Kiubo die Einreicher für den GBB Award

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Wir stellen Ihnen Kiubo vor, einen unserer Top-Einreicher beim GBB-Award in der Kategorie Projekte. Kiubo steht für nachhaltiges Wohnen, eines ihrer Projekte ist das Kiubo Wohnhaus in der Starhemberggasse, Graz. Wir haben ein Interview mit Florian Stadtschreiber geführt, bei dem wir uns über Kiubos modulare Konstruktionssysteme als Antwort auf die raschen Veränderungen an das Wohnen in den unterschiedlichen Lebensphasen informiert haben.

Mehr über Kiubo und ihre Projekte finden Sie hier: kiubo – die mobile Wohnung

Alexander Ghezzo: Sie rücken das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Projekt in den Fokus. Was sind für Sie die Besonderheiten?

Florian Stadtschreiber: Zu Beginn von Kiubo stand die Frage: Wie kann man Wohnräume schaffen, die in sich so intelligent sind, dass sie eine große Flexibilität aufweisen und dadurch nachhaltig, aber gleichzeitig auch leistbar zur Verfügung gestellt werden können? Die Lösung: Ein Modulbau, der mehr kann als bisherige modulare Bausysteme.

Hier trifft die alte Architektur-Vision von Le Corbusier (Maison Dom-Ino) auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen und neue Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Kiubo trennt dazu erstmals konsequent den Rohbau vom Ausbau. Durch die serielle Fertigung werden Bauzeiten verkürzt und Kosten gesenkt. Kiubo ist das erste System, das alle Flexibilitätsbedürfnisse und Bauprobleme gleichzeitig löst. Mit Kiubo wurde ein System erfunden, bei dem die Module an sich flexibel und wirklich modular bleiben. So bietet Kiubo Flexibilität und Freiheit in jeder Phase, sowohl für Endkunden als auch für die Projektentwicklung.

Alexander Ghezzo: Nachhaltigkeit kostet ja auch. Wie ist das bei Kiubo und wie gehen Sie damit um?

Florian Stadtschreiber: Kiubo steht für kreislauffähiges Bauen. Gerade im Sinne einer Lebenszyklusbetrachtung ist das ein wesentlicher Vorteil. In Kiubo investieren heißt daher in ein besonders langlebiges und wiederverwertbares Produkt zu investieren. Denn Kiubo kann – anders als der herkömmliche Wohnbau –abgebaut und wiederverwendet werden. Das System besteht aus einem Terminal, in den – ähnlich einem Setzkasten – Module, die je 25 Quadratmeter groß sind, eingeschoben werden. Diese lassen sich auch wieder herausnehmen und in einem anderen Terminal wieder verwenden.

Was natürlicherweise zu Beginn an Mehrkosten in der Errichtung entsteht, kann durch Standardisierung und eine Lebenszyklusbetrachtung wieder wettgemacht werden.

Alexander Ghezzo: Was sagen die Menschen, die in dieser Immobilie leben und arbeiten? Wie wichtig ist ihnen der Fokus Nachhaltigkeit?

Florian Stadtschreiber: In unserem Kiubo-Wohnhaus in der Grazer Starhemberggasse wurde eine Studie von der Agentur Pichler-Jessenko-Oberzaucher durchgeführt, die schriftliche Befragungen und vertiefende Einzelinterviews im Zeitraum von 30. März bis 16. Mai 2022 umfasste. 71 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner nahmen daran teil. Die Idee, die hinter Kiubo steckt, wird unisono äußerst positiv aufgenommen, die Flexibilität sowie die nachhaltige, hochwertige Holzbauweise werden als besondere Assets gesehen. Die Bewohner und Bewohnerinnen zeigen sich mit der besonderen Architektur und der Lage der Wohnung am zufriedensten. Gefolgt von der Raumaufteilung und Größe der Wohnung. Insgesamt ist die Zufriedenheit sehr hoch– vor allem die Grünbereiche und Pflanzen in der Anlage werden sehr geschätzt. Positiv wird auch die öffentliche Anbindung des Wohnhauses gesehen.

