Wasser sparen, Hygiene sichern, Schäden vermeiden: Die (digitale) Evolution der Verrohrung in Gebäuden

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Potential für Nachhaltigkeit steckt in allen Teilen des Gebäudes: in den weithin sichtbaren Teilen und selbstverständlich auch in den versteckten Komponenten, die man nur merkt, wenn etwas nicht passt oder ein Service ansteht. Markus Diesenberger von Georg Fischer erklärt im Interview, wie Sustainability und Rohrleitungssysteme zusammenhängen, welches Risiko in Bezug auf Wasserhygiene durch zeitweilig leerstehende Gewerbeimmobilien in der Corona Zeit entstanden ist und wie Digitalisierung und Forschung Wasser sparen und Schäden vermeiden können. Und wir fragen auch nach, was Technologie, Rohstoffe und Preise betrifft.

Ghezzo: Viele Gebäude sind in der Corona Zeit lange leer gestanden. Hotels, Büros, Schulen…. Was bedeutet das und wie kann man die Wasserhygiene sichern?

Diesenberger: Dies bedeutet Stagnation, also Stillstand. Stagnation in den Trinkwasserinstallationen ist weitestgehend zu vermeiden, da diese ein großes Risiko für die Wasserhygiene darstellt. Pathogene Bakterien bekommen hier die Möglichkeit sich zu vermehren da die Aufrechterhaltung der normativ vorgeschriebenen Temperaturen nicht gewährleistet werden kann. Abhilfe kann nur durch einen regelmäßigen Wasseraustausch der Trinkwasserleitungen erfolgen. Die Sicherstellung der notwendigen Temperaturen für Kaltwasser- , Warmwasser- und Zirkulationsleitung schafft man nur durch einen intelligenten hydraulischen Abgleich und ständigem Monitoring der vorgeschriebenen Paramater.

Ghezzo: Nachhaltigkeit ist die große Herausforderung für die Immobilienbranche. Welches Potential steckt dabei in den Rohren?

Diesenberger: Ökologisch betrachtet können durch die richtige Materialwahl der Verrohrungen in Gebäuden beträchtliche Einsparungen erzielt werden. Abgesehen davon ist eine Überdimensionierung der Rohrdurchmesser bei Neubauten zu vermeiden. Auch eine korrekte und auf das Nutzerverhalten ausgerichtete Planung birgt hohes Potential im Sinne der Nachhaltigkeit. Braucht es heutzutage eine Badewanne UND eine Dusche? Brauchen wir zwei WC´s UND drei zusätzliche Handwaschbecken? Diese Frage; Was nutze ich tatsächlich und wie oft, sollte sich jeder bereits in der Planungsphase stellen. Nicht genutzte Zapfstellen sollten im Sinne der Nachhaltigkeit und unter Bedachtnahme etwaiger Stagnation vermieden werden.

Ghezzo: Und welches Potenzial steckt in Bestandsimmobilien?

Diesenberger: Bestandsimmobilien können durch einen intelligenten hydraulischen Abgleich des Leitungsnetzes in Ihrer CO2-Bilanz aufgebessert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die thermische Energie gezielt und gleichmäßig im Gebäude verteilt wird. Hierzu bieten wir aktuell ein Berechnungstool an welches dem Betreiber erlaubt das mögliche Einsparpotential zu berechnen. Einzig der Energiebedarf für die Warmwasserbereitung bringt eine mögliche Einsparung von mehreren Hunderten oder Tausenden Euro im Jahr. Ganz abgesehen von der CO²-Reduktionen die dadurch bewerkstelligt wird.

Ghezzo: Von Versicherungen hört man, dass der größte Anteil der Schäden Wasserschäden ist. Woran liegt das? Was kann man tun?

Diesenberger: Die Prüforganisation DEKRA veröffentlichte 2021 in einer Studie, dass mehr als 40% der Wasserschäden in Gebäuden durch eine fehlerhafte Installation verursacht wurde. Ein weiterer großer Faktor war die Verwendung von qualitativ minderwertigem Material, hier lag der Anteil bei mehr als 25%. Somit sind die Bestellung eines nachgewiesenen zertifizierten Fachhandwerkers, sowie die Verwendung von qualitativ hochwertigem Material der beste Weg Wasserschäden langfristig zu vermeiden. Der Mix aus qualitativ hochwertigen Materialien, gut ausgebildeten Fachpersonal macht es aus meiner Sicht aus. Denn, die Freude über einen guten Preis hält nicht so lange wie der Ärger über schlechte Qualität.

Ghezzo: Viele Unternehmen haben Lieferschwierigkeiten bzw. bekommen die nötigen Rohstoffe nicht. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Diesenberger: Da wir unsere Produktionsstätten innerhalb Europas haben und in ständiger Kommunikation mit unseren Vorlieferanten und Partnern stehen, konnten wir massiven Lieferverzögerungen sehr gut entgegenwirken und verlässlich die bestellte Ware liefern. Unsere Kunden und Partner dankten uns dies mit erhöhten Auftragseingängen im Jahr 2021, wofür ich mich auf diesem Wege recht herzlich bedanken möchten. Die weltweite Rohstoffsituation, mit teilweiser Verknappung, stellt uns auch im Jahr 2022 vor neuen Herausforderungen. Diese werden wir auf jeden Fall genauso professionell annehmen, wie es unsere Kunden aus der Vergangenheit gewohnt waren.

Ghezzo: Wie steht es mit Forschung und Entwicklung, Digitalisierung bzw. mit Innovationen in diesem Bereich?  Was kann man von Georg Fischer in dieser Hinsicht erwarten?

Diesenberger: Ja natürlich. GF steht ja nicht nur für GEORG FISCHER, sondern auch für GOING FORWARD. Daher werden wir im Bereich Haustechnik Hycleen Automation weiter vorantreiben und eine spezielle cloudbasierte Lösung anbieten, welche dem Betreiber eine unkomplizierte und lückenlose Überwachung seiner Trinkwasseranlage garantiert. Etwaige Abweichungen werden protokolliert und umgehend an den Betreiber, der ortsunabhängig gegensteuern kann, gemeldet. Mehr möchte ich an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten. Seien Sie daher gespannt und lassen Sie sich überraschen wie clever und einfach dies im Bestand oder im Neubau zu integrieren ist.

Treffen Sie Markus Diesenberger persönlich auf unserem Ghezzo Immobilientag 2022

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