Einreichung zum GBB-Award: Parken wie im Science Fiction Film

by Alexander Ghezzo

Parken völlig neu gedacht: Um den Bedürfnissen der Mobilität entgegen zu kommen und mit wenig Platz auszukommen haben Strohecker Architekten ein Konzept entwickelt, das genau so auch in einem Science Ficition Film vorkommen könnte, natürlich mit App und Fokus E-Mobilität. Guido R. Strohecker hat zum GBB Award eingereicht und zeigt im Interview, wie Parken der Zukunft aussieht.
Autor: Alexander Ghezzo

Ghezzo: Wie schaut das Konzept SUP aus? Was ist das Einzigartige daran?

Strohecker: Mehr Platz für urbanes Leben, das soll mit dem vollautomatisierten, unterirdischen System in städtischen Ballungszentren zukünftig vermehrt geschaffen werden. Die Nachteile von immer größer werdendem Platzmangel werden minimiert, auf kleinstem Raum kann eine maximale Anzahl an Fahrzeugen untergebracht werden.

Das Ein- und Aussteigen erfolgt bereits im Zufahrtsbereich zum SUP®, man übergibt dem intelligenten Stellplatzsystem oberirdisch sein Fahrzeug. Ein bis zu vierfaches Liftsystem garantiert einen schnellen, vollautomatischen Parkvorgang sowie eine zeitnahe Rückgabe der Wagen an die Oberfläche. Steuern kann man den Parkprozess selbst, nämlich über eine App. Will man seinen Wagen zurück, gibt man erneut einen Befehl über sein Smartphone oder seine Smartwatch. Per App erhält man anschließend die genauen Informationen darüber, wann das Auto zur Abholung bereitsteht. Sollte man sich verspäten, wird das Auto automatisch noch einmal zwischengeparkt. Die gesamte Abwicklung eines einzigen Parkprozesses dauert weniger als 80 Sekunden. Je nach Anlage verkürzt sich der Zeitfaktor auf bis zu 40 Sekunden pro Parkprozess. Das ausgeklügelte technische System stammt von der deutschen Firma PALIS, die sich auch für die zwei berühmten Parktürme in der VW Autostadt in Wolfsburg verantwortlich zeichnet. Da der Motor der Fahrzeuge bereits an der Oberfläche abgestellt wird, wird im Smart Urban Park System kein CO2 ausgestoßen. Die mobile Zukunft wird auch anhand eines ausgeklügelten E-Lade-Systems berücksichtigt. Sobald ein Auto auf einem der Stellplätze geparkt ist, lädt es autonom über am Boden integrierte Lademodule. Der E-Auto Besitzer erhält also auf Wunsch ein aufgeladenes Fahrzeug zurück.

Einzigartig ist die kompakte Bauweise mit der Einsparung von rund 1/3 an Platz und Raum und somit auch an Ressourcen gegenüber einer herkömmlichen Tiefgarage. Das SUP Park-Konzept punktet mit einem ausgeklügelten E-Mobility- Schwerpunkt, völliger CO2-Neutralität, einfacher Wartung und schneller Bauphase.

Ghezzo: Wie vermeiden Sie dabei lange Wartezeiten?

Strohecker: Je nach Standort und Möglichkeit variiert die Wartezeit. Die Bewegungszeiten in einer herkömmlichen innerstädtischen Tiefgarage sind Durchschnittlich 15 Minuten (Bezahlen, zum Auto gehen, ausfahren, Stau usw.). Das SUP ist in der Regel deutlich unter diesem Schnitt da Zahlen mit Bargeld und manuelle Parkprozess entfallen.

Im Grunde gilt: je mehr Fahrzeuglifte (es sind 4 bzw. in einem Doppelsilo bis zu 6 Lifte möglich) und je mehr Ein- und Ausfahrtskabinen desto schneller ist das System und desto kürzer die Wartezeit. Die Abwicklung des reinen Parkprozesses bewegt sich dabei zwischen 40-80 Sekunden. Es wurde von uns auch ein entsprechendes „Hochfrequenz“ System entwickelt. Dieses ist mit einem Maximum an Ein- und Ausfahrten ausgestattet und die gesamte Abwicklung in den beiden ersten Untergeschossen vollzogen.

Das Konzept wird durch eine App ergänzt, mit der man die ungefähren Wartezeiten schon vorher bequem über sein Smartphone abrufen kann. Der Holvorgang kann auch über diese App gestartet werden und man bekommt die damit verbunden die Wartezeit schon vorab auf das Handy.

Ghezzo: Ein bisschen schaut es nach Science Fiction aus. Gibt es so ein Konzept schon in der Praxis?

Strohecker: Die ersten SUPsysteme sind aktuell in Planung. Die Technik dahinter also das Liftsystem, der deutschen Firma PALIS (ausgezeichnet mit dem ENR -Engineering News- Record Award mit den Lift im Porsche Design Tower Miami), ist oberirdisch in den beiden Autotürmen der VW Welt in Wolfsburg bereits seit rund 18 Jahren im Einsatz. Bekannt ist das Parksystem der VW Türme auch aus Mission Impossible 4.

Ghezzo: Wo haben Sie sich Inspiration dafür geholt?

Strohecker: Wir haben uns selbst die Aufgabe gestellt mehr Platz für Menschen und die Verbesserung von Stadträumen in innerstädtischen Ballungszentren, durch das Freimachen der Oberfläche von PKWs, zu schaffen. Der kleinstmögliche Platzbedarf in Verbindung mit Hochtechnologie und der Hinblick auf zukünftige Mobilitätskonzepte waren ein Teil unserer selbstgesteckten Rahmenbedingungen. Das Resultat ist das Smart Urban Park System mit seinem Spitznamen „Bienenstockgarage“.

Wir sehen unser SUPsystem als Ausgangspunkt und Infrastrukturbasis für zukunftsweisende Car Sharing Konzepte und autonome E-Mobilität in Form von Shuttles als Ersatz für Individualverkehr.

Ghezzo: Wie haben Sie moderne Mobilitätsformen mit eingebunden?

Strohecker: Durch das Ausrüsten mit autonomen Elektroladesystemen soll die Elektromobilität nicht nur miteingebunden, sondern gefördert werden, da es schon jetzt schwierig ist entsprechende Ladeinfrastruktur in den Innenstädten zu platzieren. Ein SUP wird somit zu einer großen Ladestation für Elektrofahrzeuge. Damit verbunden ist ein SUP die ideale Infrastruktur für autonom fahrende Shuttlefahrzeuge. Die Fahrzeuge können dort abstellt werden, die Akkus aufgeladen oder bei entsprechender Ausrüstung auch gewartet werden.

Ghezzo: Wie schaut es mit der praktischen Umsetzung aus?

Strohecker: Zurzeit gibt es an mehreren Standorten in Graz intensive Vorplanungen wobei das erste SUP 2021 fertig gestellt werden soll. Mittlerweile besteht ein breites Interesse aus vielen mitteleuropäischen Städten.

Ghezzo: Und die Kosten?

Strohecker: Dies hängt natürlich an mehreren Faktoren, wie Bauplatz, örtliche Gegebenheiten und Ausstattung des Systems mit E-Charging Stationen. Als Richtwert für die Errichtungskosten kann 38.000€ -45.000€ pro Stellplatz, je nach Ausbaustufe mit E-Ladestationen, angenommen werden.

Die GBB Awards werden auf der 10. GBB Green & Blue Building Conference  am 12. November vergeben.

Für Sie ausgewählt

Leave a Comment