Recycling und Kreislaufwirtschaft – Packen wir es an!
Klimaschutz ist unbestritten DIE Herausforderung unserer Zeit. JETZT ist die Zeit zu Handeln gekommen. Wissenschaft, Technik, Innovation und Umsetzungsstärke müssen Hand in Hand gehen, um die Zukunft aktiv gestalten zu können. Smartes Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft sind maßgeblich damit die Ressourcenwende gelingt. Bei einem hochinteressanten Online-Impuls des TÜV SÜD konnten fast 300 Teilnehmer einem Querschnitt aus Experten der Forschung, Industrie, Logistik und Gesellschaft bei ihren spannenden Beiträgen folgen und im Anschluss darüber diskutieren.
Zum Beginn sprach Prof. Roland Pomberger von der Montanuni Leoben darüber welche Produkte sich überhaupt eignen, um in eine Kreislaufwirtschaft eingebracht zu werden. Dabei ist es wichtig zwischen theoretischer, technischer und realer Rezyklierbarkeit zu unterscheiden. Dazu präsentierte er ein Stufenmodel der Recyclingfähigkeit bei dem es darum geht möglichst viele Materialien so lange wie möglich im System zu behalten und unnötigen Abfall durch „dumme Produkte“ zu vermeiden. Zentrale Strategie zur Erhöhung der Recyclingquote ist die Steigerung des Potentials, der Sortiertiefe und der Menge an recycelbaren Materialien. Es muss also mehr gesammelt, genauer sortiert und der Anteil an verwertbaren Ressourcen in Endprodukten gesteigert werden. Konsequente Ökomodulation ist dabei der Schlüssel zu gelungener Kreislaufwirtschaft.
Die Steigerung der Sortiertiefe ist auch Thema von Tobias Zirsch von Redwave, der sich in seinem Vortrag damit beschäftigte, was es bedeutet die Wertstoffe wieder aus dem Abfall heraus zu bekommen. Dazu ist es besonders wichtig seinen Müll, beziehungsweise seine Rohstoffe zu kennen, um den Abfall besser sortierbar zu machen. Die Vision ist, durch Digitalisierung und smarte, selbstlernende und vernetzte Sortiermaschinen die Rohware bereits im Müllwagen vorzuselektieren und über mehrere Selektionsstufen in den Sortieranlagen eine Maximierung der Recyclingfähigkeit zu gewährleisten. Entscheidend ist dabei die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen allen Teilnehmern, wie Gemeinden, Ländern, Behörden und der Wirtschaft. Hier ist sicher auch die Politik gefragt, um Standards zu setzen und Kompatibilität sicherzustellen.
Genau über solche Standards in Form von rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sprach anschließend Christian Abl von der Reclay Group, der uns sehr interessante Einblicke in seine Zukunftsvisionen in Bezug auf gelungene Kreislaufwirtschaft gewährte. So werden zum Beispiel in Deutschland durch das neue Verpackungsgesetz klare Signale gesetzt bessere Recyclingstandards zu schaffen und höhere Quoten einzufordern. Heute schon werden in Zentraleuropa ca. 800.000 Tonnen Verpackungsmaterial pro Jahr recycelt und der Trend geht eindeutig nach oben. Trotzdem ist es wichtig, gesamtgesellschaftlich zu Denken und bei allen Akteuren ein erhöhtes Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft zu schaffen und entsprechendes Verhalten zu fördern.
Gerald Schmid von der Saubermacher AG beschäftigte sich nicht nur mit der Frage wo die Reise bezüglich Sekundärrohstoffe hingehen soll, sondern vor allem auch damit, WIE wir dorthin reisen wollen? Als Beispiel nannte er den Umgang mit wertvollen und seltenen Rohstoffen, wie sie in modernen Batterien vorkommen. Zu bemängeln sind hier gesetzliche Vorgaben in Bezug auf niedrige Sammelquoten, sowie ein Unverständnis für die wirtschaftliche Situation der Entsorgungsunternehmen. Nicht nur bei Batterien, sondern auch im Bereich der Verpackungskunststoffe wäre eine Verdoppelung der Recyclingkapazität bis 2025 notwendig. Eine zukunftsträchtige Methode zur Erreichung dieser Ziele stellt zum Beispiel das „chemische Recycling“ dar, bei dem Kunststoffe wieder zu Erdölen und anschließend zu neuen Kunststoffverbindungen verarbeitet werden. Außerdem müssen echte Anreize zur Nutzung von Sekundärrohstoffen geschaffen werden und der Abwanderung von Recycling-Unternehmen ins Ausland entgegengewirkt werden.
Stephan Laske von Greiner Packaging zeigte uns anschließend einige Praxisbeispiele für den Einsatz von Rezyklaten auf und sprach über bereits existierende Märkte für wiederverwertete Materialien. Seiner Ansicht nach gibt es keine Ausreden mehr für Verpackungshersteller nicht auf Rezyklate zurückzugreifen und jeder einzelne kann und muss seine Verantwortung wahrnehmen. Dazu ist auch die Politik gefragt, um Randbedingungen festzulegen und den Einsatz von wiederverwerteten Materialien zu fördern. Vor allem im Bereich der lebensmitteltauglichen Kunststoffe besteht derzeit noch ein technisch-juristisches Spannungsfeld. Dazu müssen neue umweltverträgliche Möglichkeiten gefunden, beziehungsweise geschaffen werden. Auch hier spielt chemisches Recycling sicher eine wichtige Rolle als Ergänzung zum mechanischen Recycling. Wesentlich für eine erfolgreiche Zukunft der Kreislaufwirtschaft ist auf jeden Fall, dass jeder Akteur des Kreislaufes daran profitieren kann. Abfall geht immer den Weg der ökonomischen Nachhaltigkeit, deswegen muss dort angesetzt werden, wo bislang kein Wert im Kreislauf bzw. Netzwerk geschaffen wird.
Am Ende gab Robert Hermann vom TÜV SÜD noch einen Einblick in die Herausforderungen der Qualitätssicherung und Zuverlässigkeit von Rezyklaten. Da es sich bei Sekundärrohstoffen um ein sehr heterogenes Feld handelt ist es gar nicht so leicht, qualitätsgesicherte Produkte auf hohem Niveau aus Rezyklaten zu erzeugen. Dazu ist es nötig Qualitätsstandards und Gütekriterien festzulegen und auszuweisen. Qualitätsgütesiegel zum Beispiel zum Rezyklat-Anteil oder der Recyclingfähigkeit von Produkten, aber auch der Effizienz von Sortiermaschinen oder der Datensicherheit in Verwertungsbetrieben stellt eine spannende Aufgabe für den TÜV SÜD, als technischen Prüf-Dienstleister, dar.
Abschließend kann festgehalten werden, dass Kommunikation und Vernetzung der einzelnen Akteure der Kreislaufwirtschaft zentrale Schlüssel zu dessen Erfolg darstellen. Die einzelnen Akteure, das sind wir alle! Egal ob Politik, Wirtschaft oder Einzelhaushalte, Kreislaufwirtschaft beginnt immer bei einem selber und JEDER kann anpacken, um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bekommen! Influencer wie Greta Thunberg, haben gezeigt was einzelne Personen in Bewegung setzen können. Und gemeinsam kann man dann unglaubliches bewirken … JEDER IST GEFRAGT!