Das war die 10. GBB Green and Blue Building Conference! Ein Rückblick

by Alexander Ghezzo

Am 12. November war es nun soweit, und die 10. GBB, unser Jubiläum, ist unter lebhafter Teilnahme von 16 Partnern, 35 Referentinnen und Referenten und 169 Teilnehmern über die Bühne gegangen.

Der Themenbogen war breit gespannt von Klimawandel über Technologiewandel hin zu Kulturwandel – präsentiert und diskutiert in Interviews, Statistiken, Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Praxisbeispielen und (sanften) Provokationen. Brücken bauen statt Fingerzeigen, im eigenen Verantwortungsbereich selbst anfangen statt auf die große Lösung zu hoffen, Wissen verbreiten und so Bewusstsein zu schaffen – das waren die gemeinsamen Nenner, die diese Konferenz geprägt haben und die nächste Dekade der GBB – Green and Blue Building Conference einläuten.

Autorin: Gudrun Ghezzo

Hier finden Sie die Vorträge, die uns zur Veröffentlichung freigegeben sind: Download Vorträge 10. GBB

Fotos von der 10. GBB finden Sie hier!

Stadt- und Quartiersentwicklung

„Smart Cities müssen nachhaltige Städte sein“, stellte Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien, gleich zu Beginn fest, und erinnerte uns daran, dass eine Stadt nicht etwa die Summe der Gebäude ist, sondern viel mehr die Menschen in all ihrer Vielfalt, Diversität, mit ihren Stärken, Schwächen und Ängsten. Und mahnte unverblümt ein, dass sich ein Klimawandel nicht durch eine Raumplanung und eine begrünte Fassade einstellen wird, sondern nur dadurch, dass Menschen ihr Verhalten verändern. Dass wir endlich anfangen, zu verzichten: „Jeder, der beim Integrieren im Mathe-Unterricht aufgepasst hat, der weiß auch, dass eine Abnahme der Zunahme noch immer eine Zunahme darstellt!“ Provokant ging es auch weiter, als Alexander Kopecek, Vorstand der Seestadt Aspern 3420 AG, zu mehr Investitionen und Kooperation aufrief: „Wenn wir wollen, dass ein Quartier nachhaltig funktioniert, müssen wir auch investieren und die Gewinner müssen die Schwachen stützen. Wir müssen in größerem Zusammenhalt denken!“

Eike Becker, Stararchitekt aus Berlin, machte klar: „Quartiersentwicklung braucht das Zusammenführen vieler Kompetenzen. Planen ist das eine, aber wir müssen Menschen verstehen, mit Geschwindigkeit und Technologiewandel mithalten, Konflikte schnell und gemeinschaftlich lösen, Trends antizipieren, wenn wir erfolgreich sein wollen!“

„Eine erfolgreiche Quartiersentwicklung erkennt man im Nachhinein daran, dass Nachbarschaft entstanden ist, dass sich Diversität eingestellt hat, dass das Quartier eine gewisse Resilienz aufweist, was Megatrends angeht, und dass viele unterschiedliche Ziele ausbalanciert worden sind“ Karin Pein, Geschäftsführerin der IBA Hamburg, setzte damit die Latte hoch und unterstrich den menschenbezogenen Zugang.

Quartiersentwicklung und damit auch Stadtentwicklung ruhen sich dabei aber nicht auf den großen Würfen aus: „In jeder noch so kleinen Baulücke, in jedem noch so kleinen Bauvorhaben lassen sich Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Die Klima-Anpassung erfolgt lokal, auch wenn die Ursachen global stattfinden.“ Damit appellierte Andreas Köttl, Vorstand der Value One, einmal mehr an die Eigenverantwortung.

Technologiewandel

Keine Nachhaltigkeitsdiskussion ohne das Thema Energieeffizienz: „Das System von ECOCOACH, das intelligente Energieerzeugung, -verteilung, -speicherung und -verbrauch unter einen Hut bringt, zeigt, dass die Zukunft bereits Gegenwart ist“, kommentierte Robert Punzenberger (FMA) die Technologie. Auch das von AIT vorgestellte Energiemanagementsystem bringt uns diese Zukunft näher: „Der Energiepreis muss sinken, wenn der Wind gerade weht oder die Sonne scheint, denn zu diesem Zeitpunkt ist es einfach günstiger, Energie zu verbrauchen, als diese für später zu speichern“, erklärte Regina Hemm, AIT. Übersichtlich müssen die Steuerung und Auswertung über geräteunabhängige Apps sein, einfach konfigurierbar und für jeden anwendbar.

