Am 29. September fand zum zweiten Mal die Hotel Optimal Holiday statt. Online und Offline trafen sich Tourismusexpert*innen, Hotelmanager*innen und Innovator*innen und diskutierten über die Herausforderungen und Chancen der Ferienhotellerie.
Covid hat die heile Tourismuswelt ganz schön durcheinandergewirbelt. Nach Jahren des Rekordwachstums und der vermeintlichen Sicherheit hat die Hotellerie in Stadt und Land schlimme Blessuren hinnehmen müssen. Ob Corona nun Schuld trägt an den Problemen mit denen sich der Tourismus nun herumschlägt, oder ob sich dadurch nur Prozesse beschleunigt haben und bestehende Mängel verstärkt haben, sei dahingestellt. Fakt ist, dass sich Planungssicherheit fürs erste nicht einstellen wird.
Schreckt das junge Menschen davor ab, in die Hotellerie zu gehen? Nein, meint Eva Brucker, Studiengangsleitung, Innovation and Management in Tourism der Fachhochschule Salzburg und eröffnet damit den Vortrags- und Diskussionsreigen an diesem Konferenztag. Sie erlebt einen erneuten Anstieg an Inskriptionen. Auch erwartet Brucker, dass die Reisefreudigkeit bleiben wird.
Die Pandemie zwingt uns dazu, neue Perspektiven einzunehmen und sich neu auszurichten. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Menschen (Gast und Mitarbeiter*innen), diese Schwerpunkte schauen wir uns im Weiteren genauer an.
Menschen
„Bei uns hat sich eines wesentlich verändert: Jetzt steht nicht mehr der Gast im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Zuallererst widmen wir uns den Mitarbeiter*innen, dann regionalen Partnern und wenn es diesen gut geht, dann wird auch der Gast das beste Erlebnis bekommen.“, sagt Mustafa Özdemir über den Change in seinen Unternehmen. Und damit steht er nicht allein. Auch unser Gastgeber Kurt Hummel von DAS SIEBEN hat in seinem Haus vor allem in Sachen Arbeitszeit Verbesserungen für seine Mitarbeiter*innen umgesetzt. Silke Seemann von den Austrian Hideaways ergänzt: ‚“Top-Mitarbeiter*innen verdienen sich auch Top-Entlohnung!“ Aus dem
EigeAlp Art Hotel berichtet Nicole Ellinger, dass die Corona Zeit auch viel menschlichen Support gebraucht hat, um das Team über die unsichere Corona -Zeit zu bringen. Und mit diesem Team hat sich Nicole auch eine neue Zielgruppe erschlossen: Spitzensportler*innen und Business-Kunden nutzen nun das Haus neben den Feriengästen. Krise und Chance nah beieinander – das ist zwar klischeehaft aber auch wahr.
Will die Hotellerie also die Mitarbeiter*innen nach Kurzarbeit und Unsicherheit wieder gewinnen und mit einem starken Team perfekter Gastgeber sein, dann ist es notwendig das richtige Arbeitsumfeld zu bieten. Dies ist auch ein Fokus im Hoteldesign berichtet Stephanie Lambert von APPIA. Kurze Wege, klare Arbeitszeiten durch fixe Öffnungszeiten und digitale Tools, die den Arbeitsalltag erleichtern. Letzteres ist der Fokus von Marija Korica, Sales
Manager, hotelkit GmbH, deren Tools vielen Hoteliers geholfen haben, mit ihrer Belegschaft auch während der Lockdowns in Verbindung zu bleiben. Auch Thomas Reiter von Staymate befasst sich damit, wie KI und Automatisierung dem Personal Zeit und Mühe spart, z.B. via Chatbots.
Digitalisierung
Die Digitalisierung wird durch Corona deutlich beschleunigt. Das fängt bei der digitalen Kommunikation an. Michael Mrazek von ncm zeigt sich pragmatisch: „Den Erfolg einer Website kann man an einem Fakt festmachen: Verkauft sie oder nicht.“ Ästhetik ist dabei seiner Erfahrung nach zweitrangig. Als aktuelle Thematik beschäftigen ihn gerade die Google Web-IDEs, mit denen man sich auseinandersetzen muss, will man gut gerankt sein und gefunden werden.
