Unter schwierigen Umständen hat sie doch stattgefunden, unsere Konferenz „Close the Circle“. Unter Einhaltung aller möglichen Sicherheitsvorkehrungen trafen sich am 17. November online und offline die Heldinnen und Helden einer neuen Wirtschaftswelt, bei der es um echte Paradigmenwechsel für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung geht. Gudrun Ghezzo führte durch einen Tag voller zukunftsträchtiger, verantwortungsvoller, nachhaltiger Beispiele, Ideen und Gedanken – Ganz im Spirit „WIR ALLE KÖNNEN ETWAS BEWEGEN!“, der sich voller Überzeugung durch alle Beiträge gezogen hat.
ABFALL SIND STOFFE, DIE IHRE WAHRE BESTIMMUNG NOCH NICHT GEFUNDEN HABEN
Der rechtliche Rahmen
Zum Start hat Christian Holzer vom Bundesministerium für Klimaschutz die Eckpunkte der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie vorgestellt. Der Entwurf dieser Strategie soll noch im Dezember vorgestellt werden und den strategischen Rahmen zur Transformation bilden. Intelligente nachhaltige Produktion, smarte nachhaltige Nutzung und innovatives Recycling sind dabei die tragenden Säulen. „Wir müssen aufhören, von Abfall zu sprechen, und beginnen, ihn als Ressource zu verstehen!“ Mit dem Do-Tank Circular City setzt Anna-Vera Deinhammer Zeichen, genau das in den Stadtplanungs- und Bauaktivitäten der Stadt Wien umzusetzen.
Im Anschluss hat Thomas Fischer von der Wirtschaftskammer Österreich die aktuellen Regularien beleuchtet und Unternehmen ermutigt, Symbiosen einzugehen und Synergien zu suchen: Denn des Einen Müll ist des Anderen Rohstoff. Wichtig jedoch: es darf nicht sofort als Abfall bezeichnet werden, sonst gilt der rechtliche (und bisweilen enge) Rahmen des Abfallgesetzes.
Ein neues Denken in der öffentlichen Beschaffung kann die Kreislaufwirtschaft fördern. Im Vergaberecht ist die Umwelttauglichkeit verpflichtend und wo sie nicht eingehalten wird, ist die Vergabe anfechtbar, so Vergabeexperte Rudolf Pekar von Schiefer Rechtsanwälte.
Die Energiewende als Teil der Kreislaufwirtschaft
Ohne Energie aus Wasserstoff ist für Katharina Kocher vom TÜV SÜD die Energiewende nicht schaffbar. Wasserstoff ist ein Top-Energiespeicher, vor allem im Kontext erneuerbarer Energien. Magdalena Neidhart von Cellcube präsentiert eine weitere neue Technologie mit Vanadium Redox Flow Batterien als Alternative zu Lithium.
Aber auch in den fossilen Energien gibt es Konzepte der Regeneration. Aus Plastikmüll macht Wolfgang Hofer von der OMV wieder Rohöl im Projekt Re-Oil.
TALK – ACTION = SHIT
Danke Filip Kitanoski für dieses Zitat!
Chancen und Beispiele für gelebte Kreislaufwirtschaft
Bernhard Puttinger analysierte in seinem Vortrag, wo wir derzeit noch Luft nach oben in der Recyclingquote haben: Lithium-Ionen-Batterien, Bauaushübe, Verpackungskunststoffe und vor allem PV Anlagen, die nun sukzessive durch performantere, neue Anlagen ersetzt werden, könnten noch deutlich besser genützt werden, als es derzeit der Fall ist.
Kilian Kaminski, Founder von refurbed, beschreibt die Vorteile von refurbished Produkten: „Gerade elektronische Geräte werden bei weitem nicht so lange genützt, wie es möglich wäre. Reparierte und wieder aufbereitete Produkte sind da die perfekte Antwort. (Und da machen wir als Ghezzo GmbH gleich mit und verwenden nur mehr wieder aufbereitete Laptops von AfB).
Design for Circularity ist eine Disziplin, die die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft von Anfang an berücksichtigt. Im Green Engineering Approach von VTU ist dies so weit verankert, dass auch die Produktionsanlagen entsprechend geplant werden. Hier wird die Zusammenarbeit zwischen Kunden und technischem Engineering besonders dann nutzbringend, wenn sie rechtzeitig beginnt! Über den gesamten Lebenszyklus der Produktionsanlage muss dann darauf geachtet werden, dass die Ressourcen verantwortungsvoll eingesetzt werden und unnötiger Material- und Energieaufwand verhindert wird. „Transparenz ist das Um und Auf – wir geben Ihren Anlagen ein Gedächtnis, auf das der Betreiber jederzeit zurückgreifen kann, um über den gesamten Lebenszyklus Einsparungen zu erzielen“, fasst Harald Taschek (T&G) das Potenzial zusammen.
