Energetische Zukunftskonzepte für die österreichische Hotellerie

von

Die Entwicklung hin zu nachhaltigeren Strategien in Bezug auf Energieversorgung für Strom und Wärme ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Die Zeichen der Zeit weisen in eine innovative Zukunft. Wir haben uns mit Alexander Friedrich, dem Projektmanager für Solarsysteme bei GASOKOL, darüber unterhalten wie eine nachhaltige Energieversorgung für die Hotellerie der Zukunft aussehen kann. 

 

Erneuerbaren Ausbaugesetz ist beschlossen. Was bedeutet das für Hoteliers?

Friedrich: Die Weichen zu erneuerbaren Energiesystemen wurden politisch endlich gestellt. Es besteht mit dem Erneuerbaren Ausbaugesetz nun die Rechtssicherheit und damit auch die Investitionssicherheit auf erneuerbare Energiesysteme umzustellen. Die Investitionskosten für die Umstellung werden sehr gut gefördert und laufende Energiekosten für die Hoteliers sind folglich langfristig gesenkt.

Für Hoteliers ist jetzt eine gute Zeit sich mit dem Energiesystem und den Energiekosten zu beschäftigen, um für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gut gerüstet zu sein. Klar ist, dass fossile Energieträger ein Ablaufdatum haben. Hotels mit Ölkesseln haben schon bald die Notwendigkeit zur Umstellung, jene mit Gaskesseln etwas später.

Ein besonders guter Investitionszeitpunkt ist, wenn die Heizungsanlage schon in die Jahre gekommen ist oder wenn eine Sanierung wie ein Aus- bzw. Umbau ansteht.

 

Der moderne Hotelbetrieb ist sehr energieintensiv. Wann lohnt sich da die Investition in Solarenergie?

Friedrich: Ein Solarsystem lohnt sich sofort ab der Inbetriebnahme. Die solar und lokal produzierte Energie ist die beste Möglichkeit Energiekosten zu sparen. Speziell die vor Ort erzeugte Solarwärme ist für Hotels die vom Wirkungsgrad und von den Gestehungskosten her optimale Lösung. Der Wärmebedarf bei modernen Hotelbetrieben ist um einiges höher als der Strombedarf.

Ein Solarsystem kann einen beträchtlichen Teil der Energie vor Ort erzeugen und den CO2-Footprint eines Gastes enorm reduzieren. Das weiß der Gast zu schätzen und kann mit gutem Gewissen auch im Winter im beheizten Außenpool baden. Zudem ist der Einsatz von Solarenergie im Hotel- und Beherbergungsbetrieb ein Teil der Unternehmensphilosophie.

Die Investitionskosten für ein erneuerbares Energiesystem können sehr gut über alternative Finanzierungsmöglichkeiten, wie Contracting, ausgelagert werden.

 

Wie schaut es denn mit den Dächern Österreichischer Hotels aus? Wie verbreitet sind Solaranlagen?

Friedrich: Bei Hotels sind die Dächer noch viel zu spärlich mit Solaranlagen bestückt. Eine Studie von Austria Solar weist zwar aus, dass etwa 20 % der Beherbergungsbetriebe eine Solaranlage haben, jedoch sind das meist kleinere Beherbergungsbetriebe und keine größeren Hotels.

Aber es gibt schon sehr schöne Best Practice Beispiele bei den Hotels. Eines davon haben wir in Tirol vor kurzem in Betrieb genommen.

 

Welche Förderungen gibt es?

Friedrich: Die mit Abstand beste Förderung gibt es für solare Großanlagen ab 100m² von der KPC (www.umweltfoerderung.at). In diesem Programm werden Solaranlagen für Warmwasser und Heizung und auch die dazugehörenden System- und Leistungskomponenten wie Pufferspeichersystem und Regelungstechnik bis hin zur Planung gefördert. Ebenso gefördert werden in diesem Programm Hybridkollektoranlagen für Strom und Wärme.

Für Photovoltaikanlagen gibt es Bundes- sowie Landesförderungen.

Wir unterstützen unsere Kunden bei der Fördereinreichung und -abwicklung. Prinzipiell gilt es die Förderungen bestmöglich auf den Projektumfang abzustimmen.

 

Viele Hotels setzen nun auf Nachhaltigkeit. Was sagen denn die Hoteliers mit denen Sie bereits arbeiten? Wissen die Gäste Nachhaltigkeit zu schätzen?

Friedrich: Die Hoteliers, bei denen wir ein Solarsystem umgesetzt haben, sind mit voller Begeisterung dabei. Weil sie einerseits die zukünftigen Energieeinsparungen erkennen und sie andererseits der Umweltgedanke und die Nachhaltigkeit begeistern.

Der große Aha-Effekt kommt spätestens im laufenden Betrieb des Solarsystems. Speziell der solare Wärmeenergieertrag verblüfft so manchen Hotelier.

Bei den Gästen gibt es große Zustimmung zu solaren Energiesystemen. Teilweise informieren sie sich umfangreich beim Hotelier, was installiert wurde und es kommt zu längeren Gesprächen. Es wird in Zukunft sicher mehr umweltbewußten Tourismus geben, der neben Regionalität auch auf lokale erneuerbare Energien viel Wert legt.

  Wie entwickelt sich die Solartechnologie weiter? Gibt es spannende Innovationen, oder ist es eine eher statische Technologie?

Friedrich: In der Umwelttechnik allgemein sind viele Innovationen in den letzten Jahren auf den Markt gekommen. Auch in der Solartechnologie gibt es spannende Innovationen wie die Hybridtechnologie, Strom und Wärme aus einem Kollektor, und natürlich auch die Speichertechnologien. Die Wissenschaft ist aber, die Abstimmung und Optimierung der Einzelkomponenten bei Gesamtsystemen. Wie Aristoteles schon erkannte, ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Das gilt auch hier. Das hydraulische System optimal auf das Objekt, deren Verbraucher und mit den solaren Erzeugungseinheiten abzustimmen ist eine unserer Kernkompetenzen.

  Gasokol gibt es seit 1981: Solar hatte in dieser Zeit Hoch- und Tiefpunkte. Wie beurteilen Sie die Entwicklung? Und wie geht es mit Gasokol weiter?

Friedrich: Die Wachstumsjahre bis 2008/2009 in der Solarthermiebranche sind übergegangen in eine 10-jährige Rücklaufphase. Hier hat die Photovoltaik trotz viel geringerer Wirkungsgrade der Solarthermie Marktanteile genommen. Seit zwei Jahren steigt die Nachfrage, insbesondere im Bereich gewerblich eingesetzter Solarsysteme und bei solarunterstützten Wärmenetzen bis hin zu solaren Prozesswärmelösungen. Die Klimaaktivitäten wie jene von fridays for future und Umweltauflagen wie der EU Green Deal als auch rechtliche Vorschriften leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Aufgrund dessen sind wir zuversichtlich und sehen gute Möglichkeiten, dass wir als Spezialist für Solarsysteme auch künftig viele solare Energielösungen planen und bauen dürfen.

 

 

Zurück