Indoormapping, Indoorviewing, Indoornavigation – 3D Kopien von Gebäuden
Edmund Bauer ist seit Jahrzehnten als Zivilingenieur für Bauwesen (dibau-ZT) tätig. Seit 1998 mit Schwerpunkt auf der Dokumentation von Bestandsgebäuden (2D-Pläne oder BIM 3D-Gebäudemodelle) inkl. der erforderlichen Vermessungs- und Bauaufnahmearbeiten. Weitere Geschäftsfelder sind die Erstellung von Nutzwertgutachten und CAFM-Dienstleistungen. Dies parallel zu seiner Tätigkeit als FH-Lektor für CAD und FM (1996-2006) und als Professor an der Camillo Sitte Lehranstalt Leberstraße für den Fachbereich CAD und FM. Herr Bauer ist zudem seit 1996 als Experte für das Österreichische Normungsinstitut und als sehr aktives Mitglied der Facility Management Austria und der IG Lebenszyklus Bau tätig.
Sehr viele Jahre über waren dibau-ZT und die Vermessung Schubert ZT GmbH aus St. Pölten in ähnlichen sich oftmals sehr überlappenden Teilbereichen der Bestandsdokumentation als Mitanbieter am Markt tätig. Immer fair und mit über die Jahre steigender persönlicher gegenseitiger Wertschätzung der CEOs. Das Jahr 2013 war dann der Startpunkt einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und gemeinsamen Entwicklung der Marke „Die BIM-Vermesser“. „Die BIM-Vermesser“ sind seither im Marktsegment Vermessung des Gebäudebestands und Erstellung von BIM 3D-Gebäudemodelle in Revit oder ARCHICAD als einer der Marktführer Österreichs tätig.
Im Frühjahr 2016 wurde diese Zusammenarbeit für das Segment „Wertschöpfung aus digitalen 3D-Kopien von Gebäuden mittels der M3 Mapping Technologie“ erweitert. Damit wurde das Portfolio um die Teilbereiche der begleitenden Baudokumentation und sowie der Erstellung umfassender Grundlagen für Nutzung und Betrieb eines Gebäudes über den Lebenszyklus bis hin zur Unterstützung und Optimierung technischer Due Diligence Prüfungen im Zuge von Verwertungsprozessen von Immobilien erweitert. Der tatsächliche „as built“ bzw. „as it is“ Zustand des Gebäudes liegt dabei im Vordergrund, nicht gesicherte Zustände „as planned“ treten weitestgehend in den Hintergrund.
Ghezzo: Mit dem 3D Laserscan bieten Sie eine innovative Möglichkeit der Bestandsaufnahme und der Dokumentation bei Bauprojekten an. Wie schaut diese Methode tatsächlich aus?
Bauer: Lassen Sie mich bitte etwas allgemeiner beginnen. Die Forderung nach optimaler Wertschöpfung über den Lebenszyklus bedingt innovative Lösungsansätze. Die durchgängige Digitalisierung der Planungs-, Errichtungs-, Betriebs- und Verwertungsprozesse ist dabei zentraler und unverzichtbarer Bestandteil. Die M3 Mapping Technologie erfasst in nur einem Arbeitsgang hochauflösende 360° Panoramafotos mit zentimetergenauen 3D-Laserscans, koppelt diese dauerhaft zu einem virtuellen 3D Gebäudemodell und stellt diese digitale 3D-Kopie des Gebäudes per innovativem und funktionalem Web-Viewer zur Verfügung. Jederzeit und von überall. Per Web-Browser auf PC, Laptop, Notebook, Tablet, iPad, Smartphone.
Ghezzo: Klingt sehr spannend! Welche praktischen Anwendungen sehen Sie dafür?
