Hoteldesign im Kontext gesellschaftlichen Wandels, Pandemie und Digitalisierung

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Gerade in Zeiten von Wandel, Pandemie und Digitalisierung gilt es in der Hotellerie neue Herausforderungen zu meistern und den sich verändernden Ansprüchen der Kund*innen gerecht zu werden. APPIA konzentriert sich seit Jahrzehnten ausschließlich auf Planung, Bau und Einrichtung von individuellen, inhabergeführten Hotels bei Neu-, Aus- und Umbau oder Renovierung. Wir haben uns mit Stephanie Lambert darüber unterhalten wie sich APPIA diesen neuen Herausforderungen stellt. 

  Wie muss man im Hoteldesign der Pandemie Rechnung tragen?

Lambert: Hoteldesign nimmt bereits seit Jahren Bezug auf gesellschaftliche Veränderungen. So auch jetzt in Zeiten der Pandemie. Nicht nur auslastungstechnisch sondern natürlich auch aufgrund der aktuellen Situation sind hybride Raumkonzepte mit flexiblen Mobiliarlösungen gefragt. Großzügigkeit der Räume spielt dabei ebenso eine große Rolle wie die Verwendung von Materialien, die nicht nur optisch beeindrucken sondern auch hygienetechnisch auf aktuellstem Stand sind. Hygiene hat an Bedeutung gewonnen. Was sind die aktuellen Trends? Was erwarten sich die Gäste?

Lambert: Was die Hygiene betrifft sind wir alle gewisse Standards gewohnt. Gäste wollen sich vor allem sicher fühlen und erwarten sich insbesondere in der Hotellerie ein gehobenes Maß an Sicherheit. Ein Großteil dieser zusätzlichen Hygienemaßnahmen wird bleiben. Der Fokus liegt hier bei leichter Reinigung, auch beispielsweise selbstreinigenden oder antibakteriellen Materialien. Diese gilt es, standardmäßig in die Planungen und ins Design zu integrieren. Haben Sie Beispiele für unterschiedliche Zielgruppen, die auch ganz unterschiedliche Anforderungen haben und wie das in der Praxis aussieht?

Lambert: Die Hotelauswahl wird stark vom Visuellen beeinflusst. Von Emotionen. Und auch von Zugehörigkeit. Wo fühle ich mich wohl? Was will ich erleben? „Instagramable“ ist eines der Schlagworte für viele junge Singlereisende, große Kommunikationsflächen, Wohnzimmerfeeling. Für Geschäftsreisende sind einfacher Check-in, hervorragendes kostenloses WLAN und flexible Räumlichkeiten wie etwa ausklappbare Schreibtische und gute Beleuchtung wichtig. Familien schätzen, je nach Phase ihrer Kinder, großzügige Zimmer mit flexiblen Raumkonzepten etwa Verbindungstür, kleine Küchenzeile, gute digitale Ausstattung und vor allem gut ausgestattete Gesellschafts- und Aufenthaltsbereiche. Was sind für Sie Kardinalsfehler, die man beim Hoteldesign machen kann?

Lambert: Ganz klar – sich nur an architektonischer Schönheit zu orientieren ohne sich Gedanken über den Nutzen zu machen. Gutes Design dient dem Gast und allen, die dort arbeiten. Es ist entscheidend für die Wohlfühlatmosphäre aber auch die Arbeitsqualität und -effizienz. Gutes Design ist im wahrsten Sinne des Wortes durchdacht. Zudem ist es immer hilfreich, wenn ein „Roter Faden“, ein Gesamtkonzept zu erkennen ist. Muss man dem Klimawandel im Design berücksichtigen?

Lambert: In Bezug auf Materialien, Produktion, Einbau in jedem Fall. Der Produktmarkt ist hier sehr weit. Nachhaltigkeit und Innovation bei Materialien ist ein großes Thema. Regionalität, Besinnung auf Natur und Qualität werden von den Gästen gewünscht und sind hier die Wegweiser für die Zukunft. Design und Nachhaltigkeit bzw. Effizienz sind ja nicht immer beste Freunde. Wie kann die Kombination gelingen?

Lambert: Sofern Design durchdacht ist, gelingt die Kombination. Sobald man das Design den Anforderungen anpasst, hat man schon viel gewonnen. Gute, wertige Materialien sind zumeist auch nachhaltig. Zudem sind wir durch unsere integrale Planung sehr effizient: alle Planer sind für unsere Projekte von Beginn an inhaltlich, zeitlich und budgettechnisch koordiniert. Dadurch sparen wir Zeit, Material und nicht zuletzt Geld. Nachhaltigkeit muss von vielen Seiten angegangen werden. Wieviel „smart“ braucht es aus Ihrer Sicht im Hoteldesign? Auf welche Technologien setzen Sie?

Lambert: Wir sind als Gesellschaft immer mehr Digitalisierung und smartes Umfeld gewöhnt. Sei es in unseren Autos, unseren Häusern, in denen viele von uns von Musikanlage über Licht und Rollläden bis hin zu Heizung bereits per App steuern. Der digitale Self Check-in, der Schlüssel für’s Hotelzimmer per App oder die digitale Gästemappe mit interaktiver Speisenkarte sind heute im Hotel keine Neuerungen mehr. Hotelzimmer an jeden Gast individuell anpassen zu können ist eine der großen Chancen der smarten Technologien: Lichtstimmung, Duft, Belüftung – so vieles lässt sich bereits machen. Dennoch ist der wesentliche Aspekt eines guten digitalen Konzeptes, dass es selbsterklärend ist und für den Gast einfach zu bedienen.

Aber – und das wird sich nicht ändern: Kommunikation und gesellschaftlicher Austausch werden auch in Zukunft nicht zu ersetzen sein. Und Technologie wird ein herzliches Willkommen mit einem strahlenden Lächeln auch in Zukunft nicht ersetzen.

 

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