Glasfaser: die vierte Grundinfrastruktur – Status und Herausforderungen Beim Ausbau in Österreich

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Wie wichtig die Qualität der Internetanbindung ist, hat die Pandemiezeit mit Home-Office, Home-Schooling und Streaming-Explosion eindrucksvoll bewiesen. Auch so manches Office war durch schlechte Internetanbindung nicht auf diese Maße von Onlinemeetings vorbereitet. Digitale Produktivität hängt einfach von der Infrastruktur ab und deswegen ist Glasfaser so wichtig. Deren Ausbau ist die Mission der öGIG und wir haben Michael Burger über den Status Quo und die Herausforderungen dabei gesprochen. Er leitet bei öGIG den Bereich Immobilienwirtschaft.

Ghezzo: Wie sieht es mit Glasfaser in Österreich aus und wie stehen wir im internationalen Vergleich da?

Burger: Im europäischen Vergleich sind wir bereits weit abgeschlagen, wenn es um die Glasfaserversorgung von privaten Haushalten oder Betrieben geht. Das hat zwei Gründe: Einerseits liegt es daran, dass wir uns die letzten Jahrzehnte auf unsere Kupfernetzversorgung verlassen haben. Und andererseits schlechte Festnetzversorgungen über Mobilfunklösungen, Stichwort „Cube“, übergangen haben. Letztlich hat uns die Pandemie deutlich vor Augen geführt, dass die bestehenden Infrastrukturen, egal ob Kupfer oder Kabel, den Anforderungen der nächsten Jahre nicht mehr entsprechen wird und dass ein Festnetzanschluss die sicherste Lösung für stabile Datenverbindungen ist.

Ghezzo: 5G, Glasfaser, Gigabit: Welche Infrastruktur braucht es für das Internet der Zukunft?

Burger: Es wird sowohl eine leistungsfähige Mobilfunkabdeckung als auch eine zukunftssichere Festnetz-Infrastruktur brauchen, um die Anwendungen der Zukunft nutzen zu können und die steigenden Datenvolumen ohne Nachrüstungen liefern zu können. Eine Technologie alleine wird uns nicht ins digitale Zeitalter holen, auch wenn das manche so verkaufen wollen.

Ghezzo: Die öGiG ist ein junges Unternehmen, das mit Gemeinden und Wohnbauträgern zusammenarbeitet. Wie schaut diese Zusammenarbeit aus?

Burger: Mit den Gemeinden sind wir in engem Austausch, da diese nah an Ihren Bürgerinnen und Bürgern dran sind. Auch was die Projektfortschritte betrifft sind wir mit den Gemeinden im stetigen Austausch. Wir setzen auf größtmögliche Transparenz und die Überzeugung, dass man gemeinsam mehr erreicht als allein. Da unser Produkt, der Glasfaser-Anschluss, von den jeweiligen Haushalten bzw. EigentümerInnen bestellt werden muss, arbeiten wir sehr stark mit Wohnbauträgern, Genossenschaften und Eigentümergemeinschaften zusammen, um die beste Lösung für die jeweiligen Immobilien zu erreichen. Fakt ist, dass ein Glasfaser-Anschluss nicht nur den Wert der Immobilie steigert, sondern auch die Attraktivität von Immobilien mit Mietwohnungen. Für Mehrparteienhäuer, also Immobilien mit vier oder mehr Einheiten, haben wir ein spezialisiertes Vertriebsteam, welches für EigentümerInnen von größeren Immobilien zur Verfügung steht.

Ghezzo: Wo gibt es denn schon ein öGIG Glasfasernetz?

Burger: Die Netze der öGIG entstehen derzeit im Burgenland, der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Vorarlberg. In Niederösterreich hat unsere Tochtergesellschaft bereits die ersten Netze fertiggestellt. Insgesamt haben wir bereits 40.000 Anschlüsse hergestellt, weitere 60.000 sind in Entwicklung.

Ghezzo: Welche Herausforderungen gibt es beim Ausbau?

Burger: Da wir schon sehr viel Erfahrung mitbringen und darauf effiziente Prozesse für den Ausbau aufgebaut haben, liegt das Hauptaugenmerk auf dem Finden von Synergieeffekten. Stichwort Mitverlegung. Für den Glasfaser-Ausbau im Allgemeinen liegen die Herausforderungen in der Umsetzungsgeschwindigkeit. Wir sind hinsichtlich des Ausbaugrades weit hinten nach. Jedes Jahr Verzögerung wirft uns weiter zurück. Für Österreich ist es daher gut, dass die Breitbandmilliarde nun endlich ausgeschüttet wird. Jetzt gilt es darauf zu achten, ob die Förderwerber auch tatsächlich die Kapazitäten haben, die eingereichten Projekte umzusetzen. Das betrifft einerseits die Projektfinanzierung als auch die Ressourcen vor Ort und das Know-how. Viele Akteure im Glasfasermarkt haben diesen Zweig als Nebengeschäft etabliert und haben diesen in den letzten Jahren auch entsprechend beachtet. Die öGIG hingegen ist ein auf Glasfasernetze spezialisiertes Infrastrukturunternehmen.

Ghezzo: Wie sieht es mit Rohstoffen und Teuerungen aus?

Burger: Durch unser langfristiges Geschäftsmodell haben wir uns ein krisenresistentes Umfeld geschaffen. Auch hinsichtlich der Materialien ist für uns noch keine Verknappung zu spüren.

Ghezzo: Warum sollte jede Immobilie einen Glasfaser-Anschluss haben?

Burger: Glasfaser ist die vierte Grundinfrastruktur, die wir in Zukunft brauchen, um Lebensqualität zu genießen und im wirtschaftlichen Bereich wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben Strom, Wasser und Kanal wird eine leistungs- und zukunftsfähige Glasfaser-Infrastruktur das Um und Auf für Lebens- und Wirtschaftsräume sein. Zusätzlich steigt der Immobilienwert, was die Entscheidung, einen Glasfaser-Anschluss zu bestellen, eigentlich zu einem „No-Brainer“ macht.

Michael Burger auf LinkedIn

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