Bauer: Hier sind wir in der glücklichen Lage, dass sich die Möglichkeiten, die dieses System bietet, sehr gut mit der Nachfrage aus der Bau- und Immobilienwirtschaft deckt. Auch ich werde immer wieder überrascht, wie individuell Kunden und Interessenten in Gesprächen oder im Zuge von Präsentationen den praktischen Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten des Systems einschätzen und spontan faszinierende weitere Ideen für den Einsatz des Systems entwickeln. Wir konnten bisher auch immer Wege zur Realisierung dieser innovativen Ansätze finden, sei es in bereits abgeschlossenen, in laufenden oder noch in Planung befindlichen Projekten.
Ghezzo: Herr Bauer, das war jetzt sehr allgemein. Wie sieht das im Details aus?
Bauer: Sind wir am Beginn unseres Marketing- und Vertriebsprozesses noch davon ausgegangen, dass die M3 Mapping Technologie vor allem für den Bereich Facility Integrated Management interessant sein könnte, zeigte sich im Laufe der letzten Monate ein etwas differenzierteres Bild.
Heute teilt sich die Nachfrage ganz klar in folgende Bereiche auf: „As-built“ als baubegleitende und finale Dokumentationen von Neubauten, Sanierungen, Umbauten und Refurbishments „As maintained“ als topaktuelle Bestandsdokumentationen für Betreiber, Facility Services und die Nutzung im tagtäglichen Kerngeschäft „As it is“ als optimale und aktuelle Grundlage für die Erstellung von 2D-Bestandsplänen oder für die Erstellung von BIM 3D-Gebäudemodellen in den Formaten Revit, ARCHICAD oder ganz allgemein im Austauschformat IFC
Die daraus resultierenden Ergebnisse stehen – je nach projektspezifischer Anforderung – nur punktuell (quasi stand-alone für einen bestimmten Zweck) bis hin zum Zusammenspiel aller genannten Teilbereiche lebenszyklusbegleitend zur Verfügung, bis hin zur Unterstützung und Optimierung technischer Due Diligence Prüfungen im Zuge von Verwertungsprozessen von Immobilien.
Ghezzo: Welche Erfahrungen haben Sie in der Praxis gemacht?
Bauer: Alle bisher durchgeführten Projekte (wir liegen hier aktuell im zweistelligen Bereich) waren aufnahme- und umsetzungstechnisch völlig unproblematisch. Lassen Sie mich diese Frage daher bitte hauptsächlich aus dem Feedback von Projektbeteiligten (also der User im weitest gehenden Sinn) beantworten.
Besonders hervorzuheben sind hier Aussagen wie „sehr rasch aufgenommen“ abhängig von Konfiguration und Nutzung des Gebäudes, zwischen 3.000 m² und 10.000 m² Nutzfläche täglich „sehr rasch verfügbar“ pro Aufnahmetag ist ein weiterer Tag für das Post-processing der Daten erforderlich, die Daten der Aufnahme einer Arbeitswoche (15.000 m² bis 50.000 m²) sind daher bereits zu Beginn der anschließenden Woche über den Web-Browser verfügbar „usibility“ eine kurze Einweisung in den WebViewer im Umfang von weniger als 30 Minuten ermöglicht dem User die volle Nutzung aller Funktionalitäten. Das look & feel kann man sich dabei wie eine Mischung aus einer Art „Google Street View für Innen“ kombiniert mit hochauflösenden 360° Panoramabildern vorstellen
Ghezzo: Die Digitalisierung verändert immer entscheidender den Bauprozess. Was sind für Sie die wichtigsten Entwicklungen?
Bauer: Da muss ich jetzt etwas weiter ausholen. Ich selbst bin unter anderem seit nunmehr über 20 Jahren an der Entwicklung oder Weiterentwicklung von ÖNORMEN beteiligt und dabei als Experte für zwei Komitees (011 und 240) tätig, die nicht getrennt voneinander betrachten werden dürfen.
