Energie aus Wasserstoff – eine Expertenrunde betrachtet die Zukunftschancen

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Nachhaltigkeit, Klimaziele, Innovation, Sicherheit, Dekarbonisierung, …  sind nur einige Schlagworte, die rund um das Thema ranken. Eine hochkarätige Runde von Experten seitens Regierung, Innovation und Forschung, sowie Anwendung und Sicherheit hat sich des Themas im Detail angenommen. Weit über 100 Interessierte haben an diesem TÜV SÜD Online Impuls teilgenommen.

 Jürgen Streitner, der im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie die Abteilung „Grundsatzfragen der Energiewende und Sektorkopplung“ leitet, zeigte gleich zu Beginn die ambitionierten Ziele, Potenziale und die Rolle Österreichs im Europäischen Vergleich auf.

„Erneuerbarer Wasserstoff wird eine wichtige Rolle spielen, um Klimaneutralität 2040 zu erreichen. Aktuell liegt der Wasserstoffverbrauch in Österreich bei 4,6 TWh – in einem klimaneutralem Österreich wird der Bedarf in der Industrie enorm steigen, teilweise auch im Schwerverkehr. Im Lichte dessen muss auch die Gasinfrastruktur neu gedacht werden“, so Herr Streitner.

Um die Maßnahmen für erneuerbaren Wasserstoff in Österreich entsprechend umzusetzen, braucht es nicht nur strategische Pläne, sondern konkrete Förderprogramme für F&E, H2 Mobilität und Geschäftsmodelle. Es braucht den gezielten Aufbau von Infrastruktur, damit der Markt entsprechend hochlaufen kann. All das muss unter dem Spirit eines Level Playing Fields aller Beteiligten stattfinden können; ebenso müssen die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Industrie kommt eine ganz spezielle Rolle in der Erreichung der Klimaneutralität zu: Allein in der Stahlindustrie liegt der H2-Bedarf über 16 TWh.  Mehr zum Thema

Robert Paulnsteiner (Verbund) und Axel Sormann (K1-MET) liefern an dieser Stelle gleich Antworten und Best Practices: Sowohl in Donawitz als auch in Linz setzt man bei der Stahlerzeugung in der VOEST Gruppe auf die Zukunft: „Das europäische Flaggschiff Projekt „H2FUTURE“, das in einem Projektkonsortium aus Forschung und Industrie umgesetzt wird, liefert derzeit schon permanent 6MW bei einem Gesamtwirkungsgrad von 75%“, präsentiert Herr Paulnsteiner stolz die Ergebnisse. Mehr zum Thema

Axel Sormann geht technologisch tiefer ins Detail und stellt eine Breakthrough-Technologie vor: „Allein, wenn das aus Erz gewonnene Eisen über erdgasgebundene Direktreduktion gewonnen werden kann, spart man sich 40% der Energie. Wenn diese Direktreduktion nun mit Wasserstoff erfolgen kann, erreichen wir sofort die für 2050 geforderten Ziele der Energiereduktion um 80%.“

 

Auch die Fragen der Mobilität durch grünen Wasserstoff kommen nicht zu kurz:

Die Rolle der Bahn als energieeffizientes und klimafreundliches öffentliches Verkehrsmittel ist allen klar, doch nur 70% des Streckennetzes ist derzeit elektrifiziert – ein potenzielles Einsatzgebiet für Wasserstoffenergie. „Für uns als ÖBB sind 2 Dinge klar: Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge werden dort zum Einsatz kommen, wo es wirtschaftlich und technologisch alternativenlos ist – und es wird nur grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen“, fasst Bertram Ludwig (ÖBB) die Strategie zusammen. Mehr zum Thema

Jürgen Rechberger (AVL) zeigt, welches Potenzial in NKW / Trucks steckt: „Gemeinsam mit den großen Herstellern Volvo, Daimler, MAN etc. arbeiten wir bei AVL daran, eine Heavy Duty Zugmaschine mit Brennstoffzellenantrieb zu demonstrieren. Neben der eigentlichen Brennstoffzelle gehören eine E-Achse, eine Hochleistungsbatterie, das Kühlsystem und das gesamten Energiemanagement in diese Plattformentwicklung.“ Diese Technologien finden im bestehenden Motorraum der Trucks Platz mit einer doppelten Leistungsdichte im Vergleich zum Dieselmotor. Mehr zum Thema

Alexander Trattner (HyCentA) präsentiert ein Leuchtturmprojekt der Mobilität der anderen Art: In der Schiregion Hinterstoder-Wurzeralm wurden alle Snowmobile mit Wasserstoffantrieb ausgestattet, gleichzeitig wurde eine Photovoltaik-Anlage und eine Wasserstoff-Tankstelle errichtet. „In diesem Schigebiet testen wir quasi unter den härtesten Bedingungen. Wenn der Antrieb hier funktioniert, dann funktioniert er in allen Fahrzeugen. Das haben wir auch nachgewiesen“, resümiert Alexander Trattner.

Die Wasserstofftechnologie arbeitet dennoch mit hohen Drücken, hoher Temperatur und Explosionsgefahr – entsprechend essenziell ist die parallele Entwicklung von Sicherheitskonzepten und Prüfschritten, leitet Robert Hermann (TÜV SÜD) diesen Aspekt ein. Allein in der Entstehung der Normen und Standards tut sich enorm viel, und hier ist Expertise gefordert. „Als TÜV SÜD sind wir Partner in allen sicherheitstechnischen und prüftechnischen Fragen im gesamten Lebenszyklus der Technologie – von der Forschung über die Herstellung bis zur Verbrennung vereinen wir alle Kompetenzen in unserem Wasserstoff-Hub“, so Robert Hermann.

Auch wenn die einzelnen Ergebnisse deutliche Schritte hin zu den Klimazielen sind, braucht es die Verbindung der jeweiligen Aktivitäten:

„Unsere Vision von einem klimaneutralen Österreich hat ein Bild vor Augen, wo wir als Vorzeigeregion „Power and Gas“ nicht nur das Thema Wasserstoff im Blick haben, sondern Hand in Hand mit den anderen Vorzeigeregionen zusammenarbeiten“, so Horst Steinmüller (WIVA P&G).

Fazit:

Auch wenn Österreich im europäischen Mittelfeld liegt, was die Anzahl an Patenten rund um Wasserstofftechnologie angeht, ist aus diesem Impuls eines klar hervorgegangen: Nur wenn alle Player in unserer Gesellschaft gemeinsam die Vision eines klimaneutralen Österreichs 2040 mit vereinten Kräften verfolgen, werden wir es auch schaffen. Und diese Zusammenarbeit, dieser Schulterschluss für die gemeinsame Vision ist hier nicht nur spürbar, sondern tatsächlich manifestiert. Danke an den TÜV SÜD und alle Experten, dass wir an diesem extrem wichtigen Schritt in eine gemeinsame grüne Zukunft teilhaben durften!

 

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