Nachfrage, Anforderungen und Preisentwicklung bei Wohnimmobilien

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Silvia Wustinger-Renezeder ist Geschäftsführerin und Eigentümerin der CITA Immobilien Projektentwicklungsgesellschaft mbH und hat mit spannenden Projekten wie z.B. die Gasometer die Wiener Immobilienlandkarte geprägt. Als Expertin für Wohnbau haben wir sie gefragt, wie sie die aktuellen Entwicklung runde um Nachfrage, Anforderungen und Preisentwicklung wahrnimmt.

Ghezzo: Wie erleben Sie die aktuelle Nachfrage am Wohnungsmarkt?

Wustinger-Renezeder: Post Corona kommt es offensichtlich zu einigen Trennungen – daher zahlreiche Nachfrage nach Mietwohnungen mit 1 bis 2 Zimmern, von Personen, die sich trennen oder scheiden lassen.

Dieser Trend kann eine Momentaufnahme sein und sich nach dem Abebben dieser Ausnahmesituation wieder ändern.

Ghezzo: Hat die Pandemie etwas verändert?

Wustinger-Renezeder: Abgesehen von den Trennungen gab es eine erhöhte Nachfrage nach Wohnungen mit einem getrennten / geteilten Arbeitsbereich – Homeworking wird in der einen oder anderen Form nachhaltig bleiben.

Freiräume sind ein Muss (außer im Gebiet innerhalb des Gürtels ) und werden im Neubau zu über 90 % schon angeboten.

Ghezzo: Wie sehen Sie die Preisentwicklung?

Wustinger-Renezeder: Mit anderen Worten – wie können wir Bauträger die explodierenden Baukosten noch weitergeben ? eine der größten Herausforderungen in diesem Jahr !

Im Bereich der Mietwohnungen sehe ich keinen eklatanten Preisanstieg eher einpendeln bei den jetzigen Preisen. Die Betriebskosten und die erhöhten Energiekosten werden die Leistbarkeit für die Mieter weiter beschränken und dies bei der Neuvermietung vom Mieter mit zu berücksichtigen.

Bei den Eigentumswohnungen sehe ich eine extreme Preisrally, wenn das Projekt / die Wohnung einen guten effizienten Grundriss hat und in einer optimalen Lage mit guter Verkehrsanbindung gelegen ist.

Dies gilt sowohl für die Eigennutzer als auch für die Vorsorgewohnungen DERZEIT- zukünftig sehe ich in diesem Marktsegmenten große Veränderungen …….

Treiber für die Veränderungen werden die steigenden Zinsen, die erhöhte Eigenmittelquote und die bald wieder möglichen alternativ Investments für die institutionellen Investoren sein ….hier wird sich der Investorenmarkt sehr verändern.

 Ghezzo: Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Wahl des Wohnraumes?

Wustinger-Renezeder: Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz wurde durch das Thema Energieversorgung und Versorgungssicherheit ausgelöst, erst durch die verstärkte Angst vor einem Black Out und dann durch den Ukraine Krieg überholt.

Bei neuen Projekten ist das Thema alternative Wärmegewinnung und Photovoltaik Standard und wird sicher auch ein wesentliches Verkaufs- und Vermietungsargument sein.

Noch viel spannender wird die technische Entwicklung im Altbestand sein – da sind neue Lösungen für Dämmung und den Ausstieg aus Öl und Gas nicht mehr in 5 bis 10 Jahren, sondern sofort gefragt –

Ich vertraue in diesem Fall auf technische Innovationen, die eine Lösung für den Altbestand generell, nicht nur in Österreich bringen werden.

Ghezzo: Glauben Sie an ein Ende des Einfamilienhauses in absehbarer Zeit?

Wustinger-Renezeder: Das Einfamilienhaus ist zu Luxusgut geworden und wird auch im ländlichen Bereich, durch eine verdichtete Wohnform, die aber auch individuellen Freiraum zulässt, abgelöst werden.

Auslöser werden sowohl die Widmungen als auch die hohen Grund- und Baukosten sein, die – auch im Hinblick auf die notwendigen Eigenmittel und die höheren Zinsen – für viele, nicht mehr finanzierbar sein werden.

Ghezzo: Welche Wohntrends sind für Sie überraschend?

Wustinger-Renezeder: Überraschend ist für mich, dass die Nachfrage nach größerem Wohnraum ( besonders bei Eigennutzern) wieder zunimmt. Die Wohnung darf nicht zu smart sein, damit ich mich in meinem Eigentum auch wohl fühle……

Der Trend zu einem verstärkten URBAN GARDENING – durch die Bewohner – der angenommen und gelebt wird, gefällt mir gut, hätte ich aber so nicht erwartet.

Ghezzo: Wenn ein Science Fiction Autor bei der Recherche zu seinem nächsten Roman Sie als Immobilienprofi fragt, wie wir in 30 Jahren wohnen, was sagen Sie ihm?

Wustinger-Renezeder: Ich gehe davon aus, dass der Modalsplit sich radikal verändern wird.

Der Verkehr wird unser Wohnumfeld sehr verändern und wir werden unsere Wohnumfeld dem Raum, in dem wir uns täglich bewegen anpassen. Ich glaube, dass wir immer lokaler leben und ganz selbstverständlich global kommunizieren werden.

Treffen Sie Silvia Wustinger-Renezeder auf unseren Immobilienkonferenzen.

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