Wissen rockt! Hospitality Advisory Board 2025: Trends und Herausforderungen
HOTEL OPTIMAL ist seit neun Jahren das Format für Austausch und Netzwerk in der Hotellerie, auf unseren Veranstaltungen und jetzt auch auf LinkedIn.
Traditionell fragen wir am Anfang des Jahres führende Köpfe aus verschiedenen Zweigen der Hotellerie über ihre wichtigsten Schwerpunkte. So können wir die passenden Themen und interessanten Content für die Branche zusammenstellen.
Mit dabei:
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Bastian Becker, General Manager, Melia Frankfurt -
Ned Capeleris, General Manager, Ritz Carlton -
Gudrun Ghezzo -
Michael Madreiter, Puradies Embachhof GmbH & Co KG -
Ivona Meissner, Area Director Austria & Central Eastern Europe , BWH Hotels Central Europe -
Andreas Reinisch, Golden Hill Country Chalets & Suites
Was beschäftigt also Hoteleigentümer, Hoteldirektoren und General Manager:
Nachhaltigkeit
Ned Capelleris fasst für sein Haus zusammen: „Nachhaltigkeit wird uns weiterhin stark beschäftigen – im Einklang mit den Zielen des Konzerns. Die Green Key-Zertifizierung wird dabei besonders in unserem Fokus stehen, gleichzeitig streben wir natürlich die Erhaltung des 5-Star-Ratings an. Green Brands oder das Umweltzeichen sind weitere Labels, die von einigen Häusern angestrebt werden. Nicht nur Nachhaltigkeit mit vollem Herzen zu leben, sondern es auch in anerkannten Labels auszudrücken, ist das Gebot der Stunde.
Talent Management und GenZ
Im Bereich Talent Management steht das Thema „Talente finden, begeistern, halten“ im Vordergrund. „Wir haben zu lange versucht, uns nicht wirklich auf die GenZ einzulassen, nun stehen aber sogar Workshops und Crashkurse auf der Tagesordnung, um hier Mitsprachekompetenz und Wertschätzung zu erreichen.“ Dies bekräftigt auch Bastian Becker und stellt es unter den Überbegriff „Bonding“.
„Als zentrale Anlaufstelle für alle unsere Hotels der verschiedenen Brands haben wir eine eigene Abteilung eingerichtet, die sich mit allen Belangen des Employer Brandings beschäftigt und den einzelnen Hotels zur Seite steht.“ Ivona Meissner sieht besonders im Halten der Talente eine große Herausforderung und ermutigt, Job Rotation wo immer möglich zu etablieren.

Neue F&B Konzepte
„Halbpension oder ¾ Pension sind heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Die Gäste brauchen nicht jeden Abend ein 5-Gänge-Menü, sondern vielleicht ein oder zweimal während ihrem Aufenthalt. Buffets sind Quellen für Lebensmittelverschwendung, und dem müssen wir uns stellen.“ Dem Impuls von Michael Madreiter stimmen viele zu, denn unnötige Kosten in Einkauf und Service müssen in Zukunft vermieden werden. Vegane und vegetarische Gerichte rücken bei allen stärker in den Vordergrund, so wie auch alkoholfreie Drinks. Auch hier wird Individualität hochgehalten: Lieber mehrere, kleine Restaurants mit unterschiedlichen Themen, lieber kleinere Buffets und mehr individuelle Bestellungen – auch beim Frühstück – sind der eindeutige Trend. Andreas Reinisch besticht hier in seinem Segment der Luxuschalets wiederum durch eigene Wege: „Unsere Gäste bekommen alle ein individuell zubereitetes Frühstück, mit Liebe selbstgemacht und abgestimmt auf deren Bedürfnisse und Wünsche. Und wenn unsere Gäste bestimmte regionale Spezialitäten genießen wollen, wegen denen sie ja auch gekommen sind, dann schicken wir sie in die umliegenden Buschenschenken. Wir wollen ja alle in der Region was von unseren Gästen haben!“
Welche Chancen, welche Risiken sind zu managen?
Das Business erfolgreich halten
Steigende Kosten, sinkende Umsätze sind Kennzahlen, mit denen so gut wie alle konfrontiert sind. In den letzten Jahren hat sich die Branche stark nach innen auf die eigenen Teams und das Aufrechterhalten des Betriebs unter starkem Personalmangel fokussieren müssen. Steigende Ausgaben, in Deutschland auch steigende Steuern, stark steigende Lohn- und Energieausgaben machen es nun aber erforderlich, sich auch stärker um die Umsätze zu kümmern. Andreas Reinisch spricht allen aus der Seele, wenn er sagt: „Ich nehme mir kein Blatt vor den Mund, wenn ich sage, dass wir für 2025 eine Umsatzsteigerung brauchen.“ Diese Offenheit braucht es, um echte Lösungen zu finden.
Gefragt sind nun Kompetenzen, die den Hotelmanagern das erfolgreiche Steuern und Führen leichter machen, Orientierung bieten, Automatisierung bieten, KI-Unterstützung integrieren und so eine positive Zukunft ermöglichen.
