Was tun mit Altplastik: RECYCLEN und WIEDERVERWENDEN!
Was machen mit dem Altplastik? Die Frage stellt sich Wolfgang Hofer von der OMV. Und er hat auch eine Antwort: RECYCLEN und WIEDERVERWENDEN! Wichtig ist, dass die Endprodukte wieder in den Kreislauf fließen.
Darüber und über den aktuellen Transformationsprozess der Erdöl-Industrie sprechen wir mit Wolfgang Hofer, Mastermind des ReOil® Projekts.
Ghezzo: Schon letztes Jahr haben wir das Projekt ReOil® im Blog und auf der Close the Circle vorgestellt. Wie hat sich das Projekt weiterentwickelt? Bald sollte ja nach der Pilotanlage, eine größer dimensionierte Anlage in Betrieb gehen. Aber die Zeiten sind turbulent. Wie ist der Status?
Wolfgang Hofer: Der aktuelle Status ist, dass zurzeit die Demoanlage mit einer Kapazität von ca. 16.000 tpa Einsatz in Schwechat gebaut wird und Mitte 2023 in Betrieb geht. Dies ist ein bedeutender Schritt zur Entwicklung von ReOil® zu einer kommerziell tragfähigen, großtechnischen chemischen Recyclingtechnologie mit einer Verarbeitungskapazität von 200.000 t/Jahr bis zum Jahr 2026.
Ghezzo: Wie schätzen Sie die technologische Entwicklung und die Chancen für recyceltes Plastik ein?
Wolfgang Hofer: Sehr hoch, weil es eine sinnvolle Ergänzung zum mechanischen Recycling darstellt, um generell im Kunststoffsektor eine Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Das mechanische Recycling ist absolut notwendig, um die einfach zu recyclierenden Kunststoffe kostengünstig der Kreislaufwirtschaft zuzuführen. Das chemische Recycling ergänzt diese Bestrebungen und kann die schwer zu recyclierenden Kunststoffe (z.B. Multilayer-Folien oder stark bedruckte Kunststoffe aber auch sogenannte Rejects aus dem mechanischen Recycling), die heute alle in die Verbrennung landen, einem Recycling zuführen.
Ghezzo: Was tut sich in diese Richtung sonst noch in der Welt der Öl-Industrie?
Wolfgang Hofer: Zurzeit befindet sich die Branche generell in einer Transformation. Daher kommen auch täglich neue Pressemeldungen, dass sich auch andere Unternehmen mit dem Thema beschäftigen.
Ghezzo: Die Turbulenzen um Öl und Gas haben die Rohstoffmärkte durcheinandergebrach
t. Wie steht es um die Ressource Altplastik?
Wolfgang Hofer: Es ist im heutigen Umfeld herausfordernd und wenig sinnvoll Zukunftsprognosen über die weiteren Wolfgang Hofer: Entwicklungen (kurz- oder langfristig) auf den Rohstoffmärkten abzugeben. Die OMV liefert vierteljährlich einen Ausblick im Rahmen der Präsentation der Quartalsergebnisse. Das gilt auch für den Markt der Altkunststoffe. Nichtsdestotrotz werden wir auch weiterhin auf den Werkstoff Kunststoff, im Bereich Verpackung, Mobilität, Haushalt, Medizin, Hygiene etc. nicht verzichten können, sodass sich automatisch ein Markt für den Post use Bereich ergibt.
Ghezzo: Im Kontext von ESG und Klimaschutz haben Projekte wie ReOil® sicher starken Rückenwind. Wo sind die Herausforderungen und Hindernisse, die es zu bewältigen gilt?
Wolfgang Hofer: Unsere Nachhaltigkeitsziele, insbesondere unseren CO2-Fußabdruck bis spätestens 2050 auf netto null zu reduzieren, lassen sich nur unter erheblichen Anstrengungen und mit beträchtlichem Kapitaleinsatz erreichen.
Quelle: NHB 2021
Innovative Technologien stoßen häufig an die Grenzen der regulatorischen Rahmenbedingungen, die für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Technologien bis hin zur industriellen Anwendung entsprechend angepasst werden müssen. Ziel des regulatorischen Rahmens muss sein, den Hochlauf von neuen Technologien und Märkten zu unterstützen.
Ghezzo: Welche weiteren Projekte in Richtung Kreislaufwirtschaft gibt es bei der OMV?
Wolfgang Hofer: Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern arbeitet die OMV aktiv an der Entwicklung von Projekten zur Herstellung von Biokraftstoffen, Biochemikalien und Biokunststoffen aus Abfallbiomasse im industriellen Maßstab. Abfallbiomasse – z.B. Rückstände aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus der holzverarbeitenden Industrie oder gemischte Siedlungsabfälle – steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette. Wenngleich die Umwandlung derartiger Abfallbiomasse in hochwertige Produkte oft eine technische Herausforderung darstellt, können die damit verbundenen Vorteile überzeugen: eine erhebliche CO2-Reduktion im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und die wertsteigernde Nutzung lokaler Ressourcen.
Ghezzo: Welchen Impakt haben ESG und EU-Taxonomie auf die OMV? Welche Veränderungen bedeutet dies für Ihr Unternehmen und auch für die Mitarbeiter*innen?
Wolfgang Hofer: Wir wollen bis 2050 in unserer Geschäftstätigkeit klimaneutral werden, treiben die Energiewende voran und arbeiten proaktiv am Umstieg von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft. Bei allen geschäftlichen Entscheidungen kommt unser Ziel zum Tragen, ein klimaneutrales Unternehmen zu werden. Wir bauen ein positives Verhältnis zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der lokalen Bevölkerung, unseren Lieferantinnen und Lieferanten und anderen Stakeholdern auf. Dabei sprechen wir auch die sozialen und wirtschaftlichen Effekte an, die der Übergang zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft mit sich bringt. Unser Nachhaltigkeits-Framework gründet auf den drei Säulen Umwelt, Gesellschaft und Governance (Environmental, Social, Governance; ESG).
Wie im Rahmen der EU-Taxonomie gefordert, hat die OMV 2021 untersucht, in welchem Umfang ihre Tätigkeiten zu den Zielen der Abschwächung des Klimawandels bzw. der Anpassung an den Klimawandel beigetragen haben. Im ersten Jahr, in dem die Taxonomie Anwendung findet, müssen wir den Anteil der taxonomiefähigen Wirtschaftstätigkeiten an unserem Gesamtumsatz sowie an den Investitions- (CAPEX) und Betriebsausgaben (OPEX) offenlegen.
Im Jahr 2022 werden erstmals die kompletten Berichtsanforderungen der EU-Taxonomie gelten. Dies bedeutet, dass wir im kommenden Jahr bewerten müssen, wie viele unserer Aktivitäten nicht nur taxonomiefähig, sondern auch taxonomiekonform sind. Die Kommission erwartet zudem, dass sie 2022 den zweiten Delegierten Rechtsakt annehmen wird, der sich auf die vier verbleibenden Umweltziele bezieht. Wir werden somit auch die damit zusammenhängenden Aktivitäten prüfen und entsprechend berichten.
Quelle: NHB 2021
Chemische Recycling Anlage Raffinerie Schwechat