Gewinner des GBB Awards: Eine Revolution beim Trockenbau?!

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Völlig recyclebare Innenwände, die dazu noch das Raumklima verbessern und die Schimmelproblematik lösen: Norbert Kaimberger hat sich durch seine Arbeit in Sachen Gebäudetechnik dazu inspirieren lassen, Tonbauplatten anzubieten. Seine Einreichung zum GBB Award hat dabei die Jury völlig überzeugt und so hat EMOTON den Preis auch gewonnen.

Autor: Alexander Ghezzo

 

Ghezzo: Eine Revolution im Trockenbau? Das klingt vielversprechend. Aber wie macht man aus einem so klassischen Werkstoff wie Ton was Revolutionäres?

Kaimberger: Ton ist das Bindemittel im Lehm und vermutlich der älteste Baustoff der Welt. In der modernen Baustoffindustrie wurde der ungebrannte Ton als Baustoff aber nahezu vergessen. Die positive Wirkung von ungebranntem Ton auf das Raumklima ist aber nach wie vor bekannt. Die Revolution ist nun, dass wir nach mehrjähriger Entwicklungs- und Testphase nun eine 16mm starke Trockenbauplatte anbieten können die ähnlich einer Gipsfaserplatte verarbeitet werden kann und zusätzlich aber positive Wirkungen auf das Raumklima hat. Wir können nun also nicht nur den Gipsputz durch Lehm- oder Tonputz ablösen, sondern auch die Gipsbauplatten durch wohngesunde Tonbauplatten.

Ghezzo: Wieso haben Sie sich eigentlich genau auf dieses Konzept gestürzt?

Kaimberger: In jungen Jahren habe ich mit meiner Frau in einer Neubau-Mietwohnung gewohnt. Schimmel im Badezimmer, Schimmel in der Küche, Schimmel hinterm Bett, Schimmel überall. Die vorgeschlagene Lösung: Jede Stunde für 10 Minuten Lüften – Ein guter Ratschlag!

Als wir im Jahr 2002 unser Haus gebaut haben, wollten wir für uns und unsere Kinder eine gesündere Wohnumgebung und haben uns damals für einen Innenputz aus Ton entschieden. Seit 2003 sind wir mit dieser Entscheidung sehr glücklich. Nicht nur dass wir nie ein Schimmelproblem hatten, wir haben auch eine angenehme Raumluftfeuchte, einen guten sommerlichen Überhitzungsschutz, wenig Staub in der Luft und keine Staubränder hinter Bilderrahmen. All das was von einem guten Lehm- oder Tonputz versprochen wird.

Beruflich beschäftige ich mich hauptsächlich mit Gebäudetechnik. Dabei geht es mir vorwiegend um das Innenraumklima (Licht, Luft, Wärme, Kälte, Feuchtigkeit). Im ETECHCENTER in Linz habe ich 2009 zum ersten mal Heiz- Kühlmodule aus Tonbaustoff für die Klimatisierung der Büroräume eingesetzt. Vorgefertigte Platten mit vorgetrocknetem Tonputz wurden angeliefert, montiert und auf der Baustelle endbeschichtet.

Die Entwicklung einer Tonbauplatte voranzutreiben, die auch im modernen Bürobau als Trockenbauplatte eingesetzt werden kann, und all diese positiven Eigenschaften des Baustoffes Ton mitbringt, war mit diesem Erfahrungshintergrund keine schwierige Entscheidung.

Ghezzo: Welche Wirkung hat die Panello Raumklimaplatte?

Kaimberger: Kurz: Feuchteregulierung, sommerlicher Hitzeschutz, Schadstoffreduzierung, weniger Staub in der Luft und das durch die natürlichen Eigenschaften von Ton: Fähigkeit die Feuchte nicht nur in den Poren, sondern insbesondere kristallin zwischen den Tonmolekülen einzulagern hohes Spezifisches Gewicht und Wärmeleitfähigkeit, sowie Verdunstungskälte bei Temperaturanstieg riesige innere Oberfläche und Metallionen die Luftschadstoffe (VOC´s) in sehr hohem Maße adsorbieren Antistatische Oberfläche Und ich darf auch noch auf die geringe Wirkung auf unser globales Klima hinweisen. Der ökologische Fußabdruck unserer Tonbauprodukte ist weitaus geringer als die von herkömmlichen Bauprodukten aus Gips und Zement.

Wie schaut es mit dem Preis aus?

Kaimberger: Hoch! Ein Grund warum aus der Revolution vermutlich nur eine Evolution wird. Die Tonbauplatte kostet das Vierfache einer Gipskartonplatte und das Doppelte einer Gipsfaserplatte. Aber im Gegensatz zu diesen Produkten reden wir nicht nur von einer Wandbeplankung, sondern von einem Wandintegriertem Klimagerät. Das Gesundheitsvorsorgepaket gibt’s dabei gratis dazu!

Was sagen Ihre Kunden dazu?

Kaimberger: Schon beim Bauen haben wir den Unterschied gespürt. „Das Material ist so angenehm zur Haut und das Werkzeug lässt sich ganz einfach reinigen“ „Hätte ich das gewusst, hätte ich nicht nur das Schlafzimmer, sondern das ganze Haus mit Ton gemacht“ „Meine Tochter baut heuer und möchte auch Tonputz haben“ „Unsere Katze schleckt die Farbe von der Wand“ „Ich schlafe wie ein Baby“

Der Markt in Sachen Trockenbauplatten ist ja recht stark von wenigen Playern besetzt. Schwierig sich da zu positionieren? Wie geht es mit Emoton weiter? Welche Ziele haben Sie mit dem Unternehmen?

Kaimberger: Die Positionierung ist nicht schwierig. Die wenigen großen Player der Trockenbauplatten beherrschen den Markt. Der Baustellenabfall ihrer Produkte ist weitaus höher als unsere aktuelle Produktionskapazität. Wir zielen daher auf den noch kleinen aber ich denke stark wachsenden Markt der Green & Blue Buildings ab. Derzeit müssen unsere Produkte von interessierten Bauherrn und Planern noch gefunden werden, und das ist gut so. Wir wollen mit jenen zusammenarbeiten die die Vorteile von gesunden Baustoffen auch selbst erkannt haben. Dennoch haben wir als realistisches Ziel die Verkaufszahlen der Tonbauplatte im nächsten Jahr zu verdreifachen. Aktuell sind wir dabei Partnerschaften insbesondere mit Holzbaufirmen aufzubauen.

 

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