Bei aller Flexibilität und Dynamik, die die Software-Lösungen bieten müssen, gilt aber für die Hardware: „Die verbauten Elemente müssen Industriestandard aufweisen – das bedeutet 30 Jahre Rückwärtskompatibilität und Ersatzteilverfügbarkeit, das kann man heute bestellen und einfordern“, so Christian Pillwein, Beckhoff.

Wie wirkungsvoll vernetzte Sensorik in Gebäuden sein kann, brachte uns auch Harald Peterka, Greenbird, näher: „Wir digitalisieren Routinen, also Algorithmen, die praktischerweise erprobt sind. Damit erkennen wir, welche Services im Augenblick nötig sind und welche nicht, und das spart Zeit, Geld und schont Ressourcen.“

Auch 3D Planung und BIM leisten ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit: „Der gesamte Lebenszyklus muss letztlich im BIM Modell abgebildet sein, dies ist aber heute nur vereinzelt Realität. Noch stecken wir mit BIM in den Kinderschuhen und erkennen gerade erst, dass 3D Planung Fehlentwicklungen vorbeugen und so einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann“, erklärte René Subhieh von Xeometric und verdeutlichte damit auch, dass BIM und 3D Planung in Österreichs kleinteiliger Bauindustrie noch (immer!) in den Kinderschuhen steckt.

Auch die Mobilität ist integraler Bestandteil der Nachhaltigkeit und gehört in jedes Immobilienkonzept: „Die Garage der Zukunft muss über ihren gesamten Lebenszyklus mehr Energie liefern als sie braucht“ – so verdeutlichte Andreas Fitsch, Goldbeck Parking, deren Visionen und Lösungen.

Starke Impulse sind vom Modulbau zu erwarten. Hier hat Erich Benischek gezeigt was möglich ist und wo die Reise hingeht: „Durch einen konsequenten Einsatz der Vorfertigung sinken die Kosten. Die Produktivität am Bau kann laut Experten um das Fünf bis
Zehnfache steigen.“

Praxisbeispiele

Mit einer Bestandsaufnahme zur Nachhaltigkeit in Österreichs Shopping Centers wartete Mario Schwaiger, EHL Gewerbeimmobilien auf: „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit sind es bis zu 60% der Energie, die für Beleuchtung eingesetzt werden: durch intelligente Energiesysteme und energiesparende Beleuchtung kann dies bis zur Hälfte reduziert werden!“ Auch die soziale Komponente der Nachhaltigkeit ist heute noch nicht best möglich umgesetzt: „Konzepte etwa, die die Ansiedelung von Bio-Betrieben und Händlern nachhaltiger und ökologischer Produkte begünstigen, würden die wachsende Gruppe der LOHAS eher anlocken.“

Michael Wöss vom Flughafen Wien zeigte einmal mehr auf, dass Nachhaltigkeit ein fortlaufender Prozess ist, eine permanente Pflicht, der man sich verschreiben muss: „Seit 2011 haben wir ein Minus von 70% an CO2-Ausstoß und von 40% an Energieverbrauch zu verzeichnen. Für die Zukunft arbeiten wir daran, dass das Wachstum im Flugverkehr CO2 neutral erfolgen kann – das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, dem wir uns hier stellen.“

Welchen Beitrag Fassadenbegrünung und Dachgärten auf das Stadtklima haben, hat Susanne Formanek, Grünstattgrau mit zahlreichen Beispielen beschrieben: Neben der CO2 Reduktion und der Sauerstoffproduktion sind Wasserspeicher und damit Luftfeuchteregulation zu nennen, und auch der Artenvielfalt sind die Gartenelemente sehr zuträglich. Zudem entstehen neue Räume des sozialen Miteinanders, wie am Beispiel BOKU dargestellt. „Die neue WBO wird die Fassadenbegrünung forcieren, zudem gibt es einen eigenen Leitfaden dazu,“ erklärte Evelyn Ernst-Kirchmayr, DIe Ernst.