Alexander Ghezzo: Welche weiteren Projekte mit Nachhaltigkeitsfokus setzen Sie um?

Florian Stadtschreiber: Begonnen hat alles mit einer Prototyp-Phase, danach kam die Demophase mit Kiubo 1.0, dem Wohnbau in der Grazer Starhemberggasse. Auf Basis der Erfahrungen aus dem Prototyp und dem Demoprojekt wurde Kiubo inzwischen zur Stufe 2.0 weiterentwickelt. Diese wird dann im nächsten Projekt umgesetzt. Kiubo wird also laufend verbessert. Die Möglichkeit der Umnutzung eines Gebäudes während des Betriebs sowie die Wiederverwendbarkeit der Module – und zukünftig auch der Terminals – sind die konsequente Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgedankens.

Monitoring Maßnahmen werden zudem als Bestandteil der laufenden Verbesserung von Kiubo gesehen. Im Demoprojekt wurden beispielsweise Sensoren angebracht, um ein bauphysikalisches Monitoring zur energetischen Optimierung durchzuführen. Hier werden sämtliche technischen Parameter gemessen. Ebenso werden regelmäßig die Bewohnerinnen und Bewohner über ihre Zufriedenheit befragt. Kiubo versteht sich als ein Lebensgefühl und eine Plattform, die natürlich zum Ziel hat Standards für die serielle Fertigung der Objekte und den Betrieb zu definieren.

Alexander Ghezzo: Wie gehen Sie mit den 6 Umweltzielen der EU-Taxonomie in Ihrem Projekt um? (Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme)?

Florian Stadtschreiber: Kiubo besteht aus Modulen aus hochwertigem Holz und Terminals, die zum Teil aus Betonfertigteilen bestehen. Ähnlich wie bei einem Setzkasten wird zukünftig alles auseinanderbaubar sein, so dass man theoretisch nicht nur einzelne Module, sondern ganze Häuser örtlich verändern kann. Im Gegensatz zum konventionellen Bau stellt sich daher die Frage nach dem Recycling der eingesetzten Materialen nur bedingt.

Denn im herkömmlichen Hochbau werden meist über einen langen Zeitraum hinweg riesige Gebäude abgerissen und nur ein kleiner Teil davon kann wiederverwertet werden, vieles davon ist Sondermüll. Kiubo Gebäude werde nicht abgebrochen, sondern umgenutzt oder wo anders hin versetzt. Kiubo steht also für kreislauffähiges Bauen. In Kiubo investieren heißt daher auch in ein besonders langlebiges und wiederverwertbares Produkt zu investieren. Daher liefern wir einen wesentlichen Beitrag für unsere Umwelt. Darüber hinaus sorgt die Architektur für die optimale Einfügung der Objekte an den jeweiligen Standort, inklusive der Berücksichtigung von beispielsweise mikroklimatischen oder sozialen Herausforderungen.

Alexander Ghezzo: Wie machen Sie Ihr Unternehmen nachhaltig und was verändert das in der Unternehmenskultur?

Florian Stadtschreiber: Wir sind ein schlankes Team mit flachen Hierarchien und vielen externen Partnern, was uns die Möglichkeit gibt, Nachhaltigkeit im Alltag sehr einfach zu leben. Das beginnt beispielsweise in der Wahl der Verkehrsmittel. Wir fahren viel Rad oder öffentlich. Wir arbeiten zudem gezielt so weit wie möglich digital, um Ressourcenverbrauch durch Ausdrucken zu sparen oder Reisen möglichst hintanzuhalten. In Kombination mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und remote work verbessert das auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bei der Bewerberinnen und Bewerbern sowie der Auswahl externer Partnern ist Diversität für uns selbstverständlich, denn Kiubo versteht sich als jung, dynamisch und weltoffen.

Wir laden Sie ein: Reichen auch Sie für den GBB Award 2023 ein!

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