Aktuelle Herausforderungen in Sachen Hotelplanung

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Nachhaltigkeit, Energiekrise, Fachkräftemangel, Zinsenanstieg, Digitalisierung und Designansprüche –die Arbeit von Wolfgang Brunner – Geschäftsführer des Design & Build Unternehmens Appia aus Bayern – ist gerade nicht einfacher geworden. Dabei war die Corona-Zeit schon herausfordernd. Aber in solchen Zeiten braucht die Hotellerie auch professionelle Partner für Beratung und Umsetzung und so sieht Brunner positiv in die Zukunft.

Wie sich die aktuellen Herausforderungen der Hotellerie auch im Innenleben der Hotels spiegeln und wiederfinden, welche Lösungen und Innovationen es in diesem Bereich gibt und wie Appia Nachhaltigkeit auch im eigenen Unternehmen umsetzt, fragt Alexander Ghezzo in Vorbereitung der Hotel Optimal Holiday

Alexander Ghezzo: Corona, Fachkräftemangel, Inflation, Energiekrise, Zinsanhebung: Der wirtschaftliche Rahmen für Projektentwicklungen in der Hotellerie ist gerade recht wackelig. Was bedeutet das für Appia? Wird trotzdem gebaut, verändert und umgebaut?

Wolfgang Brunner: Die aktuelle Zeit ist sicherlich sehr spannend und für Investoren durchaus unsicher. Trotzdem wird in der Hotellerie weiter gebaut, verändert und umgebaut, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Für Appia ist die Auftragslage sehr gut. Wir profitieren nicht zuletzt von unseren langjährigen Bestandskunden und den Weiterempfehlungen unserer Kunden. Wie die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2024 aussehen wird, können auch wir nicht sagen, aber wir blicken weiterhin positiv in die Zukunft.

Alexander Ghezzo: Wie spiegeln sich diese Themen im Inneren des Hotels wieder?

Copyright: © Appia-contract.com

Wolfgang Brunner: Die Corona-Pandemie hat die Tourismusbranche sehr geprägt. Die Hygienestandards wurden nochmals erhöht, was ein richtiger und wichtiger Schritt ist, aber natürlich auch mit mehr Arbeitsaufwand verbunden ist. Zugleich wurde der Fachkräftemangel durch die Pandemie verstärkt. Als die Hotels teilweise monatelang schließen mussten, haben sich viele Beschäftigte als Quereinsteiger Jobs in anderen Branchen gesucht. Fachkräfte aus dem Ausland sind zurück in ihre Heimat gegangen. Obwohl die Tourismusbranche wieder boomt, sind bisher zu wenige Fachkräfte zurückgekehrt.

Die Inflation wirkt sich auch auf die Zimmerpreise aus. Preissteigerungen werden somit an die Gäste weitergegeben. In Kombination mit dem Fachkräftemangel sind die Hoteliers gezwungen, verstärkt auf automatisierte Abläufe zu setzen. Ein schönes Beispiel: Ich war kürzlich in einem Hotel, saß dort abends in der Bar/Zigarrenlounge und konnte mich ohne Personal am Humidor bedienen und mir einen Drink einschenken und dabei alles selbst abrechnen. Das zeigt: Unsere Branche ist ständig in Bewegung und die Hoteliers versuchen immer wieder, neue Wege zu gehen.

Das betrifft auch die Energiekrise. Hotels wollen und müssen Energiekosten sparen. Um die Hoteliers dabei zu unterstützen, arbeiten wir gerade an einem Pilotprojekt im Bereich Nachhaltigkeit und Ressourceneinsparung.

Für Investoren ist die Zinsanhebung ein entscheidender Faktor in der Rentabilitätsberechnung, daher werden sie auch vorsichtiger agieren, bis sich das Niveau wieder angepasst hat. Einige große Projekte im Bereich Wohnungsbau wurden bereits auf Eis gelegt. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entwicklung auch auf den Hotelmarkt auswirkt.

© GA-Service (Rupert Mühlbacher). Romantisch, cool & luxuriös – so lassen sich die Private Spa Suiten im Berghotel Hochfügen am besten beschreiben.

Alexander Ghezzo: Energieeffizienz ist ein wesentlicher Aspekt. Was tragt Ihr zur Energieeffizienz von Hotels bei?

Wolfgang Brunner: Unsere Rolle als Hotelplaner ist es, den Hotelier zu beraten, Entscheidungsgrundlagen zu liefern und Empfehlungen auszusprechen. Wir sind von Anfang an Ansprechpartner für unsere Kunden. Um ein maßgeschneidertes Versorgungssystem für ein Hotel zu realisieren, nehmen wir uns bei der Planung der Haustechnik viel Zeit und versuchen eine energie- und kosteneffiziente Lösung zu erarbeiten.

