ESG-Fitness mit BIM und KI: Komplexität digital managen
ESG und Taxonomie läuten einen noch nie dagewesen Wandel in der Baubranche. Angesichts der wachsenden Anforderungen an die Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien suchen Unternehmen nach effizienten Methoden, um ihre ESG-Fitness sicher zu stellen und zu dokumentieren. Geht das überhaupt noch ohne BIM (Building Information Modelling) und KI?
Wir haben mit Mirko Warzecha, Bereichsleiter AEC, Mