Solar: Erneuerbare Energiesysteme zum Schutz vor explodierenden Energiekosten – aktuelle Trends, Herausforderungen und Lösungen
2021 hat Alexander Friedrich von Gasokol mit dem Hybridkollektor Solar One von 3F Solar den GBB Award in der Kategorie Produkte gewonnen. Die Thematik der Energiekosten hat dieses Jahr das Thema Solar noch mehr in den Brennpunkt gestellt. Gleichzeitig verhindern die Lieferkettenproblematik und die hohe Auslastung der Installateure rasche Lösungen. Wir haben Alexander gefragt, wie welche Trends, Herausforderungen und Perspektiven er sieht.
Ghezzo: Energiepreisexplosion, geächtete fossile Brennstoffe und trotzdem ist unser Immobilienbestand abhängig von den klassischen Energieträgern, wenn es um Wärme und Kälte geht. Was können denn Immobilienbesitzer tun um die Abhängigkeit zu verringern?
Friedrich: Die Energieressourcen vor Ort nützen. Die Sonne ist überall anzapfbar und man kann Wärme und Strom aus der Sonnenenergie ernten.
Solarsysteme können einen relevanten Anteil des Energiebedarfs eines Gebäudes decken und tragen so zur Unabhängigkeit maßgeblich bei.
Und weil sie Kälte ansprechen. Die kann man auch über Solarwärme erzeugen: Solar Cooling! Die Wärme aus Solarkollektoren wird mittels einer Absorptionskältemaschine in Kälte umgewandelt. Wir betreiben an unserem Produktionsstandort so eine Anlage schon über 10 Jahre. Im Sommer kühlen wir mit unserer Solaranlage und im Winter heizen wir.
Ghezzo: Wie schaut es mit den Jahreszeiten aus? Im Winter erzeugt man wenig Strom mit Solar und damit auch wenig Wärme?
Friedrich: Richtig, die Sonnenstunden sind im Winter naturgemäß weniger. Da ist die Energieerzeugung dementsprechend gering. Wir sehen bei unseren Projekten, dass der Energiebedarf der Objekte die möglichen solaren Produktionsflächen übersteigt. Das bedeutet, dass die Solarsysteme den Verbrauch von März bis Oktober, von Mai bis September teilweise zu 100%, gut abdecken.
Es gibt aber auch Konzepte, wo die Solarwärme aus dem Sommer mit Speichern in den Winter gebracht wird. Im Neubau können mit Solarwärme, Bauteilaktivierung und Geothermie schon großartige Ergebnisse erreicht werden.
Andererseits möchte ich hier noch die Solarthermie-Fassade erwähnen. Bei niedrigem Sonnenstand im Winter ist die Effizienz der Solarthermie in / bzw. an der Fassade sehr gut. Und Schnee bleibt dort auch nicht liegen 😉
Ghezzo: Wie steht es denn bei Euch mit den Lieferketten? Ihr selbst habt ja auch stark auf lokale Lieferanten gesetzt. Macht sich das jetzt bezahlt?
Friedrich: Ja das macht sich bezahlt, aber abkoppeln können wir uns da auch nicht. Wir konnten jedoch mit unserem Produktportfolio bei Solarkollektoren flexibel reagieren und sind /bzw. waren immer lieferfähig. Aber die Unplanbarkeiten sind und bleiben eine Challenge.
Ghezzo: Energiegemeinschaften und lokale Netzwerke in Sachen Wärme: wie relevant ist das schon in der Praxis?
Friedrich: In Österreich gibt es schon ca. 2500 Biomasse Heizwerke, die meist kleinere Nahwärmenetze betreiben. Somit sind lokale Nahwärmenetze sehr relevant und werden in Zukunft noch wichtiger. Wir konnten bei rd. 20 Heizwerken auch schon Solarkraftwerke errichten, die den Sommerbetrieb teilweise vollständig abdecken. Das spart wesentlich Biomasse ein, die für den Winterbetrieb verwendet werden kann. Wieder eine perfekte Anwendung für die Solarwärme.
Ghezzo: Was sind spannende aktuelle Projekte an denen Ihr gerade dran seid?
Friedrich: Da gibt es einige spannenden Solarlösungen vom Wohnbau, über Gewerbe, Hotellerie und auch die erwähnten Nahwärmenetze. Vielleicht sind wir Sunnytäter von GASOKOL da immer euphorisch, weil jedes Solarsystem gut und sinnvoll ist.
Ghezzo: Wie steht es um Forschung und Entwicklung? Hat man in dieser überhitzten Phase noch Zeit dafür?
Friedrich: Wir haben intern laufende Entwicklungsthemen, die wir auch nicht vernachlässigen wollen. Für uns ist wichtig am Puls der Zeit, oder eher davor, zu sein. Aber ja, das Tagesgeschäft fordert uns auf allen Ebenen.