Wenn man im Web gefunden wurde, muss man mit dem richtigen Preis auf die Zielgruppe zugehen. Hier hilft Martin Manesch von RateBoard und tatsächlich ist das Yielding – ob extern oder intern gemanaged – einer der Erfolgsrezepte auch während der Corona Zeit, wie Juliane Schipflinger, Eigentümerin, KaiserMoments Appartement & Lofts **** bekräftigt.
Weiter geht es auf der Guest Journey. Uwe Hering von mylike kümmert sich darum, dass die Gäste digital alles finden, was sie brauchen. Cross-Selling Potentiale tun sich dadurch auf und die Kunden bekommen schnell und personalisiert die notwendigen Infos.
Um die Gäste dann zu Stammkunden zu machen, helfen Gutscheine und Kundenbindungsprogramme. Dabei Übersicht zu behalten und perfekt zu kommunizieren, dazu helfen Michael Mitterhofer, CEO, Re:Guest und Günther Praher, CEO, INCERT eBusiness GmbH.
Nachhaltigkeit
Over Tourism ist noch nicht vom Tisch und natürlich freut sich die Branche über gute Auslastung und Belegung. Aber so führt uns Susanne Drechsel, ZAMG – Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik beeindruckend vor Augen, der Klimawandel könnte den Tourismus von Grund auf verändern. Bald werden viele Pisten auch künstlich Beschneit nicht mehr gut aussehen und Sommertemperaturen durchgehend über 30 Grad gefährden Naturerlebnis und natürliche Gewässer.
Alle müssen wir was beitragen, um den unumkehrbaren Prozess der Erwärmung zumindest im erträglichen Rahmen zu halten. Bauexperte Erich Benischek fordert deswegen, dass Haustechnik frühzeitig mitgeplant wird und der Lebenszyklus einer Immobilie durch intelligente Planung verlängert wird.
Dazu kann die Wema Flüssigtapete beitragen, meint Matthias Maier. Die Tapete – bestehend aus biologisch unbedenklichen Rohstoffen – überlebt nämlich auch die Attacke von Kindern, bewaffnet mit Filzstiften.
Passende Praxisbeispiele haben uns DI Andreas Einhauer, Energie- & Ressourcenmanagement, EUDT Energie- u. Umweltdaten Treuhand GmbH und Christian Pillwein, Gebäude & Infrastruktur Automation, Beckhoff Automation GmbH gebracht. Fazit: effiziente Technik bringt wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Sie muss nur rechtzeitig mitgedacht werden.
Aufsehenerregend war das Praxisbeispiel, das Dipl.Ing. Chris Precht, Founding Partner of Studio Precht und Martin Sautner, Teamleiter Projekte, Electrification Business, ABB AG mitgebracht haben: BERT ist ein Hotelzimmer in den Baumwipfeln in der Steiermark: Räume im Einklang mit der Natur.
So sieht es auch Karl Pichler von Rabmer. Er erkennt im Abwasser des Hotelbetriebes eine unerschlossene Quelle für erneuerbare Energie – ein Konzept mit dem Rabmer schon den GBB Award für sich entscheiden konnte. Weitere Erneuerbare Energie -Konzepte brachte Gasokol. Gerade für Hotelbetriebe gibt es gute Förderungen, so dass sich eine Investition durchaus lohnt.
Fazit
Im Mittelpunkt steht der Mensch – zuerst die Mitarbeiter*innen, dann der Gast. Dazu braucht es smarte Tools, eine intelligente Digitalisierung. Mit Regionalität, Energieeffizienz und Blick auf den Lebenszyklus schafft man Resilienz und nachhaltigen Erfolg.
Danke an alle, die diesen sehr interessanten Tag mit uns gestaltet und verbracht haben!