Heizen, aber smart: Wie Wohnio den Bestand digitalisiert und dekarbonisiert

Wenn sich mit geringem Umbauaufwand bis zu 30 % Heizenergie sparen lassen – warum passiert es nicht überall? Gabriel Brandstetter, Gründer von Wohnio, erklärt im Gespräch, wie intelligente Nachrüstlösungen mit hydraulischem Abgleich, intelligente Steuerung mit KI und realen Gebäudedaten nicht nur Betriebskosten senken, sondern Wärmepumpen-Projekte wirtschaftlich absichern. Ein klarer Appell für die schnelle, skalierbare Dekarbonisierung des Bestands – unabhängig von Förderlandschaften.
Alexander Ghezzo: Bei Wohnio geht es um das Einsparen von Heizenergie. Euer Versprechen dabei: bis zu 30 % Einsparungen mit einer Amortisationszeit von 5 Jahren. Wie kriegt Ihr das hin?
Gabriel Brandstetter: Unsere Lösung kombiniert Hardware, Software und Energieoptimierung. Durch einen dynamischen hydraulischen Abgleich bzw. die gezielte Steuerung der Energieflüsse schaffen wir es, Heizsysteme bis zu 30% effizienter zu betreiben – ohne umfassenden Umbau. Die Investitionskosten sind überschaubar, und pro Wohnung lassen sich jährlich 100 bis 300 Euro an Heizbetriebskosten einsparen. Selbst bei niedrigen Gaspreisen erreichen wir Amortisationszeiten unter fünf Jahren, bei Fernwärme oft sogar unter drei Jahren.
Alexander Ghezzo: Viele Unternehmen steigen auf Wärmepumpen um. Welche Fehler kann man frühzeitig vermeiden?
Gabriel Brandstetter: Ein häufiger Fehler ist es, den Umstieg nur auf dem Papier zu planen, ohne reale Verbrauchs- und Systemdaten zu kennen. Echtzeitdaten sind der Schlüssel, um die tatsächlichen Leistungsanforderungen zu verstehen. Aktuell arbeiten Planer und Ausführende meist mit einem Sicherheitsfaktor von jeweils 1,5 – so wird es bereits im Studium gelehrt. Die Folge: Wärmetauscher und gesamte Anlagen werden häufig mindestens doppelt so groß dimensioniert wie eigentlich notwendig. Das verursacht durchschnittlich tausende Euro an unnötigen Mehrkosten pro Projekt. Erst wenn das bestehende System optimiert und datengestützt analysiert wurde, lässt sich der Umstieg auf Wärmepumpen wirtschaftlich sinnvoll gestalten. Genau deshalb setzen viele Bestandshalter auf Wohnio – und vermeiden überdimensionierte Investitionen bei der grünen Transformation.
Alexander Ghezzo: Bei den volatilen Energiepreisen sind solche Einsparungen eigentlich ein No-Brainer. Wie nimmt die Branche Euer Angebot auf?
Gabriel Brandstetter: Die Resonanz ist sehr positiv. Die Einsparpotenziale sind hoch, der Investitionsaufwand gering – die Entscheidung fällt vielen leicht. Mit einem Investment von unter 10.000 Euro lassen sich bereits mindestens 10% an Heizenergiekosten einsparen. Wir bauen unser Team aus und entwickeln unsere Lösung laufend weiter, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Alexander Ghezzo: Die Förderlandschaft wird jetzt deutlich gestrafft. Was heißt das für Euch?
Gabriel Brandstetter: Unsere Lösung rechnet sich auch ohne staatliche Förderung. Die attraktiven Amortisationszeiten und konkreten Einsparungen machen uns unabhängig von Zuschüssen. Die Straffung der Förderlandschaft macht uns daher nicht nervös, sondern unterstreicht, wie robust unser Geschäftsmodell ist.
Alexander Ghezzo: KI-Optimierung & Steuerung ist Teil Eures Angebots. Was heißt das konkret?
Gabriel Brandstetter: Unsere KI lernt aus dem tatsächlichen Nutzerverhalten, erkennt Muster im Gebäudebetrieb und kann Energieflüsse entsprechend intelligent steuern. Außerdem vergleichen wir das Verhalten einzelner Gebäude mit ähnlichen Objekten im Bestand, um Optimierungspotenziale laufend zu verbessern. So wird das System immer effizienter – ganz ohne manuelle Eingriffe.
Alexander Ghezzo: Mit dem geringen Umbauaufwand ist Wohnio eine sehr gute Chance für die Dekarbonisierung des Bestands. Wo sind dabei Hindernisse und wie geht Ihr damit um?
Gabriel Brandstetter: Herausforderungen gibt es vor allem bei komplexen Altanlagen, bei denen Pläne fehlen oder der Zustand schlecht dokumentiert ist. Unser Ansatz: Wir digitalisieren Schritt für Schritt, schaffen eine klare Datenbasis und setzen auf modulare Nachrüstung, die sich an den Bestand anpasst. Damit senken wir die Einstiegshürde und ermöglichen auch großen Portfolios eine skalierbare Dekarbonisierung, ohne den laufenden Betrieb zu stören.
Alexander Ghezzo: Welche Projekte habt Ihr schon umgesetzt? Wo kann man Wohnio schon in der Praxis erleben?
Gabriel Brandstetter: Allein im Jahr 2025 haben wir in Ostösterreich bereits eine hohe zweistellige Zahl an Projekten umgesetzt. Dazu zählen unter anderem Gebäude der ÖSW, Sozialbau, BWSG und WET. Die Ergebnisse sprechen für sich: 18 bis 32 % Heizenergieeinsparung – messbar und nachhaltig. Konkrete Referenzen und Anwendungsbeispiele finden sich auf unserer Website.
Gabriel Brandstetter und Wohnio treffen Sie gleich im Doppelpack in St. Pölten am 03. und 04. Juni. Auf den Konferenzen Municipal Trends und dem Immobilientag Starke Regionen können Sie sich austauschen. Jetzt die letzten Plätze sichern!