Selbsttest Brandmelder um Zeit zu sparen und die Sicherheit zu erhöhen

Jährliche Brandmelder-Tests sind Pflicht – aber aufwendig, teuer und oft riskant. Besonders in schwer zugänglichen Bereichen bedeuten sie Personalaufwand, Betriebsunterbrechung und Absturzrisiken. Honeywell schafft hier Abhilfe: Mit den neuen selbsttestenden ESSER-Meldern lassen sich optische und thermische Melder digital auslösen und dokumentieren – ganz ohne physischen Zugriff.
Im Interview erklärt Klaus Hirzel, Geschäftsführer Region DACH bei Honeywell BA Fire, wie die Technologie funktioniert, welche Normen erfüllt werden – und warum die Selbsttest-Funktion in Zeiten von Personalmangel und Effizienzdruck ein echter Gamechanger ist.
Alexander Ghezzo: Wie verändert die Selbsttest-Funktion den Alltag in der Wartung?
Welche konkreten Vorteile ergeben sich für Betreiber und Servicetechniker*innen durch die automatisierte Prüfung – insbesondere in schwer zugänglichen Bereichen?
Klaus Hirzel: Zeitersparnis, kaum Störung des laufenden Betriebs und erhöhte Sicherheit sind die konkreten Vorteile. Lassen Sie mich diese kurz erläutern. Der Einsatz unserer innovativen Selbsttest-Technologie spart nicht nur Zeit, sondern hilft auch, die Effizienz und Sicherheit der Brandmeldesysteme zu erhöhen. Manuelle Testverfahren sind oft zeitaufwändig und können den Betrieb stören. Techniker*innen lösen jeden Melder manuell mit Prüfgas oder Hitze aus, was in schwer zugänglichen Bereichen wie geschlossenen Räumen, Zwischendecken oder großen Höhen eine Herausforderung sein kann. Zudem waren bisher immer zwei Personen erforderlich, um die Prüfung durchzuführen.
Die Selbsttest-Technologie löst diese Probleme, indem sie optische und thermische Melder automatisch überprüft. Dabei hilft sie sicherzustellen, dass die Raucheintrittsöffnungen frei sind – ohne dass ein physischer Zugang zu den Meldern erforderlich ist. Das bedeutet, dass nur noch eine Person benötigt wird, die nicht zu den Meldern hochklettern muss. Nach dem automatischen Test ist lediglich eine einfache Sichtprüfung erforderlich, um den Vorgang abzuschließen. Dies trägt auch dazu bei, den aktuellen Fachkräftemangel zu kompensieren.
Alexander Ghezzo: Digitale Vernetzung: Erleichterung oder neue Abhängigkeit?
Welche Rolle spielt die cloudbasierte CLSS-Plattform im Betrieb der neuen Melder – und wie sicher ist die Systemverfügbarkeit im Störungsfall?
Klaus Hirzel: Die Integration in die digitale, cloudbasierte Plattform Connected Life Safety Services (CLSS) von Honeywell vereinfacht die Installation, Inspektion und Einhaltung von Vorschriften. CLSS erfasst alle Selbsttestaktivitäten, einschließlich der Funktionstests und Sichtprüfungen mit begleitenden Fotos und Kommentaren. Alle Berichte werden normgerecht auf Knopfdruck erstellt – manuelle Aufzeichnungen sind nicht mehr erforderlich. Die Plattform bietet Technikern*innen und Gebäudemanager*innen einen Echtzeit-Überblick über das Brandmeldesystem, so dass sie potenzielle Probleme im Voraus erkennen und beheben können. Das macht das Brandmeldesystem noch sicherer und zuverlässiger.

Alexander Ghezzo: Effizienzgewinn durch Selbsttest – auch in der Praxis messbar?
Gibt es bereits erste Rückmeldungen oder Pilotprojekte, die den erwarteten Effizienzgewinn durch den automatisierten Testprozess bestätigen?
