Green & Blue – auch für Sie & Ihren Körper

von

Monika Herbstrith-Lappe, IMPULS & WIRKUNG

Monika Herbstrith-Lappe kennt die Welt aus den verschiedensten Perspektiven. Als erkenntnistheoretische Mathematikerin und Physikerin hat sie einen analytischen, naturwissenschaftlichen Blick. Als Unternehmerin und Beratungsprofi kennt sie die Unternehmensrealität. Als Coach und Mentaltrainerin verbindet sie Denken mit Empfindungen und Gefühlen.

In Einstimmung auf die 8. GBB Green & Blue Building Conference – bei der sie das GBB Award Dinner mit einer Keynote eröffnen wird, habe ich Monika gebeten in diesem Blog Beitrag das Thema Nachhaltigkeit auch aus Sicht des Geistes und des Körpers zu beleuchten.

“Der Mensch als Mittel. Punkt.”

Ein Vortragender hat provozierend appelliert: “Lasst uns Menschen wie Maschinen behandeln.” Er erntete damit einen empörten Aufschrei. “MitarbeiterInnen unser wichtigster Asset!” und “Der Mensch als Mittelpunkt.” ist in Leitbildern zu lesen. Häufig entspricht “Der Mensch als Mittel. Punkt.” eher der gelebten Managementpraxis. Nach der Woge der Aufregung führt der Vortragende aus, dass wir tatsächlich mit Maschinen und Gebäuden viel achtsamer umgehen als mit MitarbeiterInnen: Ihr Einsatz wird viel gründlicher geplant. Ein eigenes Projektteam organisiert die Einführung im Unternehmen. Man gönnt ihnen Service und vorbeugende Instandhaltung. Und man ist ihnen gegenüber sogar fehlertoleranter.

Nivea hat vor einigen Jahren eine Herren-Pflegeserie mit dem Slogan beworben: “Ihr Auto pflegen sie ja auch.” Ist Ihnen schon aufgefallen, wie unsere Sprache zum Ausdruck bringt, wie sehr wir uns mit unseren Fahrzeugen identifizieren? Wir fragen z.B. “Wo stehst du?” oder “Wie viele PS hast du?” und meinen damit nicht die Angesprochenen sondern ihr Auto oder Motorrad. Du dein Fahrzeug und dafür er dein Körper oder dein Körperteil. Wir formulieren nicht “ich mein Körper”. Das ist krank in unserer Gesellschaft. Und macht uns Menschen krank.

Aus der griechischen Philosophie, die neben dem Christentum Hauptwurzel unserer abendländischen Kultur ist, stammt das gesellschaftliche Konstrukt: “Der Mensch ist der Mann und der wiederum ist das Denken. Darin mündet auch das unser Business und Bildungssystem prägende: “Ich denke also bin ich.”

Erkenntnisse der Neurobiologie

Die Neurobiologie stellt zur Zeit unser Menschenbild auf den Kopf – so wie am Ende des Mittelalters die physikalische Erkenntnis, dass die Erde eine annähernd kugelige Gestalt hat und um die Sonne kreist. Es gibt immer noch Menschen, die daran zweifeln. Und so wird es auch dauern, bis sich die revolutionären Erkenntnisse über uns Menschen erhört werden und in gesundheitsfördernden Strukturen umgesetzt werden.

Die erfreulichste Nachricht: Artgerecht lebend haben wir ein lernfreudiges Hirn – bis ins hohe Alter. “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.” ist zwar weit verbreitet und stimmt trotzdem nicht. Die Anfänge der künstlichen Intelligenz sind so weit hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben, weil sie das Hirn mechanistisch und vom Körper isoliert betrachtet haben. Embodiment heißt ein relativer neuerer Forschungszweig, der sich mit der Wechselwirkung zwischen Körper und unserem Empfinden schulmedizinisch auseinandersetzt. Als Ex-Workaholic habe ich selbst erlebt: Sagt die Seele zum Körper: “Geh du voraus! Auf mich hört sie nicht.” In Folge: “Du musst lauter sprechen. Sonst hoert sie auch dich nicht.” Und dann: “Brülle einmal ordentlich. Sonst kapiert sie es nicht.” In Zeiten meines exzessiven Mathematik- und Physik-Studiums und dem Aufbau meines Unternehmens als zweifache Mutter hat mir mein Körper einige Schüsse vor den Bug geknallt. Übrigens damals gab es den Begriff Burnout noch nicht. Und er ist immer noch keine medizinische Identifikation. Schulmedizinisch ist e seine Erschöpfungsdepression oder eine andere psychische und/oder körperliche Erkrankung.

In so einer Zeit habe ich meinem lieben Freund und Kunden bei BMW Motoren geschrieben: “Mir geht es nicht so gut. Ich bin mit einer Geschwindigkeit unterwegs für die mein Fahrgestell nicht ausgelegt ist.” Seine Antwort: “Da musst du das Fahrgestell tiefer legen.” Ja, wir können nur bedingt Einfluss nehmen auf die vorherrschende Geschwindigkeit. Also gilt es, damit gesund umzugehen.

