GEWINNER DES GBB-AWARD 2022 KATEGORIE PROJEKTE

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Wir stellen Ihnen unsere GBB-Award-Gewinner 2022 in der Kategorie Projekte vor: Der Bildungscampus Deutschordenstraße in Wien, eingereicht von Vasko+Partner, hat gewonnen! Als Generalplaner berät Vasko+Partner seine Kunden zu Wirtschaftlichkeit, Kostensicherheit, höchster Qualität und Nachhaltigkeit.

Wir haben sie interviewt, um mehr über ihr Projekt zu erfahren und wie es ihnen gelungen ist, fossilfrei beheizte Unterrichtsräume mit hervorragender Raumakustik zu schaffen. Und wie sie es schaffen, Inklusion und soziale Integration zu fördern.

Alexander Ghezzo: Wie gehen Sie mit den 6 Umweltzielen der EU-Taxonomie in Ihrem Projekt um? (Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme)?

Gisela Gary: Ressourcenschonung beginnt für uns mit der Wahl des Standorts und der Ausrichtung des Gebäudes auf dem Grundstück und seiner nachhaltigen Nutzung. Das vorliegende Projekt zeigt, dass auch an einem „schwierigen“ Standort (direkt an der Westbahnlinie) anspruchsvolle Nutzungen mit einer durchdachten räumlichen Gestaltung auf hohem Niveau realisiert werden können. Insgesamt ist mit dem Gesamtkonzept der Schule und den neu gewonnenen Frei- und Grünflächen auch eine städtebauliche Aufwertung gelungen, die als ein wichtiger Beitrag zur Humanökologie gesehen werden kann.

Das Thema der Kreislaufwirtschaft ist natürlich ein zentrales Thema, nicht nur unserer ÖBA. Wir sind davon überzeugt, dass Städte die Rohstofflager der Zukunft sind und dass wir sie viel stärker nutzen müssen. Ressourcen schonen – Rohstoffe nutzen – Bauteile wiederverwenden ist mehr als nur ein Schlagwort, wie wir auch an unserem aktuellen Projekt, dem Med.Campus Mariannengasse, sehen.

Alexander Ghezzo: Wie machen Sie Ihr Unternehmen nachhaltig und was verändert das in der Unternehmenskultur?

Gisela Gary: Weiterbildung ist uns sehr wichtig, aber auch die Vernetzung und das interdisziplinäre Arbeiten. Der Vorteil für uns ist, dass wir alle Disziplinen im Haus haben – wenn es eine Frage in der Ausführungsplanung gibt, kann der Kollege einfach in die Bauphysikabteilung gehen und fragen. Auch die Zusammenarbeit mit Architekten ist ein ständig befruchtender Teil unserer Unternehmenskultur – von den Besten zu lernen ist eines unserer Mottos. Intern tauschen wir uns regelmäßig auf internen Veranstaltungen aus und geben Wissen abteilungsübergreifend weiter. Vielleicht könnte man hier in Zukunft auch folgendes einfügen: Intern kümmert sich ein Nachhaltigkeitsteam darum, dass unseren Mitarbeitern saisonales Obst aus regionalem, biologischem Anbau für die Pausen zur Verfügung steht, sowie CO2- und energiesparende Strukturen (z.B. E-Bike, Klimaticket, Jahreskarte für alle, etc.), damit wir auch am Arbeitsplatz einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

Mehr über Vasko+Partner und ihre Projekte finden Sie hier: Home – VASKO+PARTNER DER GENERALKONSULENT (vasko-partner.at)

Alexander Ghezzo: Sie rücken das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Projekt in den Fokus. Was sind für Sie die Besonderheiten?

Gisela Gary: Die soziale und ökologische Nachhaltigkeit: Das Energiekonzept basiert ausschließlich auf erneuerbaren Energien – sowohl das Gebäude als auch die Freiflächen unterstützen das Miteinander aller Altersgruppen. Die Innovation bei diesem Projekt ist, dass es erstmals gelungen ist, eine fossilfreie Heizung bzw. Bauteilaktivierung mit einer besonders hochwertigen und komfortablen Raumakustik zu verbinden.

Die Unterrichtsräume und andere Aufenthaltsbereiche sind akustisch so gestaltet, dass die Integration von hörgeschädigten Kindern und solchen mit Deutsch als Zweitsprache bestmöglich erfolgen kann. Der soziokulturelle Qualitätsschwerpunkt des Objekts liegt somit in der besonderen Raumakustik der Innenräume, die inklusionsfördernde Nutzungen und eine ganzheitliche Barrierefreiheit ermöglichen und damit die Nachhaltigkeit nicht allein auf ökologische Ziele beschränken. Die hohen Anforderungen an die Raumakustik können jedoch nur umgesetzt werden, wenn die Fenster während des Unterrichts geschlossen bleiben, um unerwünschte Schallimmissionen zu vermeiden. Eine mechanische Lüftung sollte Standard werden, um die Qualität der Atemluft stets hochzuhalten und konzentriertes Lernen zu fördern. Kalte oder zu warme Luftbleibt draußen

Alexander Ghezzo: Nachhaltigkeit kostet ja auch. Wie war das bei diesem Projekt und wie gehen Sie damit um?

Gisela Gary: Nein, nachhaltiges Planen und Bauen kostet natürlich nicht mehr – wenn alle Aspekte rechtzeitig berücksichtigt und mitgedacht werden. Bei diesem Projekt haben wir von Anfang an mit den Architekten Shibukawa Eder Architects penibelst alle Möglichkeiten der Energieeffizienz durchgespielt und letztlich auch realisiert. So wurde beispielsweise ein Raumakustikkonzept mit reduziertem, aber umso intelligenterem und effizientem Materialeinsatz umgesetzt, dass sich nicht nur auf die Verwendung nachhaltiger, langlebiger und recycelbarer Baustoffe beschränkt, sondern auch eine sehr gute Raumakustik und Hörsamkeit für eine Schule mit besonderem pädagogischem Schwerpunkt schafft. Als Energie-Eigentümer und Eigennutzer liegt der Fokus nicht immer auf den Baukosten. Entscheidend sind die Lebenszykluskosten – und die stimmen!

Wir haben uns trotz einiger Optimierungen und Änderungsplanungen strikt an den Kostenrahmen gehalten – das ist übrigens eine Spezialität von uns, die uns gleichzeitig mit unserer Philosophie als Generalkonsulent auszeichnet: Verlässlichkeit, Qualität und Einhaltung von Kosten und Terminen.

Alexander Ghezzo: Was sagen die Menschen, die in dieser Immobilie leben und arbeiten? Wie wichtig ist ihnen der Fokus Nachhaltigkeit?

Gisela Gary: Die Schule hat gerade erst begonnen, aber bis jetzt funktioniert alles wunderbar. Natürlich ist es für die Kinder weniger wichtig, dass sie sich in einer Schule befinden, die ohne fossile Brennstoffe geheizt und gekühlt wird und im Sommer temperiert ist; viel wichtiger sind ihnen die Freiflächen und das Ambiente insgesamt und vor allem, dass Integration und gute Raumakustik bei diesem Projekt selbstverständlich sind. Der für die Nutzer oft diffuse Begriff „Ambiente“ setzt sich zusammen aus der Wahl der Materialien, dem Licht, den Farben, der Raumakustik und nicht zuletzt einer überall als gleich empfundenen Raumtemperatur und Frischluft.

Alexander Ghezzo: Welche weiteren Projekte mit Nachhaltigkeitsfokus setzen Sie um?

Gisela Gary: Es gibt und sollte kein Projekt ohne Nachhaltigkeitsfokus geben! Für uns steht die nachhaltige Planung immer im Mittelpunkt unserer Planung, egal ob wir „nur“ für die Haustechnik zuständig sind, die ÖBA übernehmen oder als Generalplaner beauftragt werden. Das Gute im Moment ist aber, dass mittlerweile auch die Bauherren einfach nachhaltig bauen wollen. Die Stadt Wien zum Beispiel ist ein Vorzeigebauherr und hat seit fast zwei Jahren keinen Bildungscampus mehr mit fossiler Energie gebaut. Aber auch bei der Generalsanierung des Parlaments oder aktuell bei den Festspielhäusern in Salzburg – wie machen wir die Gebäude energieeffizient, ist eine unserer ersten Fragen. Über unsere Fachdisziplinen hinaus wird „Nachhaltigkeit“ bei jedem Projekt berücksichtigt und zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der MA 22 im Bereich Biodiversität Innovationen geschaffen, aktuell bei einem Hotelneubau im 15. Bezirk.

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