Digitalisierung von Servicebereichen – damit beschäftigt sich das Unternehmen Greenbird. Dr. Harald H. Peterka, MSc MBA, Vorstand der Greenbird International AG, macht sich simple Fakten und moderne Informationstechnologie zu Nutze um für Betreiber und Nutzer Kosten zu sparen. Wenn es um die Digitalisierung geht, warnt er vor Zögern. Und so denkt er schon an den Einsatz von Robotern.
Ghezzo: Mit Cleanbird treten Sie am Markt an, um die Gebäudereinigung smart zu machen. Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
Peterka: Facility Management hat das Ziel, die Sekundärprozesse einer Organisation angepasst auf den tatsächlichen Bedarf zu managen und damit das Kerngeschäft optimal zu unterstützen. Manche Facility Services (Dienstleistungsbereiche) arbeiten aber noch nicht mit der heute geforderten und zeitgemäßen Transparenz, deshalb ist es zum Teil nur schwer möglich, diese Bereiche optimal und effektiv zu organisieren.
Wir integrieren modernste „Smart Building Technologien“ in facilitäre Prozesse und digitalisieren damit ganze Servicebereiche. Wir machen uns dabei das „Ursachen-Wirkungs-Prinzip“ zunutze: Wir setzen unsere neue Technologie ein, um die Ursachen messbar zu machen. Damit kann die notwendige Wirkung bedarfsorientiert organisiert werden.
Ghezzo: Wie erfolgt die Umsetzung in der Praxis?
Peterka: Wir verwenden eine digitale Messsensorik, um die Verschmutzung einer Immobilie quasi automatisch erkennen zu können. Darauf aufgebaut ermitteln wir die täglich notwendige Reinigungsintensität frei nach dem Motto: „Was nicht oder wenig benutzt respektive verschmutzt ist, muss auch weniger oder aktuell gar nicht gereinigt werden“. Das Ergebnis ist ein täglich auf den tatsächlichen Reinigungsbedarf angepasster Einsatzplan.
Ghezzo: Das erfordert doch auch vom Reinigungspersonal mehr Aufmerksamkeit und Schulung?
Peterka: Das Reinigungsgewerbe ist ein Handwerk, und wie jedes Handwerk basiert es sehr wesentlich auf fachspezifischem Wissen gepaart mit Erfahrung und praktischem Geschick. Technologische Entwicklungen gibt es in jedem handwerklichen Gewerbe, der Einzug von digitalen Werkzeugen in der Reinigung war daher absehbar. Gerade in der Reinigungsbranche ist es wichtig, dass die eingesetzten Systeme einfach zu bedienen sind. IT-Systeme müssen generell intuitiv zu bedienen sein, auch wenn die Digitalisierung der Reinigung natürlich eines gewissen Schulungsaufwands bedarf. Ungeachtet des hohen branchenspezifischen Kostendrucks wird es daher notwendig sein, in die Schulung der Reinigungskräfte zu investieren. Der Umgang mit IT-Systemen in der Reinigung soll Teil der Ausbildung sein. Nur dann ist sichergestellt, dass alle mit den neuen Technologien umgehen können. Diese selbstverständlich anmutende Erfahrung haben andere erfolgreiche Branchen bereits gemacht.
Ghezzo: Von Proptechs erwarten sich viele Immobilienunternehmen Innovationsschübe. Überwiegt Euphorie oder Skepsis gegenüber neuen digitalen Lösungen?
Peterka: Aus unserer Sicht besteht hier ganz eindeutig Anlass für Euphorie! Warum? Die Entwicklung eröffnet große Chancen für innovative Unternehmen, neue digitale Lösungen bringen zumeist zwei große Vorteile mit sich: Zum Ersten eine wesentlich verbesserte Transparenz und damit bessere Bedingungen für optimales und effizientes Management und zum zweiten eine deutliche Verbesserung des Komforts für alle Beteiligten – Kunden und Nutzer. Es gibt keine Branche, welche sich der Digitalisierung entziehen kann. Wer allzu lange skeptisch ist und dem unaufhaltsamen Trend der Digitalisierung nicht folgt, wird eher früher als später seine Existenzberechtigung am Markt verlieren.
Wer eine digitale Transformation erfolgreich umsetzen möchte, muss seine eigenen Prozesse sehr gut und detailliert kennen. Außerdem sollte die Verfügbarkeit der Technologien am Markt bekannt sein. Beides in Kombination schafft die kreative Basis für eine innovative digitale Lösung hinsichtlich seines eigenen Kerngeschäfts.
Ghezzo: Greenbird – das Mutterunternehmen – sitzt in der Schweiz. Wie erleben Sie den Unterschied zwischen Schweizer- und österreichischen Kunden?
Peterka: Der Schweizer Kunde hat generell einen anderen Zugang zu geforderten Qualität. Gleichzeitig ist er kritischer und die Umsetzung von Veränderungen bringt einen höheren Erklärungsbedarf mit sich. Der klassische österreichische Kunde – eine charakterliche Mischung aus einem Schweizer und einem nach Perfektion strebenden Deutschen – verfolgt zumeist das Ziel einer günstigen und prompten Lösung in einer ansprechenden Qualität. Wir sind ein internationales Unternehmen und wollen auf länderspezifisch unterschiedliche Bedürfnisse bestmöglich eingehen. Nur wem das gelingt, ist langfristig erfolgreich.
Ghezzo: Wie planen Sie Ihre Lösungen weiterzuentwickeln? Was sind die nächsten Schritte?
Peterka: Es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur, nahezu jeden Tag eine noch bessere Kundenlösung zu erarbeiten. Unsere Kunden sollen ohne zusätzliche Kosten laufend zusätzliche Module und Funktionen zur Verfügung gestellt bekommen. Das soll dazu führen, dass die facilitären Dienstleistungen noch effizienter und kostengünstiger zu erbringen sind. Unser Produkt wird 2017 am österreichischen Markt eingeführt, 2018 starten wir in Deutschland und danach Schritt für Schritt in den Ländern Frankreich, Italien, England und Polen. Später soll auch noch der amerikanische Markt folgen, den Abschluss wird aus heutiger Sicht der asiatische Markt bilden.
Die Einbindung von Reinigungsrobotern in unser System „Cleanbird“ respektive die Entwicklung weiterer Produkte wie etwa „SensoWaste“ oder „SensoSnow“ werden für unsere nächste Entwicklungsphase kennzeichnend sein. Wir verfolgen damit nachhaltig unser Credo: „Wir digitalisieren Facility Services!“
Treffen Sie Harald H. Peterka, MSc MBA persönlich bei der Digitalize Bau+Immo