Der Mensch im Mittelpunkt des digitalen Wohngebäudes – Smarte Konzepte und praktische Beispiele

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Die Ansprüche ans Wohnen sind in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen, Home Office und Quarantäne gestiegen. Entsprechen haben sich auch die Anforderungen an das Gebäude selbst geändert. Und CO2 Reduktion bzw. Klimaschutz ist Gebäudeeigentümern und -Nutzern immer wichtiger. Digitale Vernetzung der Gebäudetechnik bis hin zur Steuerung über Smartphone, das sind Lösungen mit denen KONE diese Anforderungen erfüllen will. Wolfgang Hofmann ist bei KONE für Neuanlagen zuständig. Im Interview berichtet er über neue digitale Lösungen, Sicherheit, Nachhaltigkeit und die Bedeutung des Aufzuges als Nervenzentrum des modernen Gebäudes..

Ghezzo: Sie stellen den Wohnungsnutzer in den Mittelpunkt einer Vielzahl digitaler Dienste. Wo fängt das an und wo endet das?

Hofmann: Die Digitalisierung der Immobilienbranche ist bereits Realität und wir befinden uns mitten im Wandel. Künstliche Intelligenz und smarte Gebäude sind Konzepte, die für die Aufzugsbranche eine immer bedeutendere Rolle einnehmen. Es geht einerseits darum, existierende Systeme zu vernetzen und aus gewonnenen Daten mittels Analysetools einen Mehrwert für KundInnen und NutzerInnen zu schaffen, indem Komfort, Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlagen weiter gesteigert werden. Andererseits erlauben neue Technologien die Weiterentwicklung von Tools und Konzepten: Intelligenter Gebäudezutritt, Bedienung über Smartphones, digitales schwarzes Brett, um nur einige zu nennen.

Was wir dabei aber nicht aus den Augen verlieren dürfen, sind die Bedürfnisse der BenutzerInnen. Man muss die Chance geben, die Vorteile neuer Technologien zu erkennen und nicht mit Komplexität überfrachten. Auf lange Sicht sind wir jedoch überzeugt: alles, was das Leben einfacher macht, wird sich durchsetzen.

Im Wohnbereich bietet unser Produkt KONE Residential Flow ein völlig neues Komfortlevel für EigentümerInnen und BewohnerInnen, denn durch die Nutzung mobiler Technologien und Cloud-Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels Smartphone Applikation miteinander gebündelt.

 

Für diese Entwicklung hat KONE mehr als 200 Facility ManagerInnen, ProjektentwicklerInnen und GebäudebewohnerInnen miteinbezogen, um ihre Wünsche und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr im Wohnbereich in den Fokus zu rücken. Dabei stellte sich heraus,

dass es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große Auswirkung auf den Komfortlevel der BewohnerInnen haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die Hände voller Einkaufstaschen hat oder eine Lieferung annehmen zu wollen, wenn man nicht zu Hause ist.

Auch für GebäudeeigentümerInnen und Facility ManagerInnen bringt die Lösung mehr Flexibilität und Komfort mit sich, denn Gebäudeinformationen können leichter geteilt werden und Zutrittsrechte überall und jederzeit verwaltet und vergeben werden. So wird das Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk und steigert so automatisch seinen Wert.

Ghezzo: Welche Rolle spielt denn dabei der Aufzug?

Hofmann: Die KONE DX-Aufzüge sind serienmäßig an die cloudbasierte digitale Plattform von KONE angebunden und machen so zahlreiche smarte Services für den breiten Markt und eine große Masse von NutzerInnen verfügbar.

Durch integrierte Konnektivität können die Aufzüge über eine sichere offene Schnittstelle mit einer wachsenden Zahl von Applikationen verbunden werden. Das können Services von KONE wie die vorausschauende Wartung sein. Aber auch Apps von Drittanbietern. Amazon ist mit seiner digitalen Sprachassistentin Alexa bereits mit an Bord, ebenso wie der Spotify-Partner Soundtrack Your Brand, der als Music-on-Demand-Anbieter Musik beisteuert. Roboterentwickler Robotise schickt auf Wunsch einen computergesteuerten Servicebutler zur Wohn- oder Hoteltür. Und die Navigations-App Blindsquare sorgt dafür, dass sehbehinderte Menschen im Gebäude sicher und wohlbehalten zum Aufzug und ihrem Wunschort im Gebäude gelangen.

Ghezzo: Die KONE Cloud ist ein Herzstück Ihrer Lösung. Wie gehen Sie dabei mit dem Thema Sicherheit um? Cloud ist ja immer noch bei vielen Themen angstbesetzt.

Hofmann: Um unseren KundInnen Sicherheit im digitalen Umfeld zu bieten, liegt unser Schwerpunkt auf Cybersicherheit und Datenschutz. Die permanente Überwachung unserer digitalen Umgebungen hilft uns, unsere KundInnen und EndnutzerInnen jetzt und in Zukunft zu schützen.

Nehmen wir als Beispiel die digitale KONE Plattform: KONE stellt dem Kunden oder der Kundin gesammelte und verarbeitete Daten über die Cloud zur Verfügung. Der Kunde / die Kundin entscheidet,  wofür diese weiter verwendet werden. BetreiberInnen haben über das Internet und ihre Endgeräte jederzeit Zugriff auf die Daten ihrer Anlagen. Diverse kognitive Sicherheitssysteme schützen vor Cyberattacken. KONE hält über 3.000 Patente für Sicherheitslösungen zur Abwehr und Analyse von Cybergefahren.

