Wo der Öffentliche Verkehr an seine Grenzen stößt, helfen digital unterstützte On-demand Mobilitätskonzepte

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Der Öffentliche Verkehr stößt im ländlichen Raum an seine Grenzen. Der Individualverkehr scheint alternativenlos. Gleichzeitig ist dieser jedoch gerade für junge Menschen schwer leistbar und das hat negative soziale Konsequenzen und unterstützt auch nicht CO2 Reduktionsziele. Digitale On-demand Plattformen könnten hier viel bewegen. ISTmobil verfolgt als österreichisches Unternehmen die Vision, allen Menschen in allen Regionen Österreichs und Deutschlands eine Mobilitätsgarantie zu geben. Einige Regionen hat man schon erschlossen. Im Interview gibt Robert Potocsnyek, Head of Marketing & Sales von ISTmobil, eine Einschätzung der aktuellen Herausforderungen für den Verkehr abseits der Ballungszentren und zeigt Ideen und Wege für digital unterstützte Mobilitätskonzepte auf.  

 Ghezzo: Was unterscheidet ISTmobil von einem herkömmlichen Sammeltaxi-Konzept?

Potocsnyek: Im Gegensatz zu herkömmlichen Sammeltaxi-Konzepten bietet ISTmobil eine digitalisierte Möglichkeit, um vollkommen flexibel und günstig mobil zu sein. ISTmobil fährt nur bei Bedarf, und zwar dort, wo es keinen oder mangelnden öffentlichen Verkehr (ÖV) gibt, und schließt somit bestehende Lücken im öffentlichen Verkehrsnetzt. Die innovativen ISTmobil-Mobilitätslösungen machen bestehende und zukünftige Herausforderungen der Mobilität bewältigbar. Als Ergänzung zum bestehenden ÖV wird mit ISTmobil eine flächendeckende, leistbare, flexible und digitalisierte Nahverkehrs-Mobilität realisiert. Über die eigens entwickelte Software ISTdis® werden die Fahrten nach ökonomischen und ökologischen Kriterien vermittelt und gebündelt. Zusätzlich ist ISTmobil Teil des ÖV, da die Dispositionssoftware bei jeder Fahrtanfrage den bestehende ÖV automatisiert und in Echtzeit berücksichtigt und unsere Fahrgäste eine vollständige und multimodale Beauskunftung über die gesamte Reisekette erhalten.

Ghezzo: Es heißt ja, dass es junge Menschen immer weniger wichtig ist ein eigenes Auto zu haben. Bemerken Sie diesen Trend auch in Gebieten, die vom ÖPNV noch nicht gut erschlossen sind?

Potocsnyek: Dieser Trend basiert auf Befragungen und Studien. In der Lebensrealität ist es so, dass es für junge Menschen oft nicht mehr leistbar ist, ein eigenes Auto zu besitzen. Bei der enorm hohen Jugendarbeitslosigkeit, tausenden fehlenden Lehrplätzen und fehlender Finanzmittel bei den Eltern, die ihre Kinder bei einer weiterführenden Schul- bzw. universitäre Ausbildung unterstützen, wird das eigene Auto immer mehr zum Luxusgut. Das letzte Jahr hat diese Entwicklungen weiter verschärft.  Diese unangenehme Wahrheit wird dann bei Befragungen für Studien wohl öfter auch mit einem fehlenden Interesse an einem eigenen Auto erträglicher dargestellt, wiewohl der angesprochene Trend natürlich auch für sich eine Realität darstellt. In außerstädtischen Gebieten ist der Trend schwächer, weil für die täglichen Mobilitätsanforderungen oft keine Öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden können.

Ghezzo: Was sehen Sie in den Regionen, in denen Sie tätig sind, als die großen Herausforderungen in Sachen Mobilität?

Potocsnyek: Gerade in ländlichen Regionen und im peripheren Raum stoßen herkömmlich organisierte Systeme des ÖV heute an ihre Grenzen, und zwar sowohl in Bezug auf die verfügbaren finanziellen Ressourcen als auch im Hinblick auf das nachgefragte Qualitätsniveau. Das Mobilitätsverhalten im ländlichen Raum ist stark geprägt vom Individualverkehr, da oftmals keine ausreichenden Angebote im ÖV vorhanden sind. Die Abhängigkeit vom Pkw ist sehr groß und vor allem sozial schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen driften aufgrund fehlender Alternativen in die Mobilitätsarmut ab. Unser wesentliches Ziel ist es, eine leistbare und flächendeckende Mobilitätsversorgung abseits des eigenen PKW für ganz Österreich und darüber hinaus zu schaffen, welche sowohl für die Bevölkerung als auch für die Steuerzahler*innen hoch attraktiv ist. ISTmobil behebt diese Unterversorgung dahingehend, dass einerseits der Anschluss an bestehende ÖV-Angebote ermöglicht und nachhaltig gestärkt wird und andererseits ein bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot für mobilitätsmäßig „unterversorgte“ Regionen und deren Bevölkerung geschaffen wird.

