Faktencheck: Verpackungsmythen auf dem Prüfstand

von

Verpackungen sind in unserem Alltag allgegenwärtig – doch stehen sie immer wieder in der Kritik. Von Plastikmüll in den Ozeanen bis hin zu vollgestopften Mülltonnen stellt sich die Frage: Sind Verpackungen wirklich unverzichtbar? Oder könnten wir sie durch nachhaltigere Alternativen ersetzen? Im Gespräch mit Sandra Pechac, Geschäftsführerin der Plattform Verpackung mit Zukunft, beleuchten wir die wichtigsten Mythen rund um Verpackungen, ihre Rolle im Klimaschutz und wie eine zukunftsfähige Lösung aussehen könnte.

Gudrun Ghezzo: Liebe Sandra, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Es gibt viele Mythen rund um Verpackungen. Welches ist der gängigste Mythos, den Du ausräumen möchtest?

Sandra Pechac: Einer der größten Mythen ist, dass Verpackungen grundsätzlich schlecht für die Umwelt und das Klima sind. Tatsächlich ist die richtige Verpackung ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzes. Verpackungen schützen Produkte vor Verderb und Schäden, was gerade bei Lebensmitteln einen erheblichen Einfluss auf die CO₂-Bilanz hat. Einwegplastik wird oft verteufelt, aber es gibt Anwendungen, in denen Kunststoff aufgrund seiner Eigenschaften die nachhaltigste Wahl sein kann. Es geht immer darum, die richtige Verpackung für den jeweiligen Zweck zu finden, dabei hat jedes Material seine Berechtigung. Der Schlüssel liegt darin, Verpackungen so nachhaltig wie möglich zu gestalten und ihren Einsatz zu optimieren – weniger ist oft mehr, aber gar keine Verpackung ist nicht immer die nachhaltigste Lösung.

Gudrun Ghezzo: Eine Aussage, die man oft hört, ist, dass Glasverpackungen immer besser sind als Plastik. Stimmt das?

Sandra Pechac: Das ist ein weit verbreiteter Mythos. Glas wirkt zwar auf den ersten Blick umweltfreundlicher, doch seine Herstellung und der Transport verursachen oft höhere Emissionen als Kunststoffverpackungen. Glas ist schwerer und benötigt mehr Energie in der Produktion. Es gibt definitiv Bereiche, in denen Glas die bessere Wahl ist, aber auch solche, in denen leichtere, recycelbare Kunststoffverpackungen ökologisch sinnvoller sind. Es kommt auf den gesamten Lebenszyklus der Verpackung an, von der Herstellung bis zur Entsorgung oder Wiederverwendung, und ganz besonders, wie auch schon oben erwähnt – auf den Transportweg.


Foto: Antje Wolm

 

Gudrun Ghezzo: Viele Menschen glauben, dass Mülltrennung sinnlos ist, weil ohnehin alles verbrannt wird. Was sagst Du dazu?

Sandra Pechac: Dieser Mythos hält sich hartnäckig, ist aber schlichtweg falsch. Mülltrennung ist ein zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. In Österreich und vielen anderen Ländern wird der Müll nach der Sammlung in speziellen modernen Anlagen weiter sortiert und recycelt. Durch korrektes Trennen von Abfällen tragen wir dazu bei, wertvolle Rohstoffe zu erhalten und die Umwelt zu schonen. Recyclingtechnologien werden immer effizienter und die Branche entwickelt sich dahingehend laufend weiter. Nichtsdestotrotz haben wir noch Hausaufgaben zu machen, wie etwa bei den Recyclingquoten für Kunststoffe. Und da müssen alle entlang der Wertschöpfung an einem Strang ziehen.

Gudrun Ghezzo: Kannst Du uns mehr über die Vision der Plattform Verpackung mit Zukunft erzählen? Was möchtet Ihr mit der Initiative erreichen?

Sandra Pechac: Unsere Vision ist es, Aufklärung und Transparenz im Bereich Verpackungen zu schaffen. Die Plattform Verpackung mit Zukunft versteht sich als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Wir möchten informieren und zeigen, dass Verpackungen auch Teil der Lösung sein können, wenn sie verantwortungsvoll und nachhaltig eingesetzt werden. Dazu gehört auch, Innovationen zu fördern und den Dialog zwischen verschiedenen Interessensgruppen zu ermöglichen, um gemeinsam zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.

Gudrun Ghezzo: Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft in Eurer Arbeit und in der Vision der Plattform?

Sandra Pechac: Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Das Ziel unserer Mitgliedsunternehmen ist es, Verpackungen so zu gestalten, dass sie nach ihrem Gebrauch möglichst wiederverwertet oder recycelt werden können. Dazu müssen wir das Design und die Materialien von Anfang an so wählen, dass sie am Ende des Lebenszyklus wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit Herstellern, Politik und Recyclingunternehmen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Gudrun Ghezzo: Welche konkreten Maßnahmen ergreift die Plattform, um diesen Wandel voranzutreiben?

Sandra Pechac: Wir setzen auf Wissensvermittlung und Vernetzung. Unsere Mitgliedsunternehmen arbeiten eng zusammen, um nachhaltige Verpackungslösungen zu entwickeln und die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsmodellen zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt in der Plattformarbeit ist dabei auch die Aufklärung bei den Konsumenten und in Schulen, denn nur durch ein breites Bewusstsein für nachhaltige Verpackungslösungen und ein Mitmachen aller Beteiligten kann der Wandel gelingen.

Gudrun Ghezzo: Abschließend: Wie sieht für Dich die Verpackung der Zukunft aus?

Sandra Pechac: Die Verpackung der Zukunft ist ressourcenschonend, intelligent und Teil eines geschlossenen Kreislaufs. Wir werden Verpackungen sehen, die sich an die Bedürfnisse der Produkte und Konsumenten anpassen, gleichzeitig aber so gestaltet sind, dass sie nach Gebrauch keine Belastung für die Umwelt darstellen. Ob das über neue Recyclingtechnologien, alternative Materialien, oder smarte Lösungen wie wiederverwendbare Systeme geschieht – wichtig ist, dass wir den gesamten Lebenszyklus der Verpackung im Blick haben und kontinuierlich weiterentwickeln.

Treffen Sie Sandra Pechac auf unserer Konferenz für Kreislaufwirtschaft „Close the Circle IV“ am 01.10.2024 im Palais Eschenbach.

Verpackung mit Zukunft Logo

Mehr über die Plattform Verpackung mit Zukunft und ihre Initiativen erfahren Sie auf www.verpackungmitzukunft.at

Zurück