Klaus Hirzel: Im Jahr 2024 haben wir einen Test in unserem alten Firmengebäude durchgeführt, bei dem eine deutliche Zeitreduktion dokumentiert wurde: Mit CLSS und Selbsttest-Meldern lässt sich die Zeit um 62% reduzieren. Beim konventionellen Meldertest benötigten 2 Personen für die Instandhaltung insgesamt 2:17 Stunden. Für den Meldertest mit CLSS und ESSER Selbsttest-Meldern benötigte eine Person nur noch 52 Minuten.
Alexander Ghezzo: Sichtprüfung statt Funktionstest – reicht das für die Kontrolle?
Welche Aufgaben bleiben den Techniker*innen nach dem Selbsttest – und wie wird sichergestellt, dass die automatische Prüfung korrekt erfolgt ist?
Klaus Hirzel: Die Techniker*innen benötigen nur noch ihr Smartphone mit der CLSS-App, um den Selbsttest in den gewünschten Bereichen zu aktivieren. Das System macht die Arbeit und informiert über den erfolgreichen Abschluss der Prüfung oder eventuelle Mängel. Eine einfache Sichtprüfung reicht aus, um den Vorgang abzuschließen. Auch diese wird durch CLSS am Smartphone unterstützt. Dadurch sind meist keine Leitern, Gerüste oder Hebebühnen nötig, um schwer zugängliche Melder zu erreichen. Das hilft, den Zeitaufwand sowie potenzielle Sicherheitsrisiken zu minimieren und Techniker*innen zu entlasten, um sich mehr auf die Instandhaltung zu konzentrieren.
Alexander Ghezzo: Normen und Zertifizierungen – wie sieht die regulatorische Basis aus?
Was bedeutet die VdS EN-Zertifizierung konkret für den praktischen Einsatz und die rechtliche Absicherung von Betreibern?
Klaus Hirzel: Produkte mit VdS-Zertifikat wurden auf Herz und Nieren geprüft – sowohl technisch als auch hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit im Ernstfall (z. B. bei einem Brand).
Die Einhaltung der Brandschutznormen und Richtlinien DIN 14675 und DIN 0833-2 für Deutschland sowie ÖNORM F3070 bzw. TRVB 123 S für Österreich sind mit dem Selbsttest-Melder ebenfalls gewährleistet. Diese Normen schreiben Funktionstests und Sichtprüfungen jedes Melders eines Brandmeldesystems während der Inbetriebnahme und mindestens einmal im Jahr vor. Die Selbsttest-Funktion wurde als ein entsprechendes Verfahren von offiziellen Stellen bestätigt.
Alexander Ghezzo: Kompatibilität mit bestehenden Systemen – wo sind die Grenzen?
Wie nahtlos lässt sich die neue Lösung in bestehende ESSER-Systeme integrieren – und gibt es Einschränkungen bei der Kombination mit älteren Komponenten?
Klaus Hirzel: Die ESSER Selbsttest-Melder sind mit der bewährten ESSER FlexES Control Brandmelderzentrale kompatibel und werden sicher über die Cloud-basierte Honeywell CLSS Plattform aktiviert. Die selbsttestenden Melder basieren auf dem bewährten Design der Produktfamilie IQ8Quad von ESSER. Die Serie umfasst thermische, optische, Dual-optische- und Mehrkriterienmelder, was den Einsatz in allen Bereichen ermöglicht.
Klaus Hirzel: Die neuen Selbsttest-Melder von ESSER by Honeywell sind vollständig kompatibel mit dem Standard-Meldersockel, sodass bestehende Brandmelder einfach und bequem auf die neue Technologie umgerüstet werden können. Auch CLSS kann in bestehende Systeme integriert werden.
Dafür eignen sich vorrangig Gebäude mit schwer zugänglichen Bereichen, wie z.B. Räume mit extremer Höhe, Zwischendecken, Hotelzimmer etc., aber es ist auf jeden Fall sinnvoll, alle bestehenden Anlagen mit der Selbsttest-Technologie nachzurüsten. Beim Selbsttest ist kein physischer Zugriff auf den Melder erforderlich, was die Auswirkungen auf das Gebäude und seine Bewohner immer minimiert.
(c) ESSER by Honeywell