Ghezzo: Was sind die Learnings die Sie aus den bereits umgesetzten Mobilitätskonzepten gezogen haben?

Potocsnyek: Die größte Erkenntnis für uns war es, dass keine Region gleich ist, keine Region gleich funktioniert und somit eine Mobilitätslösung bzw. die dahintersteckende Systematik auch nicht überall ident sein kann. Ein weiterer wesentlicher Lerneffekt für uns war, dass die regionalen Gegebenheiten genauestens zu erfassen und entsprechend in unserer Dispositionssoftware ISTdis® einzubauen sind, damit das digitale Sammeltaxi-System von Beginn an perfekt funktioniert und von den Menschen nachgefragt wird. Diese Learnings hatten zur Folge gehabt, dass wir nun unter anderem unsere unternehmerische Verantwortung daher im Zuhören und Zeitnehmen für die Bedürfnisse unserer Auftraggeber*innen und Kund*innen sehen, um ihre Vorstellungen und Wünsche in unsere Software zu integrieren, aber auch gleichzeitig das Risiko für die Region und die vernetzten Unternehmer*innen mitzutragen.

 Ghezzo: Was würden Sie sich vom Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel erwarten?

Potocsnyek: Wie bereits erwähnt, stoßen herkömmlich organisierte Systeme des ÖV Gerade in ländlichen Regionen und im peripheren Raum an ihre Grenzen. Da die durchschnittlichen Wegelängen in der Alltagsmobilität unter 10 km liegen, fehlt es vor allem an einem flexiblen Mobilitätsangebot für die so genannte „Erste & Letzte Meile“. Mit ISTmobil schafft man ein leistbares Mobilitätsangebot dort, wo weitere starre Buslinien den Bedarf flächenmäßig keinesfalls decken können. Wir würden uns daher erhoffen, dass ISTmobil bei einem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel bereits im Planungsprozess miteingebunden wird und man die bereits bestens bewährte On-Demand-Mobilitätslösung als integrierten ÖV-Bestandteil betrachtet, welcher ohne milliardenschwerer Infrastrukturinvestitionen auskommt und unmittelbar umsetzbar ist. Und das noch dazu Made in Austria!

Ghezzo: Was bedeutet ISTmobil für lokale Taxiunternehmen?

Potocsnyek: Im Gegensatz zu anderen kommerziellen Anbieter*innen von On-Demand-Mobilitätslösungen verfügt ISTmobil über keinen eigenen Fuhrpark, sondern vernetzt regionale Taxi-, Mietwagen- oder Busunternehmen in ein einheitliches System. Dadurch wird die regionale Wirtschaft nachhaltig gestärkt und die beteiligten Verkehrsunternehmen können dank ISTmobil auf ein zusätzliches Geschäftsmodell zurückgreifen und auch neue Einnahmequelle erschließen. Österreichweit kooperiert ISTmobil aktuell mit knapp 50 Verkehrsunternehmen und sorgt gerade in dieser schwierigen Zeit für Planungssicherheit bei den beteiligten Unternehmen und sichere Wertschöpfung in der Region.

Ghezzo: Wie entwickelt sich ISTmobil weiter? Was planen Sie für die Zukunft?

Potocsnyek: Unsere zukünftigen Bestrebungen liegen darin, eine Mobilitätsgarantie für alle Österreicher*inne zu schaffen, welche die Menschen und deren Mobilitätsbedürfnisse noch stärker in den Mittelpunkt aller Leistungen stellt. Neben der Fortführung und Optimierung unserer aktuellen Bestandsprojekte, steht auch der Markeintritt in Deutschland unmittelbar bevor. Hierfür sind auch die Digitalisierung aller Vermittlungsprozesse sowie die Weiterentwicklung unserer Dispositionssoftware ISTdis® wesentliche Punkte, damit ISTmobil die Rolle als führender On-Demand-Anbieter weiterhin ausbauen kann.

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Treffen Sie Robert Potocsnyek auf unserer Konferenz Municipal Trends am 10 Juni

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