Klimawandel

Michael Staudinger, Direktor der ZAMG ließ keine Zweifel offen, dass sich der Klimawandel in den beobachteten Wetterdaten manifestiert und auch die Prognosen wenig Interpretationsspielraum offenlassen: „Allein aus Durchschnittsbetrachtungen lassen sich keine extremen Wetterereignisse vorhersagen. Wir müssen die Entwicklung der gesamten Verteilung der Daten beleuchten, und diese Zahlen sind alarmierend.“ Starkregenereignisse und Hitzerekorde sind für Wien also so gut wie sicher. „Dabei sind es ganz andere Regionen der Erde, die die Konsequenzen der Erderwärmung am stärksten zu spüren bekommen!“

Dass auch das ein Tabu-Thema „Verzicht auf Komfort zum Wohle der Nachhaltigkeit“ Einzug gehalten hat auf der Podiumsdiskussion, verdanken wir u.a. Barbara Fritsch-Raffelsberger, Familienwohnbau, die ein schönes Praxisbeispiel nannte: „Es ist uns gelungen, im Dialog mit den Mieterinnen und Mietern zu erreichen, dass immer mehr bereit sind, auf ein oder zwei Grad Raumklima zu verzichten, damit das Klima geschont werden kann.“ Auch dem Trend der Flächenversiegelung wurde aktiv entgegen gearbeitet: „Mit der Biotop City sind wir einen großen und wichtigen Schritt gegangen, mehr Grün in die Stadt zu bringen!“ Auf dieses Projekt sind Jasmin Soravia, SoReal und Valerija Karsai, BUWOG besonders stolz. Silvia Wustinger-Renezeder, 6B47, mahnte aber einmal mehr ein: „Wir müssen zusehen, dass wir den Kostenfaktor bei nachhaltiger Bauweise besser im Griff haben. Wenn es weiterhin eine entweder-oder Auswahl für die MieterInnen und EigentümerInnen bleibt, dann siegt das Kostenargument.“

Kulturwandel

„Nachhaltigkeit zu doppelten Kosten wird nicht funktionieren. Aber wenn das Thema gut vermittelt wird und sich der Mindset ändert, dann wird sich die Bau- und Immobilienwirtschaft in die richtige Richtung bewegen.“, sagte Gerald Beck, UBM, in einer Podiumsdiskussion moderiert von Philipp Kaufmann. Dass sich schon viel verändert hat – und zwar zum Guten – betonte dabei Doris Wirth, Vize-Präsidentin der ÖGNI. Karl Weidlinger, Swietelsky, sagt aber auch, dass man zwar am gleichen Strang zieht, aber nicht immer in dieselbe Richtung.

Karin Fuhrmann von der TPA erhofft sich von einer neuen Regierung steuerliche Maßnahmen, wie z.B. kürzere Abschreibungen nach thermischer Sanierung und Änderungen im Wohnungseigentumsgesetz usw. Damit könnte sich auch der Fiskus die Strafzahlungen für die Verfehlung der Klimaziele sparen.

Marc Guido Höhne, Dreso, wünscht sich die Immobilie als Building Material Bank, sodass alles was in einem Gebäude verbaut ist, dann auch wiederverwendet werden kann, am besten bei einer Immobilie, die mit Lean Construction gebaut wurde.

Einen persönlichen Eindruck gab und Dietmar Reindl, COO der Immofinanz: „Ich fordere nur was ich bereit bin selbst zu leisten, und Verantwortung zu übertragen motiviert MitarbeiterInnen mehr als Geld und Boni.“

In einem Rückblick auf 10 Jahre Nachhaltigkeit und GBB wies Philipp Kaufmann darauf hin, dass der Abgrund zwischen Bauen und Nutzen noch immer nicht ganz überbrückt und gerade in der Bewirtschaftung noch sehr viel zu tun ist.

 

Zusammenfassend danken wir Ihnen allen, die den Tag mit uns gemeinsam verbracht haben!

Die 10. GBB war eine würdige Jubiläums-Konferenz, die brandaktuelle Themen auf den Punkt gebracht hat, appelliert, aufgerüttelt und motiviert hat. Nicht ohne auch zu zeigen, welche Erfolge bereits erzielt worden sind. So war die Verleihung der GBB Awards der letzte Höhepunkt des Tages. Doch… um es mit Michael Ende zu sagen …, das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

 

Sehr gut, gute Auswahl an unterschiedlichen Rednern und Beiträgen, guter Themenmix. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Themen, qualitätvollen Beiträge und kompetenten Vortragenden,    sehr zu empfehlen. Peter BADER, ALPENLAND Gemeinnützige Bau- Wohn- und Siedlungsgenossenschaft

Danke an die Organisation und die Vortragenden für diesen Tag. Brauchbare und praxisrelevante Themen wurden lebendig präsentiert. Der Tag war ein großer Gewinn für mich. Die lnhalte nachhaltig für meine persönlichen Reflexion über aktuelle und zukünftige Projekte. Danke für den Blick vom neuen Wien aus auf die Stadt. Volker F. Scheichenost, Engels & Völkers Salzburg

