WISSEN ROCKT: Hospitality Kickoff 2023

von

2023 birgt für alle Branchen einige Herausforderungen. Trotzdem: die Hoteliers und Expert*innen unseres Hospitality Advisory Boards schauen optimistisch auf das Jahr und erwarten sich fast alle, dass es im Vergleich besser wird als 2022.

Aber natürlich sind die aktuellen Herausforderungen nicht vom Tisch. Die Energiepreise sind explodiert, Mitarbeiter*innen schwer zu finden, im MICE-Bereich kommt man nicht auf Vor-Corona-Niveau, Corporate-Kunden fehlen und der Klimawandel stellt den Wintertourismus und bald auch den Sommertourismus vor viele Unabwägbarkeiten. Und wie sollen sich Hoteliers auf den demografischen Wandel und das Wegbrechen der Mittelschicht einstellen?

Darüber haben wir mit Hoteliers und Expert*innen gesprochen.

 

 

Bastian Becker: General Manager, Melia FrankfurtKurt Hummel: Hoteldirektor, DAS SIEBENIvona Meissner: Direktorin Hotelentwicklung Österreich & CEE, Best Western HotelsStefan Nungesser „]Professor, FH Kärnten

 

Ulrike Rauch-Keschmann: Bundesministerium für Arbeit und WirtschaftAndreas Reinisch: Golden Hill Country Chalets & SuitesSilke Seemann: Austrian Hideaways

 

Gabriela Sonnleitner: Geschäftsführung, Magdas HotelStefan Urdl: CIO, VIENNA INTERNATIONAL Hotelmanagement

 

 

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Fangen wir dort an, wo aktuell ganz besonders der Schuh drückt und wo der Tourismus auch wirklich Handlungsmöglichkeiten hat. In Sachen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Energieeffizienz gibt es einige Hebel. Wobei: man solle doch die Kirche im Dorf lassen, meint Ulrike Rauch-Keschmann – die Energieverbräuche sind selbst im Wintertourismus und im Wellnessbereich, relativ zur Wirtschaftsleistung ziemlich gering. Von 0,9 bis 1,6% geht eine aktuelle Studie aus, die endlich Licht in die bisher unzureichende Datenlage bringt. Auch sei der Energieverbrauch pro Nächtigung dank Investitionen in erneuerbare Energie usw. stark gesunken.

Andreas Reinisch ist so jemand, der speziell in Nachhaltigkeit investiert hat. „Seit gut zu dem Planeten, denn es ist der einzige mit guten Hotels!“ sagt er seinen Gästen. Vom Erhalt der alten Bausubstanz, über Upcycling-Container als Saunen, bis hin zu Solarenergie reichen seine Bemühungen und für ihn ist dies auch ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Positionierung und Kundenbeziehung, abgesehen davon, dass sich Investitionen in diesem Bereich gerade jetzt lohnen. Andreas formuliert das auch als Forderung an die Politik: Investitionen in Energieautarkie, Blackout-Vorsorge, Nachhaltigkeit usw. dürfen nicht ´bestraft` werden, sondern müssen belohnt werden.

Einen ähnlichen Schwerpunkt setzt auch Gabriela Sonnleitner bei den Magdas Hotels. Altes nicht wegzuwerfen, sondern zu neuer Blüte zu bringen, sieht sie als Mission und hat erkannt, wie wichtig die Gästekommunikation dazu ist. Die Gäste müssen verstehen, dass ein hochwertiges faires Produkt nachhaltiger und besser ist als eine große Auswahl an billigen. Vegetarische und vegane Alternativen müssen angeboten werden, lokale Beschaffung und Refurbishment sind Säulen einer nachhaltigen Strategie. Damit bekommt ein Hotel mehr Authentizität, verliert gleichzeitig aber vielleicht auch Kunden, die das Konzept nicht verstehen, oder diesem nicht folgen wollen.

Kommunikation ist Alles

Ein scharfes Profil ist das A & O in der Hotellerie, ist auch Ivona Meissner überzeugt. Der Gast ist anspruchsvoll und bewertet, was ihm geboten wird und was er bezahlt. Dabei sieht die Business-Development Expertin die Herausforderung in der Balance zwischen Budget und den Anforderungen des Kunden. Flexibilität und Kreativität im Rahmen des definierten Profils braucht es, um in dem schwieriger werdenden Markt zu reüssieren. Das eine Hotel, das alle Bedürfnisse aller Zielgruppen abdeckt, wird es nicht mehr geben.

Kurt Hummel von Das Sieben widmet sich genau dieser Herausforderung. Es ist nichts weniger als eine Transformation von „Der Gast kriegt alles!“ zum „Der Gast bekommt, wofür er bezahlt.“  Um trotzdem wiederkehrende Gäste zu haben, braucht es die Skills des geschulten und erfahrenen Personals und Manager*innen. Down-Sizing, aber mit Weitblick, um Stammgästen das zu bieten, was sie sich vom Aufenthalt wünschen.