Darüber hinaus bedeutet Nachhaltigkeit auch, Verschwendung zu minimieren. Wir stellen altbewährte, kostenintensive Hotelabläufe in Frage und versuchen diese zusammen mit den Hoteliers zu optimieren. Das anfangs genannte Pilotprojekt beschäftigt sich auch mit einer Strategie, wie Hotelgäste motiviert werden können, während ihres Hotelaufenthaltes Energie zu sparen.

© soenne.com. Im Dorint Hotel München / Garching war Appia für Innenarchitektur und Einrichtung der 207 Zimmer, sieben Tagungsräume sowie des öffentlichen Bereichs mit Lobby, Restaurant & Rooftop-Bar verantwortlich.

Alexander Ghezzo: Inwieweit gewinnt das Thema Nachhaltigkeit bei Euren Kunden noch an Bedeutung?

Wolfgang Brunner: Das Thema Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftlicher Trend, der mittlerweile in allen Lebens- und Arbeitsbereichen angekommen ist. Die junge Generation wird nachhaltige Konzepte voraussetzen – auch in der Hotellerie. Ein Hotelier kann sich dem Thema also nicht mehr verschließen. Regionalität, Besinnung auf die Natur und Qualität werden von den Gästen gewünscht und sind hier die Wegweiser für die Zukunft. Auch nachhaltige, innovative Materialien sind ein großes Thema. Der Produktmarkt ist hier sehr fortschrittlich.

Alexander Ghezzo: Und in Eurem eigenen Unternehmen?

Wolfgang Brunner: In unserem Unternehmen möchten wir mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Maßnahmen in punkto Nachhaltigkeit kontinuierlich weiterentwickeln. Für uns ist Nachhaltigkeit ein sehr umfassender Begriff: Energie, Produkte, Prozesse und Abläufe, Aus- und Weiterbildung, soziales Engagement und vor allem zukunftsorientiertes Denken und Handeln. Um nur 2 Beispiele zu nennen: Schon heute sind wir stromautark, bald werden wir eine klimaneutrale Produktion erreichen. Außerdem experimentieren und arbeiten wir mit kreislauffähigen Materialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Die Anforderungen an ein Hotelzimmer sind hoch: Langlebigkeit, Brandschutz, Designanspruch. All dies gilt es mit nachhaltigen Werkstoffen umzusetzen.

Alexander Ghezzo: Welche Trends in der Hotellerie sind für Euch derzeit im Markt noch so bemerkbar?

Wolfgang Brunner: Ein interessanter Trend ist gerade, dass sich Nachhaltigkeit symbolisch im Design widerspiegelt. So finden wir vermehrt Pflanzen in allen Hotelbereichen oder Moos an Decken und Wänden. Auch das Design wird mutiger und frecher, so wird mit frischen, bunten Farben gearbeitet.

© GA-Service (Rupert Mühlbacher)

Alexander Ghezzo: Welche Digitalisierungstrends sind für Euch relevant?

Wolfgang Brunner: Digitalisierung beginnt beim Buchungsprozess und kostenlosem WLAN und geht weit darüber hinaus. Smart-Hotel-Konzepte erhöhen den Komfort für den Hotelgast und senken die Betriebskosten für den Hotelier. Digitale Steuerungen von Beleuchtung, Lüftung, Entertainment oder Serviceleistungen ermöglichen es, besser auf den Gast einzugehen und das Gästeerlebnis so individuell wie möglich zu gestalten. Wir investieren in die Entwicklung neuer Technologien und arbeiten mit unseren Kooperationspartnern, darunter dem Technologiekonzern Loxone, daran, smarte Lösungen für den Hotelier wirtschaftlich und für den Gast kundenfreundlich umzusetzen.

Alexander Ghezzo: Wie sieht es denn mit Fachkräftemangel bei Euch im Unternehmen aus?

Wolfgang Brunner: Durch unser gezieltes, regionales Personalmarketing haben wir unseren Bekanntheitsgrad in den vergangenen Jahren gesteigert und das zahlt sich jetzt aus. Als attraktiver Arbeitgeber in der Region können wir uns sehr gut positionieren und talentierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns gewinnen. Stolz sind wir auch auf unsere derzeit 14 Auszubildenden, die wir mit unserer neuen Ausbildungsoffensive gewonnen haben.

Treffen Sie Wolfang Brunner und Appia bei der diesjährigen Hotel Optimal Holiday am 28. September.

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