 

Eine sehr ansprechende und sehr gut organisierte Veranstaltung mit sehr gut vorbereiteten Speakern und einem sehr hohen Informationsgehalt! Die einzelnen Referate bestätigten: „“In der Kürze liegt die Würze“, dafür vielen Dank! Auch die Moderation der Panels war jeweils sehr gut vorbereitet, so dass sich wirklich interessante Beiträge ergaben. Vielen Dank an das Ghezzo-Team und alle Beteiligten! Markus Kuntze, Arnim Personalberatung GmbH & Co, KG

 

Für mich ein Freudentag :-)! Nachhaltigkeit bleibt ein ganz wichtiges Thema in der Bau- / Immobilienbranche, bzw. IM LEBEN! ein guter Mix!  Jan Alexander Loebus, green urban living GmbH

 

Tolle Veranstaltung durch die Vielfalt an interessanten und zukunftsweisenden Themen, tolle Gastronomie Professionalität der Organisation, Networking und Wissensplattform. Kompetente RednerInnen! René Subhieh, XEOMETRIC

 

Wie immer spannende Vorträge und interessante Gespräche bei gutem Essen! Katja Peterka    GREENBIRD Vertriebs GmbH

 

„War sehr informativ! Man erfährt immer Neues, gutes Netzwerk“ Jasmin Soravia  SoReal GmbH

 

Gewohnt und konstant gute und hochkarätige Branchenveranstaltung mit Top Themen für die Zukunft Siehe Guter Mix aus der traditionellen und innovativen Immo und Bauwirtschaft. Ingmar Schatz

 

Gutes Netzwerktreffen mit interessanten und jährlich aktuellen Themen, z.B.: Nachhaltigkeit/Klimaschutz. Immer aktuelle Themen rund um die Immobilienwirtschaft (-Entwicklung, -Bewirtschaftung, -Verwaltung).       Die ausgewählten Vortragenden bestechen durch umfangreiches Know-How im jeweiligen Fachbereich, somit wird ein breiter Überblick über verschiedene Themenbereiche vermittelt. Gerald Mitterbäck, ÖBB-Infrastruktur AG

 

Sehr kompetente Referenten mit interessanten Vorträgen in sehr angenehmer Atmosphäre. Das Angebot an verschiedenen Bereichen im übergeordneten Thema der Nachhaltigkeit wird anschaulich präsentiert. Mag. Brigitte Fazeli, GSG Gemeinnützige Gesellschaft m.b.H.

 

Sehr gute Gelegenheit über aktuelle Themen in relativ kurzer Zeit einen Überblick zu erhalten  Sehr gute Möglichkeit Netzwerke aufzubauen. Tolle Mischung von verschiedenen Branchen und Themen! Martin Hlinka    Stadt Wien – MA 34 – Bau- und Gebäudemanagement

 

Wie in den letzten Jahren, eine interessante Veranstaltung. Danke 🙂    Wolfgang Huber, BIG

 

Ein ereignisreicher Tag mit neuen Eindrücken – vielfältigen Lösungsvorschlägen und spannenden Gesprächen! Die Zeit ist sehr gewinnbringend investiert! Peter Wirth, bluesave / bluewaters

 

Wie immer ein guter Mix mit spannenden Themen, informativen und kurzweiligen Vorträgen. Walter Huber, DPC Immobilien

 

Eines der besten Real Estate Events des Jahres!! Kurz, Smart, Top Stakeholders der Immobilienbranche und related indutry. Insgesamt sehr gut ausgewählten Speakers. Frans-Jan Soede, HAM independent hospitality & tourism advisors

 

Das Thema Nachhaltigkeit wird und in den nächsten Jahren immer mehr beschäftigen und schließlich zur Selbstverständlichkeit werden. Die Konferenz hat einen Blick auf heutige und künftige Technologien und Möglichkeiten zu diesem Thema aufgezeigt. Dafür schätze ich die GBB. Thomas Schach Österr. Studentenförderungsstiftung

 

Auch in der 10. Auflagen wieder ein perfekt organisierter Event, der optimale Bedingungen für Netzwerkpflege, neue Kontakte und auch neue Ideen bietet. Absolut die Zeit wert! Tolle Netzwerkkontakte, neue Sichtweisen und Einblicke! Claus Mayer, CMy-consulting

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