Vom Produkt zur Partnerschaft: Wie Würth nachhaltiges Bauen systemisch denkt

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Ob Brandschutz, Baustellenlogistik oder digitale Daten: Nachhaltigkeit beginnt nicht erst beim Material, sondern bei der Planung – und bei der Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Michael Jahodinsky, Projektmanager bei der Würth Group, spricht im Rahmen vom 6. Ghezzo Immobilientag über modulare Systeme, cradle-to-cradle-zertifizierte Produkte, Just-in-Time-Logistik und digitale Transparenz als Schlüssel für kreislauffähiges Bauen. Im Fokus: Wie sich ökologische, wirtschaftliche und praktische Aspekte intelligent verbinden lassen.

Alexander Ghezzo: Wie können enge Partnerschaften – etwa mit Planern, Ausführenden oder Organisationen wie ÖGNI und Madaster – helfen, Prozesse in Bauprojekten nachhaltiger und effizienter zu gestalten?

Michael Jahodinsky: Partnerschaften und der frühzeitige Austausch zwischen allen Beteiligten in der Projektplanungsphase sind essenziell, um Nachhaltigkeitsziele erfolgreich zu berücksichtigen und zu erreichen. Wenn es um Gebäudezertifizierungen geht, können wir beispielsweise auf die Würth Brandabschottung und die dafür vorhandenen Nachweise und Daten in Form von EPDs (Environmental Product Declarations) verweisen. Aber auch das Würth Schienenschellensystem oder Holz-Verbund-System ist cradle-to-cradle-zertifiziert. Das bedeutet, dass alle Teile des Systems trennbar und wiederverwendbar sind, sollte das Gebäude eines Tages rückgebaut werden.

Alexander Ghezzo: Was sind aus Ihrer Sicht entscheidende Voraussetzungen dafür, dass Kooperationen nicht nur organisatorisch, sondern auch ökologisch und wirtschaftlich Wirkung zeigen?

Michael Jahodinsky: Das sind all jene Systeme, die im laufenden Betrieb der Immobilie Zeit und Kosten reduzieren – wie das Würth Brandschutzsystem IK90. Hier ist der Aufwand bei Neuverlegungen von Leitungen gering. Sämtliche Instandhaltungsmaßnahmen und Wartungskosten sind niedrig, ressourcenschonend und die Abdichtung erfolgt ohne Einsatz von Chemie.

Alexander Ghezzo: Wie gelingt es in partnerschaftlichen Projekten, frühzeitig Schnittstellen zu erkennen und gemeinsam zu optimieren – etwa bei der Baustellenlogistik oder im Bereich Brandschutz?

Michael Jahodinsky: Der frühzeitige Austausch mit allen Beteiligten ist für eine erfolgreiche Projektentwicklung maßgebend. Dazu gehören Projektentwickler ebenso wie Fachplaner und Auditoren. Gute Planung ermöglicht eine effiziente Bauabwicklung und einen optimalen Bauprozess. Dafür bietet Würth die individuelle Beratung für die Baustellenlogistik an, denn schließlich ist jedes Projekt einzigartig!

Alexander Ghezzo: Wie trägt Just-in-Time-Belieferung konkret zur Reduktion von Ressourcenverschwendung, Wartezeiten und Emissionen auf Baustellen bei?

Michael Jahodinsky: Wenn Würth als Partner eines Immobilienentwicklers oder Bauherren mitwirkt und die Belieferung sämtlicher Gewerke übernimmt, kann eine zentrale Belieferung der Baustelle in definierten Time-Slots gewährleistet und damit der CO₂-Ausstoß reduziert werden. Die Vorfertigung in der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) hilft zudem, dass vorgefertigte Module zum Einsatz kommen und weniger Abfall auf der Baustelle entsteht. Die Vorfertigung erfolgt in mit Luftfilteranlagen ausgestatteten Produktionshallen unserer Lieferanten, wodurch auch Feinstaub auf der Baustelle reduziert wird. Damit das alles reibungslos funktioniert, sind engmaschige Abstimmungen mit dem Baufortschritt unerlässlich.

Alexander Ghezzo: Welchen Beitrag können Holz-Beton-Verbundsysteme zur Dekarbonisierung des Bauens leisten – und wo sehen Sie derzeit die größten Einsatzfelder?

Michael Jahodinsky: Durch den Einsatz von Holz in Verbindung mit Beton wird der Anteil des CO₂-intensiven Betons reduziert und der Anteil des nachwachsenden Rohstoffs Holz erhöht. Der Einsatz ist vielfältig möglich: etwa in gemischten Quartieren, bei denen sich im Erdgeschoss ein Geschäft befindet und darüber Büros, ebenso wie in öffentlichen Bauten, wo wir bereits großartige Referenzprojekte vorweisen können.