Im Komitee 011 „Allgemeiner Hochbau“ wurde in den letzten Jahren unter anderem die ÖNORM-Serie A 6241 „Digitale Bauwerksdokumentation“ entwickelt. ÖNORM A 6241-1 mit dem Titel „CAD-Datenstruktur und Building Information Modeling (BIM) – Level 2“, im allgemeinen Sprachgebrauch „die CAD-Norm“
und ÖNORM A 6241-2 mit dem Titel „Building Information Modeling (BIM) – Level 3-iBIM“, im allgemeinen Sprachgebrauch „die BIM-Norm“
Beide Normen wurden im Jahr 2015 freigegeben und beschäftigen sich mit der Strukturierung der wesentlichen Prozesse, die im Zuge der Planung und Errichtung von Gebäuden notwendig sind.
Vom Komitee 240 „Immobilien- und Facility Management“ werden unter anderem die nachstehenden Normenserien betreut: A 7010 „Objektbewirtschaftung — Datenstrukturen“ B 1801 „Bauprojekt-und Objektmanagement“ und B 1802 „Liegenschaftsbewertung“
Und jetzt zur eigentlichen Beantwortung Ihrer Frage. Als DIE wesentliche Entwicklung der letzten Zeit betrachte ich, dass sich auf breiter Ebene die Erkenntnis durchgesetzt hat, Informationen über ein Gebäude möglichst umfassend zu dokumentieren und über alle Phasen lebenszyklusbegleitend und ineinander überfließend verfügbar zu haben.
Erkennbar unter anderem daran, dass im Komitee 240 aktuell eine Normenprojekt ÖNORM A 7010-6 „Anforderung an Daten aus BIM Modellen über den Lebenszyklus“ erarbeitet und voraussichtlich Ende 2017 verfügbar sein wird.
Ghezzo: Man kann als nicht direkt Betroffener den Eindruck gewinnen, praktisch alle sprechen heute über BIM, oder interessieren sich für BIM, es ist das aktuelle Thema schlechthin. Aber nur ganz wenige setzen diese Technologie auch praktisch ein. Woran liegt das Ihrer Einschätzung nach?
Bauer: Nun, ich habe hier eine sehr einfache und pointierte Antwort: Es liegt primär an den zu hohen Einstiegsschwellen in diese Technologie, aus finanzieller Sicht, also Hardware, Software, Schulung geeigneter Mitarbeiter, Entwicklung von Bürostandards, Umsetzung fremder Bürostandards, aus struktureller Sicht durch die noch zu geringe Anzahl „BIM-fähiger“ Planungspartner, vor allem aus dem Bereich TGA, sowie ganz simpel durch zu hohe technische Hürden. So gibt praktische keinen vernünftigen und weitestgehend barrierefreie bedienbare Gratis-Viewer zur Betrachtung eines BIM 3D- Gebäudemodells für den einfachen tagtäglichen Gebrauch. Dafür jede Menge konten- und/oder kostenpflichtiger „Totschlagpakete“ mit Funktionalitäten, die außerhalb von Planungsabteilungen weder benötigt werden noch wirklich gut handhabbar sind.
Ghezzo: Herr Bauer, ich darf Sie kurz mit der Frage unterbrechen, wo Sie sich mit ihrer M3 Mapping Technologie in diesem Konnex sehen?
Bauer: Ich denke, dass in diesem Zusammenhang einer der Gründe für die rasche Akzeptanz unseres Systems die extreme User-Freundlichkeit darstellt. Die Anforderungen zur Nutzung unserer Technologie ist extrem niederschwellig. Ein PC, Laptop, Notebook, Tablet, iPad oder Smartphone samt Internetverbindung reichen völlig aus, unabhängig von Hierarchien und finanziellen Zwängen und damit quasi demokratisch nutzbar für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens.
Ghezzo: Die Bau- und Immobilienwirtschaft hat sich nur sehr langsam der Digitalisierung geöffnet. Ist der Knoten jetzt offen?
Dazu zwei Antworten. Antwort 1: Ich denke, ja. Antwort 2: Ich denke, dass wir heute und auch in Zukunft mit den Möglichkeiten unserer M3 Mapping Technologie einen sehr wertvollen Beitrag beisteuern werden.
Mehr über die FIM Vermesser und die BIM Vermesser erfahren Sie auf der DIGITALIZE Bau+Immo am 22.03.2017