Ghezzo: Corona verändert auch die Immobilienbranche. Mieten und Kaufpreise können schwer erhöht werden. Gleichzeitig steigen die Preise. Da denken viele Developer und Bauträger daran lieber Kosten zu sparen – auch in Sachen Digitalisierung. Wie erleben Sie diese Situation?

Hofmann: Genau hier können wir mithilfe der neuen Services durch Minderkosten punkten, da beispielsweise beim Produkt KONE Residential Flow die herkömmliche Innensprechstelle entfällt. Somit wird keine Verkabelung in jede einzelne Wohnung mehr benötigt. Anstelle der Innensprechstelle tritt das Endgerät des Nutzers, sei es ein Tablet oder Smartphone. Die NutzerInnen können hier selbst wählen und sind somit sehr flexibel. Und das Gebäude bleibt zukunftsfähig.

Ghezzo: Wie haben Sie die Corona Zeit in der Firma erlebt? Home Office, mehr digitale Kommunikation, kaum echter Kontakt – Wie ist KONE damit umgegangen und was haben Sie daraus für Lehren gezogen?

Hofmann: COVID-19 hat die Entwicklung neuer digitaler Services auf jeden Fall nochmals beschleunigt und neue Bedürfnisse geweckt. Die Art und Weise, wie Menschen mit ihren Alltagsumgebungen interagieren hat sich verändert, und eine sichere und saubere Umgebung haben dabei höchste Priorität. KONE’s Expertise in der Planung von Konzepten zum Personentransport und unsere Lösungen für Gesundheit und Wohlbefinden, unterstützen GebäudebetreiberInnen und EigentümerInnen dabei, sicherere Wege und hygienischere Umgebungen in Gebäuden zu schaffen. Beispiele sind die Elevator Call API um Berührungen von Oberflächen zu reduzieren, der KONE Handrail Sanitizer für desinfizierte Rolltreppenhandläufe, oder der KONE Air Purifier für die Luftreinigung in Aufzugskabinen, um nur drei Neuerungen zu nennen.

Ghezzo: Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für KONE. Ich nehme an, das endet nicht bei LEDs im Aufzug? Wo sind Ihre Nachhaltigkeitsschwerpunkte?

Hofmann: Die Bekämpfung des Klimawandels ist die wichtigste Herausforderung unserer Zeit. Bei KONE spielen wir eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigeren Gestaltung der Urbanisierung, und wir glauben, dass nachhaltige Geschäftspraktiken eine Voraussetzung für langfristigen Erfolg sind. Gemeinsam mit unseren KundInnen, PartnerInnen und LieferantInnen ergreifen wir jetzt noch stärkere Maßnahmen und nehmen in unserer Branche eine Vorreiterrolle ein, um nachhaltigere städtische Umgebungen zu schaffen.

 So hat sich KONE im Herbst 2020 zu einer 50%igen Reduzierung der Emissionen aus dem eigenen Betrieb bis 2030 verpflichtet, verglichen mit dem Basisjahr 2018. Dieses Ziel steht im Einklang mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C, die derzeit die ehrgeizigsten Kriterien für die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele darstellt. Darüber hinaus strebt KONE eine 40%ige Reduzierung der Emissionen im Zusammenhang mit den Produkt-Materialien und dem Energieverbrauch über die gesamte Lebensdauer im gleichen Zielzeitraum an.

Um dies zu erreichen, fährt KONE mit einer Vielzahl von Maßnahmen fort, wie z.B. der Umstrukturierung der Fahrzeugflotte, um mehr Hybrid- und Elektrofahrzeuge zu integrieren, sowie der Optimierung der Fahrzeugrouten für Wartungsbesuche. Darüber steigert KONE die Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energien in seinen Anlagen weltweit bis 2030 auf 100%. Ein klarer Großteil der Emissionen, die mit den Aktivitäten von KONE verbunden sind, entsteht außerhalb der unmittelbaren Aktivitäten in der Wertschöpfungskette. Um das produktbezogene Emissionsreduktionsziel von 40% zu erreichen, wird KONE die Emissionen aus dem Energieverbrauch und den Materialien während der Produktlebensdauer durch eine weitere Verbesserung der Energieeffizienz und des Materialkreislaufs seiner Produkte reduzieren.

Ghezzo: Wo sehen Sie noch weiteres Potential für Digitalisierung im Gebäude? Welche Innovation können wir von KONE in den nächsten Jahren erwarten?

Hofmann: Das KONE Partner-Ökosystem wächst kontinuierlich und bietet neue intelligente Lösungen für diverse Bereiche, von der Erreichbarkeit über Parkplätze bis hin zu Unterhaltung und Sicherheit – die sich alle problemlos in KONE People Flow-Lösungen und den intelligenten KONE Aufzügen integrieren lassen. So hat KONE im Spätherbst 2020 sein Eco-Partner-Netzwerk durch die Zusammenarbeit mit weiteren führenden Unternehmen der Gebäudeausrüstung, speziell im Bereich smarter Zugangslösungen erweitert: Dormakaba, Schneider Electric, Siemens Smart Infrastructure und Smarten Spaces. Wir schaffen so mit der DX-Klasse faktisch unbegrenzte Möglichkeiten, Gebäude, aber auch ganze Stadtviertel wirtschaftlicher und nachhaltiger zu betreiben.

Wolfgang Hofmann auf LinkedIn

Mehr zur Digitalisierung des Wohnens erfahren Sie auf dem GHEZZO IMMOBILIENTAG am 5 Mai

Fotos © KONE Corporation und Ghezzo GmbH

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