OHNE NEUE WEGE DER COLLABORATION KEINE ECHTE KREISLAUFWIRTSCHAFT!
Design for Circularity findet man auch in den von Filip Kitanoski (produktbloks) vorgestellten Kühlfahrzeugen, wodurch alle wesentlichen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft adressiert werden. Auch in den von Peter Kneidinger vorgestellten Produkten wie RE-Parkett schließt sich ein Stoffkreislauf perfekt.
„Wenn wir das Bauen nicht völlig revolutionieren, dann müssen wir die Welt von 1930 in den nächsten 10 Jahren noch einmal bauen“, fasst Erich Benischek die fast schon absurden Bedarfe der Branche zusammen. Wiederverwendung ganzer Gebäude oder Teile davon sind wirkungsvolle Gegenmaßnahmen. Von vornherein modular bauen, in Lebenszyklen planen und digitale Zwillinge als Materialdatenbanken führen, sind wesentliche Erfolgsfaktoren dazu.
Hand in Hand in eine bessere Zukunft
Wir brauchen neue Modelle der Zusammenarbeit, wir brauchen neue Geschäftsmodelle, die echte Win-Win-Win- Situationen sind. Eines dieser Modelle stellte David Katz mit seiner Plastic Bank vor – ein Leuchturmprojekt, das Plastikmüll in bares Geld verwandelt – mit unmittelbarem Nutzen für diejenigen, die den Müll finden, sammeln und abgeben.
WE DEVELOP TOWARDS A REGENERATIVE SOCIETY, A PURPOSE SOCIETY WHERE EVERYONE DOES WHAT (S)HE BELIEVES IN
David Katz, Plastic Bank
Wir brauchen mehr Transparenz! Abfallaufkommen, Materialdatenbanken, Lebenszykluskosten, digitales Produktionsgedächtnis, … sind schon als wirkungsvolle Instrumente genannt worden. Wir müssen aber noch weiter gehen – schlussendlich müssen alle Produkte einen ausgewiesenen ökologischen Fußabdruck haben, müssen alle Aktivitäten auf ihren Impact beurteilt werden können – nur so wird es möglich sein, Entscheidungen im Sinne eines globalen Optimums zu treffen.
Neue Geschäftsmodelle – darum ging es auch in einer Podiumsrunde mit Wolfgang Hofer, Kilian Kaminski, Alessandro Rosengart, Rudolf Pekar und Josef Schöggl (Uni Graz). „Die neuen Tugenden sind: Kreislaufwirtschaft als echte Strategie, Mut, Aufrichtigkeit, Einbezug aller Unternehmensebenen und eine klare und verständliche Kommunikation mit allen Stakeholdern!“ Apropos klare Kommunikation: wenn wir Gutes tun, müssen wir das auch kommunizieren und andere davon überzeugen, unserem Beispiel zu folgen: Social Media hin oder her – gerade hier zielgruppenorientiert richtig zu kommunizieren ist essenziell, weiß Experte Thomas Meyer (Büro für Interaktion).
Zur Abschlussdiskussion kamen Anna-Vera Deinhammer, Sven Hartberger (Ecogood), David Katz, Viktor Metz (TÜV SÜD) und Matteo Klocker (16 Jahre, Schüler und Sohn von Alexander Ghezzo) auf das Podium. Das Ergebnis der Diskussion: Wir haben unglaublich viele Chancen und Möglichkeiten! Wohin wird es uns führen, wenn wir all diese Chancen aktiv nutzen? Zu einem Riesenschritt in Richtung Klimaziele, in eine Zukunft mit ausreichend Ressourcen, zu mehr sozialer Gerechtigkeit und zu hoher Bepreisung für Umweltverschmutzung. Einfach Verantwortung übernehmen und TUN!
Mit diesem Spirit wurde auch gleich eine gemeinsame Aktion geplant: Matteo Klocker initiierte eine Müllsammelaktion in den Auwäldern an der Neuen Donau, dem sich spontan Podium und Publikum anschlossen. Besser geht’s nicht!
In diesem Sinne – wir wissen, wo wir uns wieder sehen – und der Plastikmüll wird dann hoffentlich gleich Rohstoff z.B. für Projekte wie ReOil.