Einreichung zum GBB Award: Wandbegrünung gegen Klimawandel und Außenhitze

by Alexander Ghezzo

Fassadenbegrünung ist ein effizientes Tool um Hitzesommer in der Stadt erträglich zu machen, Kühlungsenergie zu sparen und CO2 zu binden. Perfekt für den GBB Award.  Also hat Andreas Lichtblau von DieStadtbegrüner die Begrünung zum GBB-Award eingereicht. Im Interview berichtet er, wie die rechtlichen Grundlagen sind, was man beachten sollte und was es kostet.

Autor : Alexander Ghezzo

Ghezzo: Was sind die Herausforderungen bei der Begrünung von Fassaden und wie ist Ihr Lösungsansatz dazu?

Lichtblau: Der Klimawandel ist eine wesentliche Herausforderung. Wir versuchen zwar, unsere Systeme so zu konzipieren, dass sie möglichst selbsterhaltend und ohne großen Pflegeaufwand funktionieren, aber Pflanzen sind sensible Wesen. So hatten wir während der Hitzeperiode im August 2019 nach 10 Jahren reibungslosem Betrieb den Fall, dass die automatische Bewässerung der MA48-Grünwand einen technischen Defekt hatte. Durch die Hitze wurde aus der grünen Fassade innerhalb weniger Tage eine braune, die von den Medien als „kaputt“ dargestellt wurde. Allerdings haben wir für genau solche Fälle Vorkehrungen getroffen. Wir wählen bewusst trockenheitsresistente Pflanzen aus und befüllen das Substrat mit schlafenden Pflanzensamen. Im Falle der MA48 wird ein vorgezogener Rückschnitt für eine Verjüngung und einen Neuaustrieb sorgen, sodass die Fassade im nächsten Frühling wieder in vollem Grün erstrahlen kann. Pflanzen sind keine Maschinen und wir dürfen ihr Regenerationspotenzial nicht unterschätzen.

Ghezzo: Was kann man denn über die Kosten sagen?

Lichtblau: Die Kosten einer Fassadenbegrünung sind sehr stark schwankend und hängen von vielen Faktoren ab, z.B. der Größe der Fläche, der Art der Pflanzen oder technischer Besonderheiten der Fassade. Bodengebundene Systeme können bei günstigen Voraussetzungen bereits zum Preis der Pflanzen realisiert werden. Fassadengebundene Systeme schwanken zwischen 400 und 2.000 Euro pro m². Auch die Pflege- und Wartungskosten sind schwer vorherzusagen und können jährlich ca. 5 bis 70 Euro pro Laufmeter betragen.

Bei der Angebotserstellung prüfen wir das geplante Projekt gerne auf mögliche Förderungen. Zum Beispiel fördert die MA22 in Wien straßenseitige Fassadenbegrünungen mit bis zu 5.000 Euro. Miet- und Leasingvarianten sind 1:1 steuerlich absetzbar. Öffentliche Beschaffer können sich zur Förderung kostenlos an die IÖB-Servicestelle wenden, auf deren Plattform wir ebenfalls vertreten sind. Sollte es zu einem Auftrag kommen, schreiben wir die Kosten für die Angebotserstellung übrigens wieder gut.

Ghezzo: In der Bauordnung sind ja Begrünungsmaßnahmen eine wesentliche Forderung an Bauträger und Developer. Wie steht es generell mit dem rechtlichen Rahmen der Begrünung?

Lichtblau: Eine Einverständniserklärung durch den/die Grund- und Hausbesitzer/in muss auf jeden Fall vorliegen. Rechtliche Einschränkungen wie Denkmalschutz müssen ebenfalls abgeklärt werden. Und eine sehr wichtige Vorgabe stellen die Brandschutzbestimmungen dar, die wir mit unserem System natürlich erfüllen.

Die Baueinreichung bei der MA37 ist also zwingend notwendig – die wiederrum hält Rücksprache mit der MA19 (Straßen- und Stadtbild). Dort sind unsere Systeme bereits bekannt.

Ghezzo: Wie geht man mit dem Wasserverbrauch um?

Lichtblau: In Wahrheit ist im Outdoor-Bereich der Wasserverbrauch für die Erzeugung von Verdunstungskälte essentiell – je mehr ich ins System an Wasser bringe, umso höher ist die Kälte im Außenraum spürbar. Der Bewässerungsaufwand kann dennoch durch ein paar Vorkehrungen optimiert werden. Die Standortwahl spielt eine entscheidende Rolle.

Außerdem verwenden wir steuerbare Bewässerungssysteme, die sich optimal an Temperatur und Niederschlag anpassen lassen. Unnötiges Wasser wird somit nicht verbraucht.

Ghezzo: Gibt es auch Schattenseiten? Wie sieht es mit Schädlingen usw. aus?

Lichtblau: Eine Wandbegrünung ist nicht immer auf allen Ebenen nachhaltig. Man muss zwischen kosmetischen und ökologisch begründeten Begrünungsprojekten unterscheiden. Für Projektinitiatoren ist es daher wichtig, sich im Voraus verlässlich beraten zu lassen, um die „schwarzen Schafe“ auf dem Markt zu umgehen. Dafür gibt es speziell in Wien sehr gute Angebote, z.B. www.umweltberatung.at.

Zur Vermeidung von Schädlingen verwenden wir besonders resistente Substrat- und Pflanzenarten. Eine hohe Pflanzendiversität an einer Grünwand schützt natürlich ebenfalls vor einem großflächigen Schädlingsbefall.

Ghezzo: Sie arbeiten eng mit BOKU und TU zusammen. Was tut sich in Sachen Forschung und Entwicklung?

Lichtblau: Gemeinsam mit BOKU und TU haben wir unser System „GRÜNWAND“ entwickelt und 2010 die Fassade der MA48 begrünt. Seitdem führen BOKU und TU laufend Messungen bezüglich Mikroklima, bauphysikalischen Eigenschaften, Lärmschutz, Wärmedämmung, etc. durch. Dabei erzielte unsere Grünwand phänomenale Ergebnisse. Z.B. reduzierte sich der winterliche Wärmeverlust um 50%. Die sommerliche Verdunstungsleistung ersetzt vier hundertjährige Buchen, bzw. 40 Klimaanlagen welche 8 Stunden pro Tag laufen. Somit können wir stolz behaupten, dass wir „evidenzbasiert begrünen“.
„GrünPlusSchule“ ist ein weiteres spannendes Projekt, bei dem unser System ebenfalls zum Einsatz kommt. Im Rahmen des Projekts werden die Auswirkungen von Begrünungen in Schulen erforscht.

Die GBB Awards werden auf der 10. GBB Green & Blue Building Conference  am 12. November vergeben.

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