Transformation der Immobilienbranche, sichere Datenräume und Herausforderung Klimaschutz

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Die Immobilienbranche und das Gebäude selbst sind in rasantem Wandel. Digitalisierung, ESG und die komplexen Themen der modernen Nutzung erfordern vor allem eines: eine klare Ordnung der eigenen Daten und das Verständnis darüber, wie man mit diesen arbeitet. Alexander Weisenburger von der PMG Projektraum Management GmbH hat mit uns über die aktuellen Herausforderungen und die technologischen Chancen gesprochen.

Ghezzo: Viele Branchen haben einen Digitalisierungsschub durch die Pandemie erlebt. Trifft das auch für die Bau- und Immobilienbranche zu?

Weisenburger: Während die Corona-Pandemie in vielen Branchen für einen Digitalisierungsschub sorgte, geht es auch in der Bauindustrie mit der Digitalisierung voran, allerdings nur langsam, wie es z.B. aus der Studie zur Digitalisierung der deutschen Bauindustrie von PwC aus dem Dezember 2020 hervorgeht. Die Branche sieht zwar durchaus die Chancen und das Potenzial, die digitale Lösungen wie Cloudplattformen und BIM bieten, für die Umsetzung fehlt jedoch noch häufig das nötige Know-how.

Die Bauwirtschaft durchlebt derzeit eine tiefgreifendere Transformation: Digitalisierung, Globalisierung, Vernetzung und Mobilität verändern die Branche. Auf das Planen, Bauen und Betreiben von Immobilien kommen neue Herausforderungen zu, die eine frühzeitige Zusammenarbeit und verbesserte Kommunikation der Akteure fordern. Digitalisierung ist eine gemeinsame, interdisziplinäre Aufgabe für alle Beteiligten. Für Unternehmen rückt dieses Thema immer mehr in den Vordergrund, was nicht zuletzt an den gestiegenen Digitalisierungsbudgets abzulesen ist. Infolge der Corona-Pandemie haben Unternehmen außerdem realisiert, dass Digitalisierung die Voraussetzung dafür ist, dass sie handlungsfähig bleiben. Die Pandemie hat der Digitalisierung der Immobilienbranche neuen Rückenwind gegeben.

Ghezzo: ESG, Ressourcenschonung, Klimaschutz… Digitalisierung spielt dabei eine wichtige Rolle. Wo sehen Sie dabei die großen Hebel für die Immobilienbranche?

Weisenburger: Den Energiebedarf und CO2-Ausstoß von Immobilien zu reduzieren ist eine entscheidende Stellschraube im Kampf gegen die fortschreitende Erderwärmung und den damit einhergehenden Klimawandel. Laut einer aktuellen Studie des ZIA und der EY Real Estate entfallen in Deutschland rund 35 Prozent des Gesamtenergiebedarfs auf den Gebäudesektor, der gleichzeitig rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen verursacht. Das wurde auch von der Politik erkannt, die die Klimaziele für den Gebäudesektor kontinuierlich verschärft und in den jeweiligen Gesetzgebungen verankert. Dadurch verlagert sich auch das Investoreninteresse zunehmend hin zu nachhaltigen Investments, was sich immer häufiger in ESG-getriebenen (Environment, Social, Governance) Anlagekriterien spiegelt. Das wiederum zwingt Immobilieneigentümer und Asset-Manager zum Handeln.

Das Problem: Sie können derzeit kaum verlässliche Aussagen zum energetischen Status quo ihrer Immobilien oder Portfolios treffen und aus diesem Mangel heraus auch keine Maßnahmen zur Optimierung von Verbräuchen und Emissionen ableiten. Hier kommt Digitalisierung ins Spiel. Energieverbräuche zu analysieren, entsprechende Maßnahmen zur Reduktion einzuleiten und zu überwachen – das erfordert eine Vielzahl von Daten und deren Analyse. Die daraus erwachsende Komplexität ist so hoch, dass sie sich mit bisherigen Ansätzen nicht lösen lässt. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass es nicht mehr genügen wird, unternehmenseigene Daten auszuwerten. Datenkollaboration wird erfolgsentscheidend sein, um Mehrwerte zu generieren – auch weit über Nachhaltigkeitsaspekte hinaus.

Ghezzo: Warum ist BIM nicht schon viel weiter verbreitet? Man hat das Gefühl, dass nach einer Euphoriephase das Thema ins Stocken gerät.

Weisenburger: Es hat den Anschein, dass viele Projektentwickler, Bauunternehmen etc. nicht genau wissen, wie sie BIM implementieren sollen. Es fehlen häufig das nötige Know-how und die Fachkräfte, Ressourcen müssen freigemacht werden, personell wie auch finanziell. Das Ganze bringt außerdem ein Umdenken in der Arbeitsweise mit sich: BIM muss als durchgängiges Informationsmanagement und Arbeitsmethode gesehen werden.

