GEWINNER DES GBB-AWARD 2022 KATEGORIE PRODUKTE

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Wir möchten Ihnen Madaster Platform Austria vorstellen, den Gewinner des GBB Award 2022 in der Kategorie Produkte / Services. Madaster erstellt Gebäuderessourcenpässe, ist bereits in 6 Ländern aktiv und legt so den wertvollen Grundstein für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Wir haben ein kurzes Interview mit ihnen geführt, mehr über ihre Ansicht zur Nachhaltigkeit erfahren Sie hier.

Alexander Ghezzo: Sie rücken das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Service in den Fokus. Wie tragen Sie dazu bei, dass die Branche/ die Immobilie nachhaltiger wird?

Werner Weingraber: Auf der Madaster-Plattform werden die Rohdaten der installierten Produkte und Materialien über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erfasst, dokumentiert und durch externe Datenbanken angereichert. Diese Daten werden in einem digitalen Gebäuderessourcenpass abgebildet, der finanzielle und kreislaufwirtschaftliche Bewertungen und Berechnungen des „embodied carbon“ ermöglicht und so die Verwaltung und Verwertung von Bauteilen und Materialien unterstützt.

Madasters Vision der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen erleichtert nicht nur die Einbeziehung von Kreislaufwirtschaft relevanten Kriterien in den Bausektor, sondern unterstützt auch ressourceneffizientes Bauen, trägt zur Realisierung eines ganzheitlichen Lebenszyklusmodells von Gebäuden bei und ebnet den Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Alexander Ghezzo: Wo kann man Madaster schon in der Praxis erleben und welche Rückmeldungen haben Sie von Ihren Kunden?

Werner Weingraber: 2017 in Holland gegründet, ist Madaster seit 2022 als 6. Land auch in Österreich aktiv. Mittlerweile befinden sich über 4.000 Gebäude und 18 Millionen m² Bruttogeschossfläche auf der Madaster-Plattform. Internationale Referenzprojekte sind z.B. Edge Südkreuz oder The Cradle in Düsseldorf und in Österreich der Weitblick der Value One im Viertel Zwei.

Unsere Partner und Kunden sind Pioniere aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft. Gemeinsam mit Madaster entwickeln sie heute Projekte, die ein Vorbild für die Wende am Bau sind. Unsere Kunden schätzen die Möglichkeit, Transparenz über nachhaltige Produkte und Projekte zu schaffen, den geringen Aufwand für die Umsetzung in der BIM-Planung, die Möglichkeit, verschiedene Varianten in der Planung selbst zu vergleichen und auch mit anderen innovativen Vordenkern zusammenarbeiten zu können.

Unsere Strategie wird es bleiben, zentrale Anforderungen der Zukunft in Bau- und Immobilienindustrie wie den Gebäudematerialpass oder die notwendigen Daten hinsichtlich Kreislaufwirtschaft für die EU-Taxonomie zu erfüllen und dabei eng mit unserem Partner, Kunden und Behörden zusammenzuarbeiten.

Alexander Ghezzo: Wie wird sich Ihr Service weiterentwickeln? Welche Visionen wollen Sie umsetzen?

Werner Weingraber: Die grundlegende Vision von Madaster ist es, die Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche zu ermöglichen. Wir wollen Abfall vermeiden und Abfall eine Identität geben: So ermöglicht das Materialkataster das Recycling von Rohstoffen und die Wiederverwendung von Bauteilen, stärkt die regionale Wertschöpfung, wirkt der Ressourcenknappheit entgegen und verfolgt den Gedanken der Kreislaufwirtschaft in jeder Hinsicht.

In Österreich setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Partnern, um das Produkt noch stärker an die Bedürfnisse in Österreich anzupassen und kontinuierlich auszubauen: ob regionale Produktdaten, automatisierter Gebäudematerialpass für Österreich, Daten für die Kreislaufbewertung bei Ausschreibungen oder EU-Taxonomie.

Auch auf der Finanzierungsseite wird das Thema Kreislaufwirtschaft (Stichwort Green Finance) noch mehr an Bedeutung gewinnen, wenn nicht nur Bauträger und Immobilieneigentümer, sondern auch die Finanzierungsseite einen immer größeren Bedarf an Daten zur Kreislaufwirtschaft der Immobilie entwickelt und, wie wir zum Teil im Ausland bereits sehen, direkt in Finanzierungsentscheidungen einfließen.

Alexander Ghezzo: Inwieweit spielen ESG und EU-Taxonomie in Ihrem Unternehmen schon eine wichtige Rolle?

Werner Weingraber: Madaster wurde in Holland von Vordenkern gegründet, die von der Vision angetrieben wurden, nachhaltige Projekte und Vorhaben im Sinne dessen durchzuführen, was wir heute als Kreislaufwirtschaft verstehen. Thomas Rau hat damals mit seinem Architekturbüro in Holland den Anstoß gegeben, Umsetzung von Ideen und Projekten, die heute als „ESG“ eingestuft werden oder unter die „EU-Taxonomie“ fallen würden. „Pay per Lux“ oder „Light as a Service“ zum Beispiel gehen auf die Ideen von Thomas Rau zurück, der Mitbegründer von Madaster ist.

Auch wenn sie nicht der Grund für die Gründung von Madaster waren, sind ESG und die EU-Taxonomie zentrale Themen von Madaster mit einem klaren Fokus auf den Aspekt der Kreislaufwirtschaft. Daher ist es natürlich Teil unserer DNA, dass wir die Anforderungen von ESG und EU-Taxonomie heute und in Zukunft erfüllen, nicht nur um einen positiven Einfluss auf die Umwelt und das Klima zu haben, sondern auch um eine vertrauenswürdige Datenquelle zu sein, die unseren Partnern und Kunden bei den regulatorischen Anforderungen für den Gebäudematerialpass, ESG-Reporting, Art. 8 und 9 SFDR und EU-Taxonomie zu unterstützen.

Alexander Ghezzo: Wie machen Sie Ihr Unternehmen nachhaltig und was verändert das in der Unternehmenskultur?

Werner Weingraber: Unsere gesamte Unternehmensidee basiert, wie beschrieben, auf dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Man merkt die enorme Kraft, die eine überzeugende Idee hat, deren Zeit gekommen ist. Sie zieht Mitarbeiter, Partner und Kunden an, denen Nachhaltigkeit in ihrem Selbstverständnis und ihrem Geschäftsmodell ein Anliegen ist und die gemeinsam die Zukunft gestalten wollen.

Der vielbeschworene „Sinn“ des Arbeitens ist also ein gelebter und verbindender Gedanke, der es ermöglicht, großartige Mitarbeiter zu gewinnen, innovative Lösungen zu finden, und somit grundlegender Teil der Unternehmenskultur von Madaster!

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