KI: Hype oder Hilfestellung bei der Immobilienvermarktung?

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Florentin Trezek, CEO & Co-Founder, Ogulo
Florentin Trezek, CEO & Co-Founder, Ogulo

Ogulo – vor 11 Jahren als Proptech gestartet - ist mittlerweile Marktführer in Sachen virtueller Rundgänge und Immobilienvisualisierung. So wie die Digitalisierung voranschreitet, verändert sich auch die Immobilienvermarktung. Entsprechend beschäftigt sich Ogulo CEO Florentino Trezek mit KI und den Möglichkeiten, Prozesse digital zu optimieren. Darüber hat er im Vorfeld des 5. Ghezzo Immobilientages mit Alexander Ghezzo gesprochen. Dabei geht es auch darum, wie Zinslage und gedrehte Vorzeichen auf dem Immobilienmarkt die Immobilienvermarktung und den Anspruch an den Immobilienmakler verändern.

Alexander Ghezzo: KI ist durch ChatGPT auf einmal zum Hype geworden. Für ein Unternehmen, das sich mit der Digitalisierung der Immobilienvermittlung beschäftigt, spielt KI sicher auch eine essenzielle Rolle. Wo setzt Ogulo bereits auf KI und woran arbeitet Ihr Unternehmen?“

Florentino Trezek: Wir haben einen Algorithmus zur automatischen Bilderkennung entwickelt, welcher anhand eines einfachen Panoramafotos bspw. die Ecken des Raumes-, aber einzelne Elemente, wie z.B. Türen, Fenster, Schränke etc. erkennt, um darauf basierend ein 3D-Modell der Immobilie zu erzeugen. Dieses 3D-Modell dient wiederum als Grundlage für unsere 3D-Immobilienrundgänge sowie die von uns angebotenen Grundrisse inkl. Maßen.

Alexander Ghezzo: KI bringt und fordert Transparenz. Sind der Immobilienmarkt und die Immobilienverwaltungen dafür bereit?“

Florentino Trezek: Das ist eine gute Frage! Als wir vor 11 Jahren mit der Firma Ogulo gestartet sind, hatte ich ein dickes Brett zu bohren. Mittlerweile würde ich jedoch unterstellen, dass dem nicht mehr so ist. Während man in der Vergangenheit für sein Insel Wissen entsprechend hoch honoriert wurde, so nehme ich heute wahr, dass insbesondere zur Maximierung der Kosteneinsparungs- sowie Effizienzsteigerungs-Potenziale, die Bildung von Insel Wissen zunehmend unwirtschaftlich wird. Zwar sind wir noch nicht dort angekommen, wo wir sein könnten, dennoch nehme ich eine zunehmende Bereitschaft im Markt wahr. Letztlich bedingt auch durch die Bewältigung kontinuierlich auftretender Krisen.

Alexander Ghezzo: Die Vermarktung von Immobilien ist herausfordernder geworden. Merken Sie dadurch auch höhere Anforderungen an die Qualität von Visualisierungen?

Florentino Trezek: Aufgrund der Zinswende hat sich unser langjähriger Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt gedreht. Dementsprechend wird der Käufer immer anspruchsvoller an die ihm gegenüber offerierte Leistung! Er setzt die damit korrespondierende Kundenerfahrung in den Vergleich zu der bereits vorhandenen digitalen Kundenerfahrung aus anderen Segmenten. Damit geht selbstverständlich auch ein höherer Anspruch an die Qualität der Immobilienpräsentation einher. Gleichzeitig sehen wir eine Konsolidierung im Markt. Besonders in Zeiten, wo es schwierig ist, Immobilien erfolgreich zu verkaufen, ist der Profi gefragt! Grundsätzlich glaube ich, dass diese Krise das Berufsbild des Immobilienmaklers langfristig positiviert!

Alexander Ghezzo: Wir hören von der Branche, dass das Kostenthema wieder massiv in den Mittelpunkt rückt. Das geht sogar in Richtung Personal. Ersetzt KI die Mitarbeiter*innen?

Florentino Trezek: KI ersetzt redundante Aufgaben und somit kann man durch dessen Einsatz auch Kosten sparen. Gleichzeitig schafft man sich aber viel mehr Freiheit für wertstiftende Tätigkeiten. Als Immobilienmakler ist es beispielsweise von Nöten, in Korrespondenz mit potenziellen Käufern und dem Verkäufer zu treten. Hierbei ist darüber hinaus stets zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl gefragt, um häufig auch als Mediator oder gar Seelsorger zu fungieren. Diese Tätigkeit ist meiner Meinung nach beispielsweise von höherer Relevanz, als Exposée-Texte zu schreiben. Letzteres kann man durch KI abwickeln, um wiederum Zeit für Ersteres zu haben.

Alexander Ghezzo: Spielt eigentlich das Thema CO2 Reduktion bzw. Klimaschutz bei der virtuellen Besichtigung auch schon eine Rolle?

Florentino Trezek: Absolut! Mit einem virtuellen Rundgang hat man die Möglichkeit, die Immobilie mobil zu machen und somit viele vor- oder nachgelagerte Entscheidungen unabhängig von Ort und Zeit treffen zu können. Dies ist in der Regel anderweitig nicht möglich, weil eine Immobilie nicht mobil, also im-mobil ist. Konkret erspart man vielen Stakeholdern rund um die Immobilie sehr viel Zeit im Auto und reduziert damit natürlich auch die CO2 Emission.

Alexander Ghezzo: Wie entwickelt sich die Proptech Szene aus Ihrer Perspektive?

Florentino Trezek: Es gibt wirklich sehr gute Proptech-Unternehmen da draußen! Jedoch haben sie alle damit zu kämpfen, von der potentiellen Kundschaft als wirtschaftlich relevant angesehen zu werden. In der Immobilienwirtschaft ist der Digitalisierungsdruck meiner Meinung nach deswegen nicht so hoch wie in anderen Branchen, weil der hierdurch zunehmende Ertrag nicht immer direkt in Relationen mit den damit korrespondierenden Risiken steht, die man eingehen muss, wenn man alteingesessene Prozesse insbesondere in Konzernstrukturen ändert. Man muss berücksichtigen, dass vor allem in der Immobilienwirtschaft wirklich sehr viel Geld verdient wird und die Rohmargen im Vergleich zu anderen Branchen sehr hoch sind, auch ohne die Implementierung von digitalen Strukturen. Da stellt sich häufig die Frage nach der Notwendigkeit der digitalen Transformation.

Mehr zu Ogulo

Florentino Trezek wird auf dem 5. Ghezzo Immobilientag und auf dem Immobilientag: Starke Regionen als Podiumsdiskutant dabei sein!

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