Manch einer fühlt sich vielleicht auch etwas allein gelassen. Fehlende Standards und Vorgaben, oder Kooperationen an denen man sich orientieren kann. Auch die Vielzahl an Software-Anbietern auf dem Markt trägt zu keiner größeren Akzeptanz bei. Hier bedarf es einer Orientierung und Beratung von Bauunternehmen. BIM birgt großes Potential in Sachen Nachhaltigkeit, Zusammenarbeit, Zeit- und Kostenersparnis.

Ich empfehle Unternehmen erstmal kleiner anzufangen und einfache Tools einzusetzen. So findet nach und nach ein Umdenken im Unternehmen statt und die Akzeptanz steigt für weitere Schritte. Jedes kleine Tool trägt bereits zu vorherig genannten Verbesserungen bei.

Ghezzo: Auf Ihrer Website sieht man sofort das Thema KI und Machine-Learning. Was bedeutet das denn in der Praxis für ein Bau- und Immobilienunternehmen? Wo kann dieses einen Nutzen generieren?

Weisenburger: Wir erweitern und optimieren unsere Software kontinuierlich, um unseren Kunden eine bessere Zusammenarbeit zu ermöglichen, die Effizienz zu steigern, Fehler in ihren Projekten zu vermeiden oder Zeit und Kosten einzusparen. KI unterstützt in all diesen Bereichen. Unsere Produkte denken mit und helfen bei der Entscheidungsfindung. Wir trainieren unsere KI für ein effektives Informationsmanagement und effiziente Workflows. Informationen werden automatisch aus Dokumenten gelesen, analysiert, geordnet und zielgerichtet kanalisiert.

Als Teil des Forschungsprojekts ESKIMO übernehmen wir den Part der kaufmännischen Qualitätssicherung. Ziel dieses Projektes ist es Methoden der Künstlichen Intelligenz zur Realisierung eines weitaus effizienteren Baumanagements anzuwenden und so eine Grundlage für die intelligente Baulogistik zu schaffen. Die kaufmännische Qualitätssicherung stellt sich der Herausforderung, einen Leistungsabgleich basierend auf dem BIM-Modell und der Realität zu ermitteln. Anhand der regelmäßigen Ist-Aufnahmen kann der Zeitpunkt des Einbaus der einzelnen Bauelemente ermittelt und modellbasiert mit der Planung abgeglichen werden. Im Projekt fallen Unmengen an Dokumente an, die gesichtet, sortiert und abgelegt werden müssen. Wir nehmen uns dem Problem an und trainieren eine KI, die Dokumente klassifiziert (Datenblätter, Rechnungen, Lieferscheine/Aufmaß) und Merkmale aus ihnen extrahiert. Die Ist-Situation wird durch KI erfasst und modellbasiert abgeglichen. Das bedeutet letztendlich, dass ohne personellen Aufwand alle Lieferungen, Arbeiten und Fertigstellungen auf der Baustelle aufgezeichnet und die dazugehörige Rechnung vom Verantwortlichen freigegeben werden kann.

Ghezzo: Das Thema Sicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung: Wie sichern Sie Projekt- und Datenräume? Da geht es ja um sensible Daten.

Weisenburger: Unsere Kunden arbeiten zum Teil mit sehr sensiblen Daten, die natürlich entsprechend geschützt werden müssen. Diese Sicherheit gewähren wir zum einen damit, dass unsere Software, und somit auch alle Daten im System, ausschließlich in deutschen Rechenzentren gehosted wird. Diese zählen zu den sichersten weltweit. Für einen sicheren Login sorgt eine Multi-Faktor-Authentifizierung. Wir lassen unsere Serversysteme durch Schwachstellenscans regelmäßig auf Sicherheitslücken testen, haben mehrstufige Firewalls im Einsatz und setzen auf modernste Verschlüsselungstechniken. Unsere Produkte sind dahingehend auch mehrfach zertifiziert. Des Weiteren führen wir Sicherheitsaudits bei unseren Dienstleistern und Subunternehmern durch. Alle Partner sind vertraglich verpflichtet, dieselben hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards zu erfüllen wie PMG.

Gerade im Bereich der virtuellen Datenräume, welche hauptsächlich im M&A-Geschäft für Transaktionen eingesetzt werden, sind höchste Sicherheitsstandards elementar, denn hier geht es nicht selten um Milliardendeals. Durch ein umfangreiches Rechtemanagement innerhalb unserer Software lassen sich einzelne Dokumente und Ordner zusätzlich sichern und durch unbefugten Zugriff schützen. So kann der jeweilige Projektadmin auch während einer laufenden Due Diligence Einfluss auf die Sicherheit bestimmter Daten nehmen und diese beispielsweise für den Download sperren oder mit einem Wasserzeichen versehen. Außerdem lassen sich verschiedene Ansichten und Freigaben für unterschiedliche User-Gruppen definieren. Darüber hinaus werden alle Aktionen im Projekt- und Datenraum revisionssicher protokolliert, so ist nachvollziehbar wer wann was mit welcher Datei gemacht hat.

 

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