Alexander Ghezzo: Was ist bei der frühzeitigen Brandschutzplanung im Kontext nachhaltiger Immobilien besonders zu beachten – und welchen Mehrwert bieten zertifizierte Systeme hier?

Michael Jahodinsky: Beim Brandschutz sind oftmals chemische Bestandteile enthalten, über die es Kenntnis braucht – gerade im Hinblick auf Zertifizierungen. Würth weist diese Bestandteile z. B. beim Weichschott in Form eines EPDs aus. Dieses Datenblatt zeigt, dass das Produkt im Vergleich zu anderen schadstoffärmer ist. Der große Mehrwert für Planer liegt darin, dass sie frühzeitig über Produktbestandteile Bescheid wissen und diese rechtzeitig in der Planung berücksichtigen können.

Alexander Ghezzo: Wie kann man die technische Gebäudeausrüstung so denken, dass sie über den gesamten Lebenszyklus hinweg Ressourcen schont und Kosten senkt?

Michael Jahodinsky: Eine ressourcenschonende und kosteneffiziente TGA über den gesamten Lebenszyklus beginnt mit einer frühzeitigen, integralen Planung. Dabei werden nicht nur Investitions-, sondern auch Betriebs-, Wartungs- und Rückbaukosten (Life Cycle Costing) sowie Umweltwirkungen (Life Cycle Assessment) berücksichtigt. Die Systeme werden bedarfsgerecht und nicht überdimensioniert ausgelegt, möglichst modular und flexibel konzipiert, um spätere Anpassungen zu erleichtern. Es kommen effiziente, langlebige und recyclingfähige Komponenten zum Einsatz – idealerweise mit erneuerbaren Energien und intelligenter Steuerung. Während des Betriebs sorgen Monitoring, Automatisierung und vorausschauende Wartung für geringe Betriebskosten und hohe Systemzuverlässigkeit. Durch demontagefreundliche Bauweise und digitale Dokumentation, z. B. via BIM, wird auch der Rückbau ressourcenschonend und wirtschaftlich. So wird TGA zukunftsfähig gedacht – funktional, nachhaltig und langfristig kostensparend.

Alexander Ghezzo: Welche Rolle spielt Wartungsfreundlichkeit als Aspekt der Nachhaltigkeit – und welche technischen Lösungen gibt es dafür schon heute?

Michael Jahodinsky: Erstrebenswert für den Immobilienbetreiber sind immer Zeit- und Kostenersparnisse im laufenden Betrieb. Dafür haben wir zwei starke Beispiele: die herausragende Wartungsfreundlichkeit beim IK90-TGA-System und die C-Form-Abschottung, die Brandschutz ganz ohne Installateur oder Abschottungsfirma ermöglicht.

Alexander Ghezzo: Welche Bedeutung haben transparente Daten wie EPDs oder digitale Produktnachweise für die Planung und Dokumentation nachhaltiger Gebäude?

Michael Jahodinsky: EPDs und digitale Produktnachweise sind zentral für die nachhaltige Gebäudeplanung. Sie machen Umweltwirkungen von Materialien transparent, unterstützen Zertifizierungen, fördern Kreislaufwirtschaft durch Rückbau- und Wiederverwendungsinformationen, verbessern Planungssicherheit und Dokumentation und sichern die Nachverfolgbarkeit über den gesamten Lebenszyklus. Sie sind die Datenbasis für klimagerechtes, ressourcenschonendes Bauen.

Alexander Ghezzo: Wie verändern Tools wie Integrity Next den Zugang zu Lieferketteninformationen – und welche Chancen entstehen dadurch für Bauherren und Planer?

Michael Jahodinsky: Würth nutzt das Lieferantenportal Integrity Next und kann damit sämtliche Lieferanten auf dieser Plattform in Hinblick auf Umwelt- und soziale Kriterien entlang der Lieferkette bewerten. So lassen sich Risiken erkennen und gezielte Maßnahmen ableiten – für einen verantwortungsvollen Beschaffungsprozess im Sinne unserer Kunden.

Alexander Ghezzo: Inwiefern ist die digitale Verfügbarkeit von Produktdaten ein Schlüssel für zirkuläres Bauen und zukünftige Rückbaukonzepte?

Michael Jahodinsky: Die digitale Verfügbarkeit von Produktdaten ist entscheidend, weil sie Transparenz über verbaute Materialien schafft, die Grundlage für Materialpässe bildet, Wiederverwendung und Recycling erleichtert, Ökobilanzen und Zertifizierungen unterstützt und den Rückbau planbar, sicher und effizient macht. Sie ermöglicht echte Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.

Michael Jahodinsky und Würth treffen Sie beim 06. Ghezzo Immobilientag am 06.05 am Flughafen Wien. Jetzt anmelden!

Foto: Nachhaltiges Bauen (C) Würth Ingenieurgruppe Knörnschild & Kollegen

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