„Wir müssen die Antworten auf Fragen finden, die nicht offen gestellt werden.“, so formuliert es Silke Seemann. Für sie ist das Bedürfnis nach Ruhe und Stille eine der wichtigen Themen. Um aber Angebote zu zielgruppengerecht wir möglich zu gestalten und dabei wirtschaftlich zu sein, braucht es wiederum neue Organisationsformen, regionale Kooperation und Digitalisierung. Auch die Politik ist gefordert, um Rahmenbedingen für Flexibilität und schonenden Tourismus zu schaffen.

Back to normal aber zu einem neuen Normal

Bastian Becker stand 2021 vor einer ganz besonderen Herausforderung: er startete mitten während der Corona-Pandemie ein Hotel mit Businessfokus in Frankfurt. Der Einbruch bei den Businessreisen ist für Häuser wie das Melia eine extreme Herausforderung. Da hilft laut Becker eine der wichtigsten Tugenden der Hotellerie, nämlich deren Flexibilität und Kreativität. Auf die war man schon immer angewiesen, um die Bedürfnisse der anspruchsvollen Kunden zu erfüllen und trotzdem wirtschaftlich zu arbeiten. Die Hotellerie als Weltmeister der Resilienz also, aber durch Home-office und Lockdowns hat das Personal den Kontakt zum und die Freude am Gast verloren und damit haben die Hotels gute Leute verloren. Die Rückkehrenden werden entsprechend gefeiert, doch fehlt es am frischen Blut.

Deswegen findet Sebastian Ömer den Trend schlimm, dass immer weniger Häuser Lehrlinge ausbilden. Viele haben verlernt, mit dem Gast umzugehen und wenn man sieht, wie junge Menschen mit Fremden sprechen, weiß man um den Weiterbildungsbedarf. „Man muss die veränderte Sichtweise der jungen Generation mit den Werten der Hotellerie in Einklang bringen.“

Mitarbeiter innen und Neue Arbeitswelt

Stefan Nungesser ist einer, der den Weiterbildungsbedarf deckt. Hotelbetriebe, die für die richtigen Werte stehen, bekommen auch Mitarbeiter*innen. Doch sind leider viel zu wenige Hotels – und besonders die Hotelketten – dazu fähig, zu kommunizieren für welche Werte sie stehen. Die Situation, dass sich die Mitarbeiter*innen ihren Job aus vielen Optionen aussuchen können, wird sich nicht mehr so schnell drehen. Der demografische Wandel und die Veränderung des Mindset werden uns auch in Zukunft begleiten.

Employee experience hängt die Customer Experience an Bedeutung ab. Quereinsteiger*innen müssen schnell Wissen vermittelt bekommen. Führungskräfte müssen Leadership-Skills mitbekommen und überhaupt muss das Thema Lernen effizienter gemacht werden.

Digitalisierung als Allheilmittel

Stefan Urdl hat mit der Zusammenlegung von Vienna House mit der HRG alle Hände voll zu tun, wenn es um IT geht. In der Digitalisierung sieht er eine Antwort auf die dringen Herausforderungen, sei es organisatorisch, kommunikationsseitig, oder bei der Gastlichkeit. Wenn wir wissen, was dem Kunden wichtig ist, dann können wir personalisierte Angebote machen und verschwenden weniger Energie/Nerven der Mitarbeiter*innen. Etwas, das Stefan besonders ärgert, ist, dass es immer noch keinen digitalen Meldezettel gibt. Immer noch werden Mitarbeiter*innen und Gäste aufgehalten, nur weil das Melderecht aus den 50ern eine reale Unterschrift erfordert.

Aber Digitalisierung kostet auch viel Energie, erzeugt viel CO2. Dessen sind wir uns bei all den Streaming-Angeboten und Smarten Technologien nicht immer bewusst.

Der Kreis schließt sich

 

Wir kommen wieder zum Ausgangspunkt zurück: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind eine Frage des Mindsets. Und Bewusstseinsbildung, Human-Skills und moderne Organisation werden die Schwerpunkte der Hotel Optimal Veranstaltungen sein. Wir freuen uns schon, gemeinsam mit Expert*innen, Innovatoren und Praktiker*innen unsere Konferenzbühne zu dem Ort zu machen, wo Best Practices geteilt, neue Ideen initiiert und kontroverse Diskussionen ausgetragen werden. In diesem Sinne – melden Sie sich gleich an, denn: WISSEN ROCKT!

 

 

Unsere Termine 2023:

 

Hotel optimal Holiday Hotel Optimal City

 

Zurück