Energie bleibt teuer - also heißt es Energie "sparen" und 100 Förderungen nutzen

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Friedrich Mühlener ist für uns immer der wichtigste Ratgeber, wenn es um Energie geht, besonders im Kontext der Immobilienwirtschaft. Als Geschäftsführer von IfEA Institut für Energieausweis, verwurzelt bei der Energie AG, weiß er was in beiden Welten passiert.

Da nimmt sich der Experte kein Blatt vor den Mund, spricht auch unangenehme Wahrheiten offen aus, weiß aber auch Rat, wie man sich darauf einstellen kann. Letzteres hat er sich zusammen mit Gerlinde Pöchhacker-Tröscher in der Unternehmung Fit4Green zur Mission gemacht.

Friedrich Mühleners Prognose, dass Energie deutliche teurer werden wird, kam zu einem Zeitpunkt, wo das niemand ernst genommen hat. Wie wird es jetzt mit den Preisen weiter gehen?

Wir holen uns Antworten:

Alexander Ghezzo: Vor zwei Jahren haben Sie es angekündigt, dass Energie teurer werden wird. Jetzt ist es noch viel schlimmer gekommen, als wir alle befürchtet haben. Wie lautet Ihre Prognose für die nächsten Jahre?

Fritz Mühlener: Es wird nie wieder so werden wie es war und Energie wird im Verhältnis zu den anderen Kosten immer teurer werden. Die einzige Alternative ist, dass wir sehr wenig Energie verbrauchen, so dass die Kostensteigerungen verkraftbar sind.

Alexander Ghezzo: Warum wird Energie nie mehr so günstig, wie sie war? Mit den Erneuerbaren Kapazitäten gibt es ja angeblich unendlich viel Energie für uns?

Fritz Mühlener: Die Kapazitäten sind bei Sonne und Wind tatsächlich sehr hoch, fast unendlich! Für die „Gewinnung“ sind hohe Investitionen notwendig und das Geld muss verdient werden. Die internationalen Energiepreise für z.B. das fossile Erdgas werden auch höher, weil durch die Diversifikation der Beschaffung natürlich die Kosten steigen - LNG ist teurer als „leitungsgebundes“ Erdgas.

Alexander Ghezzo: Aus vielen Gründen ist es für Unternehmen unerlässlich sich mit Nachhaltigkeit und Energie auseinanderzusetzen. Fit4Green unterstützt dabei. Was sind dabei die wichtigsten Fragestellungen, mit denen Kunden an Sie herantreten?

Fritz Mühlener: Analyse - Strategie - Maßnahmenplan - Förderroadmap ist das Prinzip von Fit4Green. Viele Kunden glauben, dass es wieder so wird, wie früher und fragen, wann es wieder so weit ist. Da ist unsere Aufgabe, ein klares Bild der Zukunft zu zeichnen. In Europa ist die Ausrichtung, auf Grund der verschiedenen EU-Verordnungen und EU-Richtlinien, klar erkennbar. Darauf muss die Strategie ausgerichtet werden.

Alexander Ghezzo: Dekarbonisierung ist das große Schlagwort. Aber wie macht man das? Wie gehen Sie dabei vor?

Fritz Mühlener: Analyse - Strategie - Maßnahmenplan - Förder-Roadmap ist der Beginn und je nach Branche geht es schneller oder langsamer - aber es braucht einen Plan. Sieger haben eine Strategie, Verlierer eine Ausrede. Es geht darum, erste Schritte zu setzen - beginnen!

Alexander Ghezzo: Was CO2 Bilanzen betrifft ist die Komplexität enorm. Scope 1,2,3,...; Wie weit gehen Sie bei Ihren Analysen?

Fritz Mühlener: Scope 1 + 2 wird bald bei allen großen Unternehmen Standard sein, dafür sorgt schon die EU-Taxonomie-VO und damit die Banken, weil diese verpflichtet sind. Scope 3 ist in wenigen Jahren auch Standard - daher mit Scope 1 + 2 anfangen. CO2-Fußabdrücke nach Scope 1 + 2 sind nicht kompliziert - einfach ein Aufwand, wobei auch dieser überschaubar ist. Der Gärtner kostet im Jahr bei vielen Unternehmen mehr ...

Alexander Ghezzo: Zuschüsse, Förderungen: Wie beurteilen Sie das aktuelle Angebot? Was sollten Unternehmen unbedingt nutzen?

Fritz Mühlener: Es gibt für Unternehmen über 100 Förderungen im Energiebereich - wie wir im September 2022 mit Fit4Green gestartet sind, waren es 70. Der ökologische Wandel muss sich rechnen, das heißt, jedes Unternehmen muss darauf achten bei der Umstellung wirtschaftlicher zu sein, als der Mitbewerb. Alle Förderungen sollten unbedingt genutzt werden - Profi engagieren oder intern ausbilden. Pöchhacker Innovation Consulting GmbH https://www.p-ic.at kann hier helfen.

Alexander Ghezzo: Energiegemeinschaften werden als große Chance der Energiewende wahrgenommen. Wie steht es damit in der Praxis?

Fritz Mühlener: Die große Chance in der Energiewende sehe ich nicht, aber es wird ein Teil der Änderungen sein. Es gibt noch einige Herausforderungen zu lösen.

Alexander Ghezzo: Als Experte in Sachen Energie und Nachhaltigkeit: Wie sehen Sie das Thema Green Washing? Wie kann man es erkennen?

Fritz Mühlener: Auch hier gibt es vielversprechende europäische Ansätze, den Betrug mit Nachhaltigkeit (=Green Washing) aufzuzeigen und damit zu verhindern. Ansonsten würde ich das Thema nicht überbewerten - da geht alles in die richtige Richtung.

Alexander Ghezzo: Sie beschäftigen sich beruflich viel mit Nachhaltigkeit Welche Schritte machen Sie selbst?

Fritz Mühlener: Da gibt es noch Luft nach oben - aber im Vergleich zur Vergangenheit fahre ich sehr viel mit der Bahn bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mein Auto steht öfters zwei Wochen am Parkplatz ohne sich zu bewegen. Der private Stromverbrauch von mir und meiner Partnerin (zwei Wohnungen) liegt bei insgesamt 1.700 kWh pro Jahr. An meinen Urlaubsgewohnheiten muss ich noch arbeiten ...

Alexander Ghezzo: Noch ein kurzer Abstecher zur Immobilie: Im Bestand ist ja einiges zu tun, vom Heizsystem-Wechsel, bis zur Sanierung usw. Was erleben Sie gerade in der Praxis? Und wo sollten Eigentümer und Betreiber schnell reagieren?

Fritz Mühlener: Viele Immobilien-Fonds oder Stiftungen reden nicht mehr vom Mieter-Vermieter-Dilemma, sondern wollen den Wert der Immobilien halten oder steigern, daher werden die Heizungssysteme getauscht und die Gebäude gedämmt - nämlich „taxonomiekonform“. Schnell muss nur gehen, dass keine weiteren falschen Entscheidungen getroffen werden. Für Sanierung inkl. Heizungsumstellung braucht es auch einen zeitlichen Plan ...Jede:r Immobilieneigentümer:in würde ein undichtes Dach reparieren oder erneuern, genau so ist die thermische Sanierung zu sehen.

Fritz Mühlener treffen Sie persönlich am 11 Mai auf dem Ghezzo-Immobilientag

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