Wäre es am besten, gar nicht mehr zu bauen? Nachhaltigkeit ist auch im Immobilienbau noch möglich

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Rupert Grienberger, Geschäftsführer von CTC-Awardeinreicher Rhomberg Steinbruch GmbH, im Interview über die Umsetzung von Nachhaltigkeit, dass diese soziale, umwelttechnische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit haben muss und welche Maßnahmen seine Firma gegen Greenwashing ergreift.

Alexander Ghezzo: Warum liegt Ihnen das Thema Kreislaufwirtschaft am Herzen und welchen Zugang haben Sie zu dem Thema?

Rupert Grienberger: Rhomberg als Bauunternehmen ist in einer Branche tätig, die rund 40 Prozent aller Ressourcen verbraucht und für rund 40 Prozent des Abfallaufkommens und 60 Prozent der Transportbewegungen weltweit verantwortlich ist. Jede Maßnahme zur Ressourcen- und Emissionseinsparung hat hier also die größte Auswirkung. Für uns bei Rhomberg Grund genug, um uns dem Thema Nachhaltigkeit und vor allem der Kreislaufwirtschaft zu widmen. Denn wir haben nur eine Erde, und die ist endlich!

Alexander Ghezzo: Auf welche Projekte in Ihrem Unternehmen sind Sie besonders stolz?

Rupert Grienberger: Wir haben bei uns im Unternehmen nicht die EINE CSR-Maßnahme. Wir haben auch kein „Bündel an Maßnahmen“, um uns einer echten Kreislaufwirtschaft anzunähern und so Nachhaltigkeit in unserem Geschäft sicherzustellen. Unser Anspruch geht weit darüber hinaus. Wir wollen, dass unser Handeln und vor allem die Ergebnisse unseres Handelns umfassend nachhaltig sind – und zwar im Sinne sozialer, umwelttechnischer und wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit. Daher integrieren wir das Thema in jeden Prozess, jede Maßnahme und jede Tätigkeit in jedem unserer Geschäftsfelder. Genau genommen ist daher das gesamte Unternehmen unser Kreislaufwirtschafts- oder eben CSR-Projekt.

Alexander Ghezzo: Sie setzen bereits viele konkrete Dinge in Richtung Kreislaufwirtschaft um. Welche Ziele und Maßnahmen planen Sie in den nächsten Jahren noch umzusetzen und wo sehen Sie die größten Hebel in Ihrer Branche?

Rupert Grienberger: Dazu einleitend ein provokanter Gedanke: Wäre es nicht am besten, gar nicht mehr zu bauen? Denn das ist unbestritten die nachhaltigste aller Lösungen. Zumindest im ökologischen Sinne des Begriffs: Es werden keine Flächen versiegelt, keine Ressourcen genutzt, weder CO2 noch Lärm emittiert. Natürlich lässt sich die Frage dennoch nicht mit gutem Gewissen bejahen, denken wir nur an den aktuell akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Wir sollten also weiter bauen. Aber auch hier gibt es ressourcenschonende und zukunftsfähige Möglichkeiten, etwa das Bauen auf bestehenden, genutzten Gebäuden, die Umnutzung bzw. den Umbau eines Bestandsgebäudes oder die Bebauung bereits versiegelter Flächen – und natürlich die Sanierung, also quasi die „Instandhaltung bereits genutzter Immobilien“. Erst, wenn diese Alternativen ausgereizt oder nicht möglich sind, sollte neu gebaut werden. Aber nurmehr regenerativ!

Daher liegt unser Fokus für die kommenden Jahre klar auf dem Bauen mit Holz und dem Bauen im System. Und mit Materialliste sowie Rückbauanleitung. Das sind für uns auch mit die größten Hebel unserer Branche.

Alexander Ghezzo: Mit der steigenden Bedeutung von Nachhaltigkeit in Unternehmen steigt auch die Gefahr von Green Washing. Welche Maßnahmen nutzen Sie zur Vermeidung und Aufklärung Ihrer Kund*innen? Wie können wir die Branche generell weniger anfällig für Green Washing machen?

Rupert Grienberger: Die effizienteste Möglichkeit, dem Vorwurf von Greenwashing zu begegnen, ist es, seine (Werbe-)Aussagen mit fundierten Daten und Fakten zu belegen. Hier setzt Rhomberg auf die Taxonomie. Je klarer und einheitlicher die Regeln und Rahmenbedingungen definiert sind, nach denen ein Unternehmen nachhaltig, umweltfreundlich und kreislaufkonform wirtschaftet, umso weniger anfällig wird dieses Unternehmen für Greenwashing sein.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Rhomberg

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