Klare KPIs im Fokus braucht man jedenfalls als Führungskraft: Umsatz, Energiekosten und Payroll, Ausgaben und Einnahmen pro Gast, F&B Kennzahlen – insbesondere Einkauf und Verschwendung, dynamic pricing und Revenue Management, … alles abgeleitet von klaren, stabilen Zielen, die mindestens bis 2030 reichen, machen die Anforderungen an die Führungskräfte nicht einfacher!

Gästeverhalten: Individualität ist gefragt
Entscheidungen der Gäste sind durchaus nachvollziehbar und auch Trends sind ableitbar: Die Ausgaben pro Gast und Tag werden auch weiterhin rückläufig sein.
Alle sind sich einig, dass der Gast wieder individuell angesprochen werden will. Der persönliche Touch ist oft ein Wiederbuchungsgrund der Gäste. So kann es aber auch vorkommen, dass die besonders individuelle und persönliche Gestaltung der Speisen gepaart mit gemeinsamen Gesprächen und abgestimmter Weinbegleitung bei Falstaff Punkteabzug bringt, weil es nicht ins Schema passt.
Dabei ist das Nicht-ins-Schema-Passen in Zukunft vielleicht DER Erfolgsfaktor? „Viele unserer Hotels müssen sich gerade jetzt neu erfinden, der Renovierungsdruck ist groß, die Konkurrenz auch, und da punktet man nur mit einem ganz besonderen eigenen Charakter“, weiß auch Ivona Meissner aus dem gesamten CEE-Raum, den sie verantwortet.
Weltweite Märkte und große Konkurrenz
Gerade für die Städte gilt: Asien, der mittlere Osten, Japan und Amerika kommen wieder zurück nach Europa. Die Veranstaltungslaune ist groß, und die Menschen reisen wieder wie 2019. Wir sehen auch einen starken Anstieg in den B- und C-Destinationen. Hidden Champions rücken nun ins Rampenlicht! Dennoch – die gestiegenen Kosten auf die Room Rates umzulegen, wird nicht gelingen. Auch wenn die Märkte da und dort vielleicht die Preise zahlen würden, gibt es gerade in den Städten große Häuser, die die Raten wieder drücken, und dann hat man mit der Wettbewerbsfähigkeit am Standort zu kämpfen.
Wachstumskurs ist speziell für die großen Hotelgruppen und -ketten angesagt, was auch Franchise-Systeme inkludieren wird.
Etwas anders stellt es sich in der ländlicheren Region dar: Die WM in Saalbach bringt zwar zahlreiche internationale Gäste in die Region, jedoch wird es für Leogang 2025 im Winter noch keine Besucherrekorde geben. „2026 werden wir dann umso bekannter sein, weil wir Millionen von Besucher*innen unserer Region an deren Fernsehern erreichen, und wenn der Trubel dann vorbei ist, kommen sie umso lieber in unsere wunderschöne Region“, erklärt Michael Madreiter.
Was in unserem Gespräch auch stark zur Sprache kommt: Der Gap zwischen Luxus und Low-budget wird größer, und eine klare Positionierung ist unumgänglich.
Klimawandel und dessen Auswirkungen
Auch wenn das Thema nicht ausführlich zur Sprache kommt, so hören wir aus Leogang zumindest, dass der Wintertourismus rückläufig ist, während der Zustrom in die Alpen in den Sommermonaten stärker wird.
Wünsche und Zukunft
Vom Reden ins Tun kommen. „Wir haben nun lange genug geredet, es ist Zeit zum Handeln. Die Sicherheit im Vorhinein wird es nicht mehr geben, und unternehmerisches Handeln heißt mutig ausprobieren. Abwarten und auf Klarheit warten führt ins Leere.
„Mehr unternehmerische Verantwortung übernehmen ist nicht nur mein Wunsch an mich selbst sondern an alle von uns, auch an unsere Teams.“ „Ich hätte gern Boni oder andere Vorteile, wenn ich ein guter Unternehmer bin – gut für die Wirtschaft, gut für die Region, gut für die Umwelt… das wäre doch mal einen Gedanken wert!“ „Auch mal dankbar dafür sein, dass wir hier in Österreich eigentlich in einer sehr guten Situation sind. Es geht uns gut!“ „Wir müssen uns alle wieder mehr bewusst sein, wie sehr wir die Region lieben, die wir mit unseren Häusern repräsentieren. Wir sind die ersten Botschafter*innen für unsere Gäste!“ „Unsere Lobby und unsere Community könnte besser sein und besser zusammenarbeiten 😊“
Die Herausforderungen sind groß – besonders getriggert durch die unsicheren politischen Signale, die Zurückhaltung bei den durchschnittlichen Gästeausgaben und die steigenden Kosten – und doch gibt es viel Anlass zu Mut, zum Anpacken und zum Vorwärtsbringen der eigenen Ideen. Das Meeting – gekennzeichnet durch viel Humor, Lachen, Kreativität und Inspiration – hat wieder einmal gezeigt, dass Zusammenkommen, Zusammenarbeiten, gemeinsam neue Ideen schmieden unglaublich hilfreich sein kann – und wir so in eine vielversprechende Zukunft gehen können.
Wir seitens Ghezzo: Wissen rockt! stellen jedenfalls wieder mehrere Gelegenheiten dafür zur Verfügung:
AC Hotel by Marriott Innsbruck
6. Hotel Optimal Holiday
The Ritz Carlton Vienna