“leistungsstark & lebensfroh” ist der Titel meines Buches und Konzepts von nachhaltig-gesunder Leistungsstärke auf Basis von Lebensfreude – in heiter-souveräner Gelassenheit – und NICHT Erfolg auf Kosten von Lebensqualität.

Entscheidend für das emotionale Immunsystem, das stressresistent und krisenfest macht, ist die systematische, die mentale und die regenerative Stresskompetenz.

Erstens gilt es den Alltag stressfreier zu gestalten. Prioritäten zu setzen, nachhaltig-klug zu delegieren und das JA zum konstruktiven NEIN sind dabei wesentlich.

Stresskompetenz

Zweitens: Für die Einen krankmachender Stress und für die Anderen lohnende Herausforderung – worin besteht der Unterschied? Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es PROblem und nicht CONTRAblem heißt? PROblem hat die lateinische Sprachwurzel “zur Lösung vorgelegt”. Und Probleme kann man relativieren: Das wirkliche (= wirksame) PROblem ist die Größe des PROblems MINUS meinem Zutrauen in die Lösungsmöglichkeiten. Das ist die humorvolle Verpackung der aktuellen schulmedizinischen Stressdefinition von Lazarus, der ihn als Disbalance zwischen der Einschätzung der Erfordernisse und der Möglichkeiten beschreibt und betont, dass die subjektive Einschätzung wesentlich bedeutsamer ist als die objektive Sachlage. “Was stimmt mich zuversichtlich, dass ich es schaffen werde?” und “Was habe ich schon geschafft und was werde ich daher schaffen?” sind die zentralen Leitfragen der mentalen Stresskompetenz.

Drittens ist es wichtig, die persönlichen Quellen des Auftankens zu kennen und zu nutzen. Ja, Ihr Auto müssen Sie auch immer wieder volltanken. Und es kostet viel Zeit, wenn man sich die Zeit zum Tanken nicht nehmen will und ohne Treibstoff zum Stand kommt. Aus bereits erzielten (Teil-)Erfolgen kann man besonders wirkungsvoll Zuversicht und Energien zum Weitermachen tanken. Die häufig angewandte wissenschaftlich fundierte Methode, dass Menschen bei unrealistisch-hohen Zielen objektiv die beste Leistung erbringen, erzeugt Frust. Es gibt einen bösen Cartoon auf dem ist ein zusammengebrochener Esel mit einer vorgehaltenen Karotte zu sehen. Der Kutscher entgeistert: “Das verstehe ich nicht. Das hat doch so lange gut funktioniert.” Dieses Konzept ist NICHT nachhaltig, es ist menschenverachtend und zynischer Auswuchs von einseitigem und kurzfristigen Shareholder-Value-Denken. Da werden MitarbeiterInnen und gerade die High Performer verheizt.

Letztere haben als innere Stressverstärker “Sei stark!”, “Mach schnell!” und “Streng dich an!” ausgeprägt. Da wird dann Pause machen als Zeichen der Schwäch gewertet. Auch Napoleon sagte schon: “Nur Kreaturen brauchen mehr als 6 Stunden Schlaf.” In der Formel I ist der Boxenstopp nicht mehr wegzudenken. Daher heißen meine Trainings häufig auch: “Boxenstopp für High Performer”. Und dem Einwand: “Ich bin stark und belastbar. Ich brauche Ihre Tools nicht.” halte ich entgegen: Natürlich geht es auch ohne, aber Profis nutzen Profi-Equipment – wie auch für Ihre wertvollen Anlagen.

Auftanken

Hand aufs Herz: Wie gut kennen und wich nachhaltig nutzen Sie Ihre persönlichen Quellen des Auftankens? Regenerative Stresskompetenz ist nämlich hochgradig individuell. Für die einen ist es Sport und Bewegung. Für die andere Kontemplation und Ruhe. Wieder andere regenerieren bei Wärme oder erfrischender Kühle. Wieder andere bekommen bei handwerklicher Tätigkeit einen kühlen Kopf. Oder zählen Sie zu denen, die über kulturelle und intellektuelle Erlebnisse wie z.B. Musik, Theater, intensiver Auseinandersetzung mit Themen in den Auftankmodus umschalten? Natur und Tiere sind eine weitere Kategorie der regenerativen Stresskompetenz. Und schließlich reduzieren gut gepflegte Beziehungen die Sterblichkeit auf die Hälfte. Einsame Menschen haben ein doppelt so hohes Risiko das nächste Jahr nicht zu überleben.

Viel zutreffender als “Ich denke also bin ich.” ist die Aussage vom Physik-Philosophen Herbert Pietschmann: “Ich kommuniziere also sind WIR. Wir kommunizieren also bin ICH.” Artgerecht gehalten sind wir soziale Wesen. Dieser Teamgeist von uns Homo Sapiens hat uns auch das Überleben gegenüber den Neandertalern gesichert, obwohl diese kräftiger gebaut und besser an das kühle Klima angepasst waren.

Erleben Sie Monika persönlich bei der GBB Green & Blue Building Conference am 8. November

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