Glasfaser gegen den digitalen Rückstand: „Wir investieren heuer bis zu 240 Millionen Euro“

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Der digitale Rückstand Österreichs ist kein Geheimnis mehr – und genau hier setzt die Österreichische Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (öGIG) an. Beim 6. Ghezzo Immobilientag wird deutlich: Konnektivität ist längst ein zentraler Faktor für Immobilienwert, Standortqualität und ESG-Strategie. Alfred Pufitsch, CEO der öGIG, spricht im Interview über die Hürden und Chancen im Glasfaserausbau, den strategischen Schulterschluss mit der Immobilienbranche und die Rolle digitaler Infrastruktur für Österreichs Zukunft.

Alexander Ghezzo: Wie schreitet der Glasfaserausbau in Österreich voran?

Alfred Pufitsch: Die öGIG hat Anfang des Jahres gerade ihren 5. Geburtstag gefeiert und plant schon in diesem Jahr die stolze Summe von bis zu 240 Millionen Euro in den Glasfaser-Ausbau zu investieren. Das sind privatwirtschaftliche Infrastruktur-Millionenprojekte, die in die essenzielle Digitalisierung Österreichs einzahlen, denn eines ist gewiss: andere Länder wie Rumänien, Bulgarien, Portugal oder Frankreich haben beim Thema die Nase vorne.

Alexander Ghezzo: Welche Hürden gibt es beim Ausbau der digitalen Infrastruktur zu nehmen?

Alfred Pufitsch: Wir brauchen mehr offene Netze – weniger Monopole. Offene Glasfasernetze sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur, die zu mehr Wettbewerb und fairen Preisen schlussendlich beim Endkunden führen.

Alexander Ghezzo: Die Immobilienbranche hat harte Jahre hinter und auch noch vor sich. Was bedeutet das für Euch und die Kooperationen mit der Branche?

Alfred Pufitsch: Es kommt mehr und mehr in der Bevölkerung an, dass ein Glasfaser-Anschluss die Immobilie aufwertet. Noch mehr, wenn ein offenes Netz dahintersteht, wo ich mir aus einer großen Palette von Internet-Anbietern meinen persönlich präferierten Tarif aussuchen kann. Also ob Haus oder Wohnung – ein Breitbandanschluss bringt was! Deshalb gehen wir mit unseren Arbeiten wie Inhouse-Verkabelungen in Mehrparteienhäusern oder einer ganzen Siedlung auch gerne in die Vorleistung.

Alexander Ghezzo: Warum ist Glasfaser essenziell für den Wirtschaftsstandort Österreich? Wie stehen wir im internationalen Vergleich da?

Alfred Pufitsch: Wie schon angesprochen hat Österreich im europäischen Vergleich Nachholbedarf hinsichtlich der Verfügbarkeit der modernen Technologie. Aktuell sind wir Nachzügler, liegen sogar im europäischen Schlussfeld und wir drohen in wichtigen Schlüsseltechnologien wie der KI oder Quantencomputing den Anschluss zu verlieren. Aber das Engagement wie z.B. das von der öGIG und nÖGIG zeigen, dass beim Ausbau der essenziellen Basisinfrastruktur für unseren Wirtschaftsstandort viel Gutes passiert.

Alexander Ghezzo: Wie verändert die KI-Revolution den Datenverbrauch und welche Anforderungen stellt sie an die Netze?

Alfred Pufitsch: Jährlich steigen Datenverbrauch und Datenverkehr um gut 10 Prozent. Die KI und diverse auf Internet basierende Anwendungen werden das noch weiter in die Höhe treiben. Die Lösung für eine technologisch gesicherte Zukunft kennen wir: Glasfasernetze! Genau daran arbeiten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konstant.

Alexander Ghezzo: Welche aktuellen Glasfaser-Projekte treibt die öGIG voran?

Alfred Pufitsch: Wir hatten soeben den Spatenstich für den Glasfaser-Ausbau in der bekannten Touristengemeinde Pörtschach am Wörthersee, im Nachbarort Krumpendorf sind wir gerade am fertig werden. Aber wir bauen auch in der Stadt Graz, im steirischen Thermenland sowie in der Obersteiermark, in vielen Bezirken in Niederösterreich und in Oberösterreich wie Unterach am Attersee. Also die Liste ist erfreulicherweise lang, sind es doch aktuell über 100 Projekte, die sich bereits in Bau bzw. gerade in der Planung befinden. Denn für viele Gemeinden stellt sich mittlerweile nicht mehr die Frage, „ob“ Glasfaser ausgebaut wird, sondern nur noch „wann“.

Alexander Ghezzo: Wie integriert die öGIG ESG-Kriterien in die eigene Unternehmensstrategie?

Alfred Pufitsch: Durch den großflächigen Glasfaser-Ausbau in den Gemeinden sorgt die öGIG für eine nachhaltige Entwicklung und wir leisten einen wichtigen Beitrag zu den UN Sustainable Development Goals. Z.B. die Nr. 10, weniger Ungleichheit – hier bezogen auf Stadt-Land-Gefälle, der Nr. 11 mit nachhaltigen Städten und Gemeinden oder natürlich der Nr. 9 mit Industrie, Innovation und Infrastruktur, um ein paar Beispiele hervorzuheben. Und unsere Mutter, der deutsche Versicherungskonzern Allianz, verschreibt sich nachdrücklich dem Thema ESG. Als noch junges Unternehmen arbeiten wir daran, diesem Beispiel und diesen hohen Standards zu folgen.

Alexander Ghezzo: Welche Maßnahmen sind nötig, um Österreichs digitale Zukunft zu sichern?

Alfred Pufitsch: Die Antwort auf diese Frage ist klar: Jene Marktteilnehmer, die tatsächlich bauen – nicht nur den Ausbau ankündigen und dann auf sich warten lassen – fördern und unterstützen. Und ein aktuell hohes Ausmaß an Genehmigungen und Regulierungen angehen, zu entbürokratisieren. Hier gilt ein Schulterschluss mit Land, Bund und natürlich den einzelnen Gemeinden.

Wenn Sie die öGIG und Alfred Pufitsch treffen wollen, kommen Sie am 06.05 auf den Ghezzo Immobilientag am Flughafen Wien!

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