Die Symbiose von Gebäuden mit unterschiedlichen Funktionen und Nutzergruppen

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Noch ein weiteres spannendes Einreichungsprojekt zum GBB Award wollen wir hier vorstellen In Oberndorf bei Salzburg hat Daniel Hora von MEGATABS ...

... Noch ein weiteres spannendes Einreichungsprojekt zum GBB Award wollen wir hier vorstellen In Oberndorf bei Salzburg hat Daniel Hora von MEGATABS architekten ZT GmbH ein Schulgebäude in Symbiose mit dem neuen Rathaus gebaut Im Interview berichtet er über die Anforderungen eines modernen Schulgebäudes über Smart City und welche Konzepte eine Symbiose von Gebäuden mit unterschiedlichen Funktionen und Nutzergruppen ermöglichen

Ghezzo: Das neue BORG Oberndorf steht ja mit dem zeitgleich errichteten neuen Rathaus in einer Art Energiesymbiose. Wie schaut das genau aus?

Hora: Die räumliche Nähe der beiden Projekte zueinander und die zeitgleiche Errichtung boten eine einmalige Chance, Synergiepotentiale in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz optimal zu nutzen. Zur Energie- bzw. Wärmegewinnung werden umweltfreundliche erneuerbare Energieträger genutzt. Der Wärmebedarf wird durch die am BORG installierte Solaranlage sowie eine Grundwasserwärmepumpe gedeckt. Die aus diesen Systemen gewonnene Energie wird in Pufferspeichern mit einem Fassungsvermögen von 12000 l zwischengespeichert und kann bedarfsorientiert ausgegeben werden. Bauteilaktivierung, Lüftungsanlagen mit hoch effizienten Wärmetauschern und weitere technische Einrichtungen sorgen für die optimale Nutzung der vorhandenen Energie zu Heiz- und auch Kühlzwecken. Zusätzlich wurde einen großflächige PV-Anlage errichtet, deren Stromertrag zur Deckung des Energiebedarfes verwendet wird. Überschüsse daraus werden ins Netz des Energieversorgers eingespeist. Der Zusammenschluss dieser Systeme stellt ein nahezu autarkes, sicheres und zukunftsorientiertes Energiesystem dar, das schließlich auch in Punkto Wirtschaftlichkeit und Lebenszykluskosten für die Nutzer hoch attraktiv ist.

Ghezzo: Als erste Bundeschule haben Sie ein ÖGNI Zertifikat in Platin. Was haben Sie im Zuge des Zertifizierungsprozesses gelernt?

Hora: Besonders wichtig für die Umsetzung eines solchen Projektes ist die enge Zusammenarbeit aller an der Konzeption, Planung und Bau beteiligten Gruppen. Bauherr, Behörden, zukünftige Nutzer, Projektsteuerung und PlanerInnen bis hin zu den ausführende Firmen müssen an einem Strang ziehen. Schon lange vor Baubeginn und Ausschreibung müssen entsprechende Vorgehensweisen und Kriterien festgelegt und eingehalten werden, um eine entsprechende Qualität sicherstellen zu können. Ein strenges Pflichtenheft zur Integration von Nachhaltigkeitskriterien bei der Materialwahl und beim Bauprozess waren integraler Bestandteil unseres Projektes und haben die gesamte Abwicklung begleitet. Nur so konnten wir das angestrebte Ziel erreichen. Letztlich schärfen solche Vorgehensweisen und die intensive Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitskriterien ganz allgemein das Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber Umwelt und vor allem zukünftigen Generationen. Etwa bei der Materialwahl sind es oft nur vorgeblich kleine Unterschiede, die enormen Einfluss auf die Qualität eines Produktes haben. Umso wichtiger ist es, diese Unterscheide – oft nur im „Kleingedruckten“ zu finden – ausfindig zu machen und zu bewerten, um zukunftsorientiert arbeiten zu können.

Ghezzo: Was sind für Sie Kennzeichen eines modernen Schulgebäudes?

Hora: Ein modernes Schulgebäude muss sich an den Bedürfnissen seiner Nutzer orientieren um ein optimales Umfeld für erfolgreiches selbstbestimmtes und sinnstiftendes Lernen und Arbeiten zu bieten. Das Gebäude darf nicht nur als „Lehreinrichtung“ verstanden werden, sondern stellt einen wesentlichen Lebensraum seiner Nutzer dar. Kriterien wie Transparenz, Offenheit, Übersichtlichkeit, und Freiheit spielen hier eine wesentliche Rolle. Es sollen gleichermaßen Räume für konzentriertes Arbeiten und Lernen geboten werden, als auch Räume, die zum Verweilen einladen, Räume der Kommunikation und der individuellen Entfaltung. Das BORG Oberndorf stellt ein gelungenes Beispiel eines solchen modernen Schulgebäudes dar.

Ghezzo: Wichtig war Ihnen die Einbettung in ein Smart City Konzept, das eine Brücke zwischen unterschiedlichen Nutzungen und Nutzern schlägt. Wie geht es damit weiter?

Hora: Die Umsetzung dieses Projektes bzw. Konzeptes stellt in Oberndorf einen neuen Startpunkt dar. Die Verknüpfung dieser Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen und Nutzergruppen war eine Herausforderung, der wir uns erfolgreich gestellt. Mit entsprechendem Willen und Kooperation sind die damit verbundenen technischen als auch juristischen Fragen jedenfalls lösbar. Aufgabe ist es nun, zukünftig auch in größeren Maßstäben „verknüpft“ zu denken und zu arbeiten. Je mehr unterschiedliche Nutzungen und NutzerInnen miteinander in Verbindung gesetzt werden, umso größeres Potential ist daraus zu schöpfen, umso mehr können Synergieeffekte zwischen Gebäuden und ihren jeweiligen Funktionen entstehen und sinnvoll eingesetzt werden.

Treffen Sie Daniel Hora persönlich auf der 9. GBB Green & Blue Building Conference! Dort erfahren Sie auch, wer den GBB Award 2018 für sich entscheidet.

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