Das war die CLOSE THE CIRCLE III - Kreislaufwirtschaft mit Rückenwind aus Politik und Wirtschaft

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In unserem Unternehmen haben wir Leitmotive: wissen rockt! … und Nachhaltigkeit lohnt sich. Und die CLOSE THE CIRCLE ist wohl die optimale Kombination von beiden. Der Transformationsprozess braucht Wissen, Austausch und Netzwerk. Und dass sich die Konferenz auch lohnt, zeigt das volle Haus. Natürlich darf man nicht nur Spinat predigen und Steak essen. Deswegen war das die erste zur Gänze vegetarische Konferenz von Ghezzo – sicherlich aber nicht die letzte!

Kreislaufwirtschaft wird als Alternative zu einer Wirtschaftsform betrachtet, bei der quantitatives Wachstum alles bestimmt. Sie kann dem Wirtschaftsstandort Europa und Österreich helfen, Abhängigkeiten abzuschütteln, wertvolle Ressourcen zu behalten und weiterzuverwenden und Arbeitsplätze zu schaffen. „Wir müssen die Wegwerfgesellschaft ad acta legen“, fordert gerade deshalb Leonore Gewessler, die wir auf unserer Konferenzbühne begrüßen durften.

Freigegebene Vorträge:

Alexander Riemer - Alukönigstahl Kreislaufwirtschaft bis zur letzten Konsequenz

Evelina Lunquist und Roswitha Sandwieser - Der Gugler-Weg zur Kreislaufwirtschaft

Hannes Thaler - Heinzel Group GELEBTE KREISLAUFWIRTSCHAFT

Josef Hackl - Consentis - CARBON FOOTPRINT BEWUSSTSEIN

Lisa Lettenbichler - myclimate NO GREENWASHING

Martin Schiefer- Schiefer Rechtsanwälte VERGABERECHT

Matthias Neitsch - ReUse Austria GELEBTE KREISLAUFWIRTSCHAFT

Doch das erfordert mutige Schritte und langfristiges Denken, weswegen sich eigentümergeführte Unternehmen tendenziell leichter tun. Johannes Gutmann – Gründer von SONNENTOR – erzählte von seiner Reise als Unternehmer. „Ich wollte leben und leben lassen, ich wollte Gleichgewicht.“ Er ist überzeugt, dass Emotionen in die richtige Richtung weisen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion - moderiert Reinhard Backhausen - mit Philipp Bodzenta, Director Public Affairs, Coca-Cola, Doris Felber, Franz Felber & Co. GmbH, Stefan Graf, Leyrer + Graf, Johannes Gutmann, Gründer, SONNENTOR, Till Reiter, Ludwig Reiter Schuhmanufaktur und Wolfgang Wimmer, TU Wien ging es darum, welche Führungspersönlichkeiten der Wandel braucht. Führungskräfte müssen Vorbilder sein, müssen erklären, was Maßnahmen bringen; und sie können sich auch darüber freuen, dass sich ihre Teams dann ebenfalls für das Thema begeistern und dem Unternehmen noch loyaler gegenüberstehen. Sustainability funktioniert top-down.

Kommunikation ist wichtig, aber nur Worte reichen nicht. Greenwashing fördert nicht nur nicht, es steht im Weg. Robert Hermann vom TÜV SÜD zeigt auf dem Podium, wie man die eigenen Umweltmaßnahmen objektiviert, vor allem in Hinsicht auf die immer stärker werdende Reglementierung und Überprüfungen. „Umweltaussagen kann jeder treffen, und nicht einmal die vielen Siegel, die es gibt, sind leicht durchschaubar. Zuverlässige und objektive Überprüfungen schaffen erst Transparenz!“

Science-based reporting ist dabei DAS Schlagwort, dem sich auch die folgende Podiumsrunde widmete: Cornelia Diesenreiter, Unverschwendet, Lisa, myclimate, Dieter Hundstorfer, AfB, Alexander Riemer, Alukönigstahl, halten fest: „Regulatorische Lücken auszunützen schadet der Sache der Nachhaltigkeit. Kompensationen sind nur eine sehr eingeschränkte Möglichkeit und können echte Dekarbonisierung nicht ersetzen.“

Alexander Riemer berichtet über den Werkstoff Aluminium: „Aluminium ist sehr oft rezyklierbar. Doch auch die technischen Verbesserungen gehen mit gestiegenen Ansprüchen einher.“

Gugler – ebenfalls ein Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft – kam zu Wort: Evelina Lundqvist und Roswitha Sandwieser zeigen, wie die Firma Gugler sich durch Nachhaltigkeit ein Alleinstellungsmerkmal gesichert hat, aber auch, wie schwer es ist, die extrem komplexen modernen Produkte von Schadstoffen freizuhalten.

Ein anderes Beispiel kommt von der Heinzl-Group. Dort ist Nachhaltigkeit, so Hannes Thaler, vor den ökonomischen Zielen gereiht. Es geht nicht um Wachstum, sondern um ein nachhaltiges Wirtschaften. Im Falle der Heinzel-Group funktioniert das innerhalb des Konzerns vor allem deshalb, weil auch ein Entsorgungsbetrieb Teil der Gruppe ist und somit die Verfügbarkeit des Altpapiers auch gesichert ist. Weitere Beispiele für zirkuläre und nachhaltige Businessmodelle brachten Gerald Heerdegen, Fahnen-Gärtner GmbH, Harald Mezler-Andelberg, Lindner und Matthias Neitsch, Re-Use Austria.

Natürlich geht es aber nicht nur um Unternehmen. Josef Hackl von Consentis meint, Konsumenten müssen mit ihrem Verhalten steuern. Nur so bekommt man echte Veränderung hin.

Dekarbonisierung diskutiert er mit Alexander Kainer, Pfeifer Holding, Gabriela Maria Straka, BRAU UNION ÖSTERREICH AG, Gundula Weber, AIT. Fazit: es gibt viele ambitionierte Ziele. Aber Klimaneutralität braucht noch jede Menge Innovation und Kapital. Ein faires und kluges Förderwesen ist dabei wesentlich.

Marktpositionierung ist das eine, Regulatorik das andere große Motiv für Unternehmen: Ab 2025 müssen auch mittelständische Unternehmen reporten und dazu braucht es die richtigen Zahlen und Know-how berichtet Eva Aschauer, Head of ESG | Partner Advisory, TPA.

Wie wichtig, dass Thema Kreislaufwirtschaft auch der österreichischen Bundesregierung ist, erfahren wir von höchster Stelle: „Es ist höchste Zeit, dass wir das Modell der Linearwirtschaft ad acta legen.“ und „Die die vorne dabei sind, belohnt das Leben. Die Zukunft liegt in grünen Prozessen, Produkten und Dienstleistungen.“, sagt Leonore Gewessler auf dem Podium der „Close the Circle III“. Doch dazu müssen sich die Unternehmen grundlegend in ihren Prozessen und Strukturen reformieren, neue Businessmodelle etablieren und auch den entsprechenden Mindset mitbringen.

Besondere Aufmerksamkeit braucht hier die Lieferkette, meint Martin Schiefer, Rechtsanwalt und Vergaberechtsexperte. Er diskutiert mit Markus Kraft, Hirsch Servo AG, Christoph Oberroither, voestalpine und Erich Benischek, Blaue Lagune. Transparenz ist schwer zu erzielen. Viel kann über richtiges Ausschreiben erzielt werden. Letztlich gilt, je lokaler, desto nachhaltiger und überprüfbarer… und auch sozialer, wie Martin Schiefer meint.

Zu guter Letzt hat Andreas Jäger einige schlechte Nachrichten über das Wetter und die klimatischen Veränderungen in Europa. Noch nie hat es gleichzeitig an so vielen Stellen gebrannt, noch nie war der Temperaturanstieg im Atlantik so schnell, noch nie haben wir in Europa solche Wetterkapriolen erlebt. Seine Botschaft: Wenn wir auf Innovation und Vernunft setzen, können wir immer noch das Schlimmste verhindern.

Eine erste Belohnung für Initiativen in Sachen Kreislaufwirtschaft ist der CTC Award. Gudrun Ghezzo und Martin Schiefer haben damit speziell zirkuläre Geschäftsmodelle ausgezeichnet, die sowohl ökologisch wertvoll sind als auch ein wirtschaftlich tragfähiges Modell darstellen. Denn Kreislaufwirtschaft ist eine äußerst komplexe Form der Nachhaltigkeit, aber auch die Form, die unseren Wohlstand und die Umwelt gleichzeitig zu erhalten. Der Award wurde in zwei Kategorien vergeben: Circle Closer – Unternehmen, die bereits aktiv Stoffkreisläufe schließen, und Circle-Enaber – Unternehmen, die Services oder technische Lösungen anbieten, durch die Kreislaufwirtschaft lebbar wird.

Ausgezeichnet wurden in der Kategorie Circle Closer das Startup MATR. Verena Judmayer und Michaela Stephen nehmen sich dabei dem Thema Matratzen in der Hotellerie an.

In der Kategorie Circle Enabler wurde WIDADO - Der Re-Use Marktplatz der österreichischen Sozialwirtschaft​ ausgezeichnet.

Als Top-Einreicher wurden außerdem ausgezeichnet:

  • NORNORM – Zirkuläres Büromöbel Abonnment
  • Madaster Austria
  • Brantner Slagtory Verfahren
  • Wopfingers Ökobeton

Den Award selbst, eine Uhr, hat Upcycling Künstler Andi Preiser aus alten Fahrradteilen gestaltet.

Fotocredit: Ghezzo / milifotos

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