Sicherheit in Unternehmen: Welche Risiken stecken im Gebäude und in der Organisation?

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Ivo Lagler kennt die Sicherheitsschwachstellen, die große und kleine Unternehmen oft übersehen – oder ignorieren. Und er weiß, wie man im Facility Management diese Risiken managed. Im Interview erzählt Ivo über seine Erfahrungen – vom ertappten Einschleichdieb zum „Social Engineering – und gibt Tipps in Sachen Unternehmenskultur, Technik und Datenschutz.

Ghezzo: Was sind für Dich die Bereiche in Sachen Sicherheit, die Unternehmen gerne übersehen?

Lagler: Stell dir vor, ein sehr gut gekleideter Mann, Anfang 30, geht mit dem Handy telefonierend im Unternehmen herum und spricht auf Englisch. Seine Zielstrebigkeit und sein Selbstbewusstsein gibt dir klar zu verstehen, er weiß wohin er gehen muss. Glaubst du, dass deine Mitarbeiter oder Du sich trauen ihn anzusprechen und zu fragen wohin er denn will? Eher nicht, oder? Und damit funktioniert der Prozess „Social Engineering“ bereits und dieser Mann kann dem Unternehmen großen Schaden zufügen, wenn er damit in Bereiche vordringen kann in denen er nichts zu suchen hat.

In Sachen EU-Datenschutzverordnung wird eine Risikoanalyse gefordert. Was schaust Du Dir dabei an?

Ich gehe durch das Unternehmen und schaue mir an wie die baulichen Schutzmaßnahmen aussehen und in welchem Zustand sie sind. Im Zuge des Rundganges evaluiere ich die technischen Sicherheitsanlagen und hinterfrage die organisatorischen Sicherheitsabläufe im Unternehmen.

Groß-Konzerne haben meist recht ausgeklügelte Krisenmanagement-Systeme. KMUs können da nicht wirklich mithalten. In welchem Umfang können auch kleine Unternehmen was tun?

KMU´s haben gegenüber den Großen den Vorteil, dass sie rascher auf Risiken reagieren können, sofern sie sich darüber im Klaren sind welche Risiken überhaupt bestehen. Auch haben sie den Vorteil, dass deren Mitarbeiter sich mehr mit dem Unternehmen identifizieren und damit Maßnahmen rascher umsetzbar sind. Die Zauberformel dabei heißt „gemeinsam“. Also gemeinsam erarbeiten welche Risiken mit welchen Maßnahmen minimierbar sind. Gemeinsam Verbesserungen durchführen, etc.

Auf deiner Website schreibst Du, dass outdated Sicherheitstechnik enormes Risiko birgt. Welche technischen Anlagen meinst Du damit genau? Gibt es Dinge die noch sehr üblich sind und eigentlich schon nicht mehr aktuell sind?

Eine veraltete Videoüberwachungsanlage, die noch dazu falsch bedient wird, weil die unterwiesenen Mitarbeiter ausgetauscht wurden, etc. stellen ein Risiko dar, dass oftmals nicht bedacht wird. Sich darauf zu verlassen, dass sicherheitstechnische Anlagen, die vor Jahren angeschafft und installiert wurden, immer zuverlässig arbeiten wäre ein Trugschluss. Diese Anlagen gehören genauso gewartet, instand gesetzt und an die ändernden Situationen angepasst wie haustechnische Anlagen, da sie sonst nicht das gewünschte Ergebnis liefern.

Viele Sicherheitsberater meinen, dass die eigenen Mitarbeiter das höchste Risiko darstellen, sei es durch Fahrlässigkeit, sei es durch betrügerische Absichten. Was meinst Du?

Dem stimme ich voll zu. Und es wird leider immer schlimmer. Auch je größer ein Unternehmen ist, desto größer sind auch diese Risiken, da der Mensch im Unternehmen nicht mehr den Stellenwert hat wie vor 50 Jahren. Damals war der wissende Mitarbeiter das höchste Gut im Unternehmen. Heute sind Mitarbeiter austauschbar und müssen flexibel sein.

Du hast ein Buch geschrieben zum Thema Sicherheit und Facility Management. Was war dabei für Dich die wichtigste Nachricht an die Leser?

Sensibel auf äußere Einflüsse zu reagieren. Ein Unwetter kann Schäden an der Bausubstanz des Unternehmens verursachen. Ein technischer Defekt an einer Anlage kann zu Notsituationen führen. Eine falsche Reaktion eines Mitarbeiters kann rechtliche Folgen für das Unternehmen nach sich ziehen. Sich darauf vorzubereiten kommt immer billiger als dann den eigentlichen Schaden abwickeln zu müssen.

Hast Du vielleicht eine interessante Anekdote aus Deiner Praxis, die für Dich so ein richtiges Aha-Erlebnis war?

Einen Einschleichdieb auf frischer Tat ertappt zu haben hat mir gezeigt, wie die polizeiliche Arbeit funktioniert, was die Beamten brauchen, damit die Ermittlungen auch zu einer Verurteilung führen und wie komplex die Aufbereitung für das Gericht sein kann.

Hier können Sie das Buch „Gebäudesicherheit als Facility Management Aufgabe“ bestellen.

Mehr über FSS Consulting:

Hören Sie mehr und treffen Sie Ivo Lagler persönlich auf der best(and)IMMO #6

 

 

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