GBB Award Einreichung 2022 – Campus der Barmherzigen Schwestern Ried
Zum GBB Award 2022 hat die Delta Holding das Projekt Campus der Barmherzigen Schwestern Ried eingereicht. Dazu und zu anderen spannenden nachhaltigen Projekten haben wir ein paar Fragen an Marc Guido Höhne von Delta gerichtet.
Er erklärte uns, wie sie an der Fachhochschule in Wien und Oberösterreich den Studenten praktisches Wissen über Nachhaltigkeit vermitteln und wie ihre jüngeren Mitarbeiter*innen einen großen Einfluss auf das Unternehmen haben, indem sie mehr nachhaltige Maßnahmen fordern.
Gudrun Ghezzo: Marc, Delta rückt das Thema Nachhaltigkeit in diesem Projekt in den Fokus. Was sind für Dich die Besonderheiten?
Marc Guido Höhne: Der Campus der Barmherzigen Schwestern Ried ist in vielerlei Hinsicht ein nachhaltiges Projekt, zum einen ist natürlich die Verwendung von Holz ausschlaggebend. Der Campus ist das erste Holzgebäude in ganz Oberösterreich, das mit Baubuche realisiert wurde. Als nachhaltiger Rohstoff bietet Baubuche vielfältige Einsatzmöglichkeiten und lässt Träger und Stützen reduziert dimensionieren. Eine Lehmspachtelung und die Verwendung nachhaltiger Materialien sorgen für Langlebigkeit und Schadstofffreiheit der Räumlichkeiten. Kühlung und Lüftung werden ausschließlich in den Hörsälen und Sitzungsräumen eingesetzt. Um die Betriebskosten zu senken, wurden die Dämmstärken erhöht, und CO2-Sensoren signalisieren den Nutzern*INNEN, wenn die Fenster in ihren Büros manuell geöffnet werden sollten.
Für einen effizienten Betrieb wurde ein Energieüberwachungssystem eingebaut, das seit der Eröffnung im September eingesetzt wird. Der Fernwärmeanschluss sorgt für eine perfekte Synergie mit dem dazugehörigen Krankenhaus. Zum ökologischen Konzept gehören auch eine automatische Jalousiesteuerung nach dem Sonnenstand auf der Süd- und Westseite des Gebäudes und ein Retentionsanlage zur Drosselung des Regenwassers. Der respektvolle Umgang mit dem Bestand war bei diesem Projekt ein zentrales Thema. Der Erhalt des Patienten*Innengartens und auch des bestehenden Kellers wurden bei der Planung berücksichtigt. Bei der Auswahl der ausführenden Firmen wurde auf Regionalität geachtet, was kurze Wege und eine ressourcenschonende Baustellenlogistik gewährleistet:
https://www.delta.at/leuchtturm-fuer-nachhaltige-architektur-neuer-campus-im-krankenhaus-der-barmherzigen-schwestern-ried/
Gudrun Ghezzo: Nachhaltigkeit kostet ja auch. Wie war das bei diesem Projekt und wie geht Ihr damit um?
Marc Guido Höhne: Der Holzbau war aufgrund der vorhandenen Unterkellerung und des geringeren Gewichts z.B. im Vergleich zu einem konventionellen Betonbau sehr attraktiv in Bezug auf die Kosten. Die Nachhaltigkeit und die daraus resultierenden Maßnahmen wurden von Anfang an eingeplant und berücksichtigt und nicht im Nachhinein als Streichposten ersetzt – schließlich sind es genau diese Maßnahmen, die letztlich viel an Energie- und Betriebskosten einsparen.
Gudrun Ghezzo: Was sagen die Menschen, die in dieser Immobilie leben und arbeiten? Wie wichtig ist ihnen der Fokus Nachhaltigkeit?
Marc Guido Höhne: Rund 220 Schüler*innen und Studierende sind seit September 2022 ebenfalls Nutzer*innen des Gebäudes und profitieren von Systemen wie CO2- Fühler im Büro, der angenehmen Atmosphäre und der besseren Raumluftqualität. Das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von 7.500 m2 beherbergt eine Fachhochschule und eine Krankenpflegeschule, moderne Büroräume für die Verwaltung und mehrere Werkstätten. Die Raumluftqualität ist dank natürlicher Materialien und Oberflächen “ „riechbar besser“. In den lichtdurchfluteten Räumen des Gebäudes lässt es sich gut lernen und arbeiten. Holzsichtflächen, die Holzoptik der Fassade und Holz-Aluminium-Fenster sind ein echter Blickfang im neuen Campus und sorgen für Behaglichkeit. Auch die Tonspachtelung und Linoleumböden tragen zu einem natürlichen und gesunden Aufenthalt in den Räumen bei.
Gudrun Ghezzo: Welche weiteren Projekte mit Nachhaltigkeitsfokus setzt Delta um?
Marc Guido Höhne: Das Bauvorhaben „Hygge Lambach“ ist ebenfalls ein Holzbau, der von der TRIO Development GmbH entwickelt wird. DELTA ist hier in der Rolle des Planers, Ausschreibers und ÖBA verantwortlich. Das Wohnbauprojekt in Holzbauweise steht nicht nur für Gemütlichkeit und Natürlichkeit, sondern bietet auch ein innovatives und nachhaltiges Mobilitätskonzept mit E-Bike und Lastenrad. Erfahren Sie hier mehr über das Projekt:
www.hygge-wohnen.at
Derzeit arbeiten wir in Arbeitsgemeinschaft mit SWAP-Architekten auch an der neuen Bezirkshauptmannschaft in Seekirchen. Auch hier handelt es sich um einen Holzbau, der auf 7.600m2 eine moderne und dienstleistungsorientierte Bezirkshauptmannschaft beherbergen wird. Auch hier wird die Regionalität der ausführenden Firmen aus Salzburg betont:
https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/detail?nachrid=67159
Wir führen auch ein Forschungsprojekt namens „BIM4eco“ durch. DELTA, IBO und AIT arbeiten seit einiger Zeit an einer digitalen Lösung, die eine Verbindung zwischen dem BIM-Modell und dem eco2soft-Tool Baubook-Materialdatenbank herstellt. Damit wird es möglich, Projekte bereits in der Planungsphase digitalisiert und nachhaltig zu gestalten. Der Fokus auf Baumaterialien hat in der Nachhaltigkeitsdebatte einen guten Grund. Selbst die Baustelle im Vollbetrieb, inklusive Logistik und Transport, macht im Vergleich zu den Baustoffen nur etwa ein Zehntel der ökologischen Belastung aus. Dank BIM4eco können Bauherren die Frage nach dem CO2-Fußabdruck ihres Gebäudes frühzeitig berechnen und beantworten.
Gudrun Ghezzo: Wie geht Ihr mit den 6 Umweltzielen der EU-Taxonomie in Ihrem Projekt um? (Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme)?
Marc Guido Höhne: Um den 6 Umweltzielen näher zu kommen, beginnen wir mit dem Thema Wissen. Mehrere Geschäftsführer*innen von DELTA haben bereits Lehraufträge an den Fachhochschulen in Wien und Oberösterreich und vermitteln den Studierenden echtes Praxiswissen zum Thema nachhaltige Projektentwicklung und – Abwicklung: Schließlich sind sie die Architekt*innen, Ingenieur*innen oder auch Auftraggeber*innen der Zukunft und brauchen das nötige Bewusstsein und Know-how, um etwas bewegen zu können. Auch die interne Weiterbildung wird großgeschrieben, zum Beispiel mit Maßnahmen wie den „Grünen Wochen“ werden Informationen verbreitet, Bewusstsein geschaffen und mehr.
Um Projekte wie die bereits erwähnten weiterhin umsetzen und Auftraggeber*innen noch besser beraten zu können, hat sich seit Anfang des Jahres auch ein Team von Nachhaltigkeitsexperten um Marc Guido Höhne gebildet. Neue Dienstleistungen und neue Rollen sind notwendig, um die kommenden Herausforderungen zu meistern. EU-Taxonomie in Bauprojekten, Due Diligence und integrale Beratung sind nur einige der Bereiche, die das Team derzeit entwickelt.
Die Vernetzung ist ein ebenso wichtiger Faktor für den Erfolg der EU-Taxonomie. Mit Verbänden wie IG Lebenszyklus Bau, ÖGNI etc. engagieren wir uns seit Jahren für mehr Nachhaltigkeit und Wissensverbreitung in der Branche. Wir arbeiten auch mit Förderexperten wie impacting-work zusammen, um unseren Kunden alle Fördermöglichkeiten für nachhaltige Projekte anbieten zu können. Im Jahr 2022 investierte DELTA in Blue Auditor, eine ESG-Management- und Risikobewertungsplattform, die den Übergang zu einer nachhaltigen Immobilienbranche ermöglicht.
Gudrun Ghezzo: Wie macht Ihr Delta selbst nachhaltig und was verändert das in der Unternehmenskultur?
Marc Guido Höhne: Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit bei einem selbst anfängt, und deshalb haben wir seit einiger Zeit ein internes Projekt laufen: Klimaneutralität bei DELTA. Hier haben wir begonnen, eine Nachhaltigkeitsstrategie für interne Prozesse zu erarbeiten. Dazu gehört in erster Linie eine kritische Selbstanalyse, um das Ziel der Klimaneutralität erreichen zu können. Das fängt bei der Mobilität an und hört bei den Details unseres Bürobetriebs auf, denn jede noch so kleine Veränderung hat größere Auswirkungen als man denkt. Das Gleiche gilt für die Projekte, die wir umsetzen. Hier ist viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die Angst vor dem Unbekannten und vor höheren Kosten ist immer noch groß.
Wir merken, dass vor allem unsere jüngeren Mitarbeiter*innen kritisch sind und nachhaltige Maßnahmen und Hilfe einfordern, um etwas zu bewegen. Solche Veränderungen sind hart – aber wir gehen den Weg gemeinsam und konsequent und fördern Nachhaltigkeit als einen unserer zentralen Unternehmenswerte.
Wir laden Sie ein: Reichen auch Sie für den GBB Award 2023 ein!