort. Nicht selten vergessen Nutzer beispielsweise während des Einseifens der Hände beim Händewaschen den Wasserfluss zu stoppen - das treibt den Verbrauch unnötig in die Höhe und steigert vor allem bei Warmwassernutzung die Energiekosten. Intelligente Selbstschluss- und insbesondere Sensor-Armaturen des Armaturenherstellers Schell unterstützen Verbraucher bei einem schonenden Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser. Bei Sensor-Armaturen fließt nur Wasser, wenn es wirklich benötigt wird. Damit lässt sich der Wasserverbrauch mit berührungslosen Armaturen im Vergleich zu herkömmlichen Einhebelmischern um bis zu 70 Prozent senken. Die Umrüstung amortisiert sich also bereits innerhalb kurzer Zeit. Berührungsarme Selbstschluss-Armaturen stoppen den Wasserfluss nach voreingestellter Zeit automatisch. Wie hoch das individuelle Einsparpotenzial für einzelne Gebäude ist, können Verantwortliche in nur wenigen Klicks mit dem Schell Wassersparrechner herausfinden. Dieser berechnet anhand der Nutzungen pro Tag und der Nutzungstage pro Jahr die Einsparungen, die eine Umrüstung mit sich bringt.
Dabei können Gemeinden den Wasserverbrauch nicht nur am Waschtisch senken. Schell bietet ein breites Sortiment an wasser- und energiesparenden Armaturen für verschiedenste Anwendungsbereiche. So lassen sich auch Duschen, WCs oder Urinale mit sensorgesteuerten Lösungen ausstatten. Für Teeküchen - beispielsweise in Bürogebäuden - gibt es die passende Küchenarmatur.
Bei Neubauten kann der Grundstein für eine wassersparende Nutzung bereits bei der Planung der Trinkwasser-Installation gelegt werden: Wird die Trinkwasser-Installation hier besonders ‚schlank‘ geplant, verringert sich das Wasservolumen in den Leitungen. Auch damit wird - neben dem Einsatz sensorgesteuerter Armaturen - Wasser gespart, da die Wassermenge zur Durchführung von Stagnationsspülungen deutlich reduziert wird. Diese Maßnahme ist wichtig für den Erhalt der Trinkwassergüte. Wird die Nutzung der Entnahmestellen einer Trinkwasser-Installation in Österreich länger als 96 Stunden unterbrochen, muss der Wasserwechsel entweder manuell oder automatisiert, z. B. über ein Wassermanagement-System, durchgeführt werden, um die Trinkwassergüte zu erhalten.
Gudrun Ghezzo: Wie gut wissen die Verantwortlichen in der Regel darüber Bescheid?
Walter Berger: Die Sensibilität für das Thema Wassersparen steigt immer weiter an. Es rückt zunehmend in den Fokus der Verantwortlichen. Immer häufiger wird beispielsweise mit sensorgesteuerten Armaturen geplant oder ein Wassermanagement-System verbaut. Bei Planung und Umsetzung dieser modernen und zukunftsweisenden Produkte stehen mein Team und ich Fachhandwerkern, Planern und Betreibern stets beratend zur Seite. Die Praxis zeigt, dass unsere Produkte und Systeme einfach zu installieren sind und sich die Montage selbsterklärend durch einen Fachbetrieb durchführen lässt. Die Inbetriebnahme des Wassermanagement-Systems übernimmt zum Abschluss ein Kollege vor Ort gemeinsam mit dem Kunden. Grundsätzlich gilt also, dass wir jeweils individuell beraten und helfen. Darüber hinaus bieten wir in unserem eigenen Showroom in Wien auch Regelwerks- und Produkt-Schulungen für Planer, Architekten, Installateure, Großhandel und Betreiber an.
Gudrun Ghezzo: Wir haben Berge, Quellen und ausreichend Regen: Wie stark sind wir uns als Gesellschaft - von Groß bis Klein - dessen bewusst, dass Wasser eine endliche Ressource ist?
Walter Berger: Sicherlich sind wir in der DACH-Region besonders privilegiert, aber auch für uns werden die Ausmaße des Klimawandels immer deutlicher spürbar. Die Gletscher schmelzen, das Wetter verändert sich. Das Bewusstsein wird in allen Bereichen immer größer, die Sensibilität für das Thema und jede noch so kleine Stellschraube, an der wir drehen können, sind entscheidend.
Gudrun Ghezzo: Welche Tipps zum Wassersparen hast Du?
Walter Berger: Was viele nicht wissen: Mit einem perfekt einregulierten Eckventil lassen sich - wortwörtlich „im Handumdrehen" - bis zu 40% Wasser und Energie einsparen. Ermöglicht wird die enorme Wasserersparnis durch die clevere Regulierfunktion der Schell Eckventile: Im Gegensatz zu beispielsweise Absperr-Kugelhähnen können die Durchflussmengen von Kalt- und Warmwasser damit individuell angepasst und unterschiedliche Leitungsdrücke ausgeglichen werden. So lässt sich der Wasserverbrauch von Armaturen mit nur wenigen Handgriffen wesentlich beeinflussen und reduzieren. Wie bereits erwähnt, sind Sensor-Armaturen ebenfalls ein einfacher Weg, um Wasser zu sparen ohne dabei Komfort einzubüßen. Das Wasser läuft nur dann, wenn es gebraucht wird und stoppt automatisch, sobald die Hände den Sensorbereich verlassen. Sinnvoll ist hier der Einsatz unseres SSC Bluetooth®-Moduls. Denn um die Vorteile elektronischer Armaturen bestmöglich nutzen zu können, müssen diese anforderungsgerecht parametriert werden. Weitaus einfacher als eine manuelle Parametrierung, erweist sich die Einstellung mithilfe des per App steuerbaren SSC Bluetooth®-Moduls. Die praktische kleine Steuereinheit lässt sich auf zwei verschiedene Arten nutzen: Als mobiles Programmierwerkzeug oder fest an der Armatur installiert. Bei der Nutzung als mobiler „Maulschlüssel“ lassen sich Parameter wie z. B. Sensorreichweite, Nachlaufzeit und Stagnationsspülungen schnell und einfach via App parametrieren. Wurde eine Parametrierung einmal angelegt, kann sie auf Armaturen des gleichen Bautyps übertragen werden - das spart Zeit, Arbeitsaufwand und Kosten. Bei Festinstallation des Moduls zwischen Stromquelle und Armatur kann der Betreiber zusätzlich zeitgesteuerte, automatische Spülungen auslösen. Das bedeutet, er kann zum Beispiel die in Österreich vorgeschriebenen 96 Stunden einprogrammieren. Darüber hinaus können Daten ausgelesen und als CSV-Datei zur Verfügung gestellt werden. So wird der hygienische, effiziente und ressourcenschonende Betrieb der Trinkwasser-Installation erleichtert.
Gudrun Ghezzo: Trinkwasserhygiene ist Versorgersache - bis zur Wasseruhr: wie könnt Ihr die Hygiene auf Verbraucherseite sicherstellen / verbessern?
Walter Berger: Im Wesentlichen bieten wir drei unterschiedliche digitale Lösungen an: von einzelnen Armaturen, die selbstständig Stagnationsspülungen durchführen können, über das SSC Bluetooth®-Modul bis hin zum ganzheitlichen Wassermanagement-System SWS. Unsere elektronischen Armaturen führen Stagnationsspülungen - nach entsprechender Einstellung - automatisch durch - 24 Stunden nach der letzten Nutzung oder alle 24 Stunden. Die individuelle Programmierung kann an jeder Armatur erfolgen. Es gibt aber auch, wie bereits erwähnt, die Möglichkeit, die Armaturen komfortabler zu parametrieren: mit dem SSC Bluetooth®-Modul. Dieses wurde beispielsweise im Sportpark Klagenfurt, einem modernen Multifunktionssportzentrum mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten, eingesetzt. Im Zuge einer Modernisierung wurden die sanitären Anlagen der Sportstätte mit neuen Waschtisch-Armaturen und Duschpaneelen von Schell ausgestattet. Zur Parametrierung sowie Steuerung und Dokumentation automatischer Stagnationsspülungen kamen 42 SSC Bluetooth®-Module zum Einsatz.
Noch komfortabler und umfassender sowie zusätzlich zentral, lässt sich die Programmierung mit dem Schell Wassermanagement-System SWS einrichten und anpassen. Auch die Dokumentation von Nutzungen sowie Stagnationsspülungen lässt sich zentral einsehen. SWS unterstützt den Erhalt der Trinkwassergüte - bei Bedarf nicht nur zeit- sondern auch temperaturgesteuert mit Sensoren. Eckventile mit Temperaturfühler lösen Stagnationsspülungen aus, wenn Abweichungen von den Solltemperaturen PWC und PWH, erkannt werden, die die Trinkwasserhygiene gefährden würden. Alle elektronischen Armaturen und Sensoren werden via Kabel und/oder Funk vernetzt und über einen oder mehrere Server systematisch verwaltet. So ist ein dauerhaft hygienisch einwandfreier Betrieb der Trinkwasser-Installation einfach zu realisieren - an allen wesentlichen Entnahmestellen im (halb-)öffentlichen und gewerblichen Bereich. Praktisch: Sowohl das Wassermanagement-System SWS als auch das SSC Bluetooth®-Modul sind für die Nachrüstung in Bestandsgebäuden optimal geeignet. Durch die automatisierte Durchführung von Stagnationsspülungen kann zudem ebenfalls Wasser eingespart werden. Der Grund: Automatisiert umgesetzte Spülvorgänge sind viel genauer und ohne zusätzlichen Aufwand gleichzeitig möglich. So wird Wasser höchst effizient eingesetzt. Möchte der Facility Manager dies in der Praxis händisch umsetzen, muss er nach und nach alle Armaturen einer Spülgruppe öffnen. Erst wenn bei allen das Wasser fließt, beginnt die gleichzeitige Spülung. Danach muss er zurück gehen und alle Armaturen dieser Spülgruppe wieder schließen, um dann mit der nächsten Spülgruppe wieder zu beginnen. Der Wasserverbrauch dieser manuellen Spülungen ist somit deutlich höher und hat wiederkehrende Personalkosten zur Folge.
Gudrun Ghezzo: Warum liegt Dir persönlich das Thema „Wasser“ am Herzen?
Walter Berger: Das ist nicht in einem Satz gesagt. Wasser ist das Sinnbild des Lebens, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Wir dürfen nie vergessen: Wasser ist unser Lebensmittel Nummer 1. Damit einher geht natürlich auch die Bewahrung dieses wichtigen Gutes, also einer Ressource, die nicht verschwendet werden sollte. Es hat einen hohen Stellenwert und kann auch als Gold der Zukunft bezeichnet werden. Zugleich zeigt es mir persönlich auch immer meine Verantwortung für die Gesundheit, da wir von Schell mit unseren Produkten einen Beitrag zum Erhalt der Gesundheit der Nutzer leisten.