Kreislaufwirtschaft ist die einzig mögliche Zukunft – Aluminium als Werkstoff in einer Zeit von Energiepreisexplosion und brüchigen Lieferketten
Die moderne Welt funktioniert mit Aluminium. Vom Auto bis zur Getränkedose ist unser Alltag kaum ohne den Werkstoff vorstellbar. Auch das Aussehen moderner Gebäude ist geprägt durch die Flexibilität, Formbarkeit, Widerstandsfähigkeit und Leichtigkeit von Aluminium. Schattenseite: in der Neuproduktion und im Recyclingprozess wird viel Energie gebraucht.
Alexander Riemer ist Prokurist bei AluKönigStahl und setzt sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen intensiv damit auseinander, was Nachhaltigkeit bedeutet und wie das Unternehmen umweltbewusst erfolgreich sein kann.
Ghezzo: Welche Rolle spielt recyceltes Aluminium?
Riemer: Recyceltes Aluminium spielt eine Hauptrolle, denn wir arbeiten – siehe die vorige Frage und Antwort – ständig mit recyceltem Aluminium. Es wird allerdings noch auf Jahre hinaus weit mehr Aluminium benötigt als recycelt zur Verfügung steht. Das deshalb, weil es sich eben um einen leichten und immer wieder recycelbaren Werkstoff handelt. Hier schließt sich die Kette: Weil der Werkstoff in der Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie äußerst wichtig ist und damit dort die CO2 Werte reduziert.
Aluminium wird als sogenanntes „post-consumer“ Material recycelt, kommt also vom Ort der Nutzung retour (verschrottete PKW, Dosen, Aluminiumfenster/Türen/Fassaden, …) und auch als sogenanntes „pre-consumer“ Material. Letzteres ist Restmaterial aus Produktionsstätten, das vor der Nutzungsphase direkt in den Wertstoffkreislauf zurückfließt. Viele Produktionsvorgänge sind technisch so aufgebaut, dass pre-consumer Material übrigbleibt bzw. übrigbleiben muss.
Quelle: www.alukoenigstahl.at
Ghezzo: Energie wird teuer bleiben. Lieferengpässe bei Rohstoffen sind an der Tagesordnung. Was bedeutet das für ein Unternehmen wie AluKönigStahl?
Riemer: Wir haben auf Lieferengpässe mehrere Antworten. Einerseits arbeiten wir langfristig mit mehreren Lieferanten zusammen, um solche Situationen gut abfedern zu können, andererseits puffern wir solche Zeiten über höhere Lagerstände ab. Zumindest schöpfen wir alle Möglichkeiten aus, das zu tun. Lieferzeiten können sich ab und an verlängern, grundsätzliche Versorgungsprobleme blieben bislang aus.
Auf Energiepreise haben nur wenige Player Einfluss. Der Markt bietet allerdings verschiedene Möglichkeiten: Es wird in verschiedenen Regionen produziert, und während man in flussreichen Regionen umweltbesser (wir vermeiden „umweltfreundlich“) über Wasserenergie, arbeitet wird anderswo mit Kohle und Erdgas gearbeitet.
Wir haben unsere Augen und Ohren ständig offen und orientieren uns neben marktwirtschaftlichen Aspekten auch an zusätzlichen Forderungen der Abnehmer und unseren eigenen Anforderungen.
Ghezzo: Welche Initiativen und Projekte in Sachen Nachhaltigkeit setzen Sie um, bzw. sind in Planung?
Riemer: Als Handels- und Logistikbetrieb von technischen Produkten freuen wir uns, mit Vorlieferanten und Partnern zusammenzuarbeiten, die jede Menge Arbeit und Geld in die Reduktion umweltbelastender Einflüsse stecken. Schüco beispielsweise reduzierte dessen CO2 Ausstoß im ersten Impuls der vergangenen Jahre um 60%. Das geschieht durch besser gestaltete Gebäudenutzung, überdachte Transportlogistik und – bei uns aufgrund der Dokumentation ein spezieller Bereich – über Reduktion von Papier und Druck. Alles begleitet von Digitalisierung und damit Fehlerreduzierung diverser Bereiche. In den nächsten etwa drei Jahren werden wir unsere Profile auf den niedrig möglichsten CO2 Level gesenkt haben.
Ghezzo: Wie steht es um die gesetzlichen Rahmenbedingungen?
Riemer: Gesetzliche Rahmenbedingungen sind einzuhalten. Es gibt von dieser Seite noch jede Menge Pouvoir. Für den Baubereich gesprochen bietet die europäische Bauproduktenverordnung (die auch österreichische Teilnehmer mitverhandeln) sieben Schwerpunkte. Nachhaltigkeit steht hierbei an letzter siebter Stelle und hierzu gibt es auch (aktuell noch) die wenigsten Regelungen. Sobald wir uns – dem Namen gebührend – wirklich mit Nachhaltigkeit beschäftigen … heißt: Planung mit Bedacht auf die Nutzungsphase, heißt: Wartung, heißt: Reparatur, heißt: Tauschen nur wenn wirklich nötig … werden jede Menge zusätzliche Tonnen CO2 eingespart werden.
Ghezzo: Welche Potentiale sehen Sie in der Kreislaufwirtschaft?
Riemer: Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft und es ist die einzig mögliche Zukunft. Unsere Wirtschaft hat in diesem Bereich (siehe letzte Frage) jede Menge Möglichkeit und noch mehr zu tun. Sobald es als a) erforderlich angesehen wird, b) gesetzlich gefordert wird und c) anders unmöglich wird, werden Verfahren und Kosten etabliert und auch akzeptiert und der Markt wird sich auf neuen Preis-Leveln bewegen. Neue Preis-Level können höher und auch niedriger sein, es hängt davon ab, wann wir umstellen und es hängt vor allem von der Betrachtungsweise und vom Betrachtungszeitraum ab. Relevant ist aktuell, dass in Sachen Energiepreise eine europäische Lösung gefunden wird, die die aktuell vorherrschenden Preissteigerungen stoppt und so eine vernünftige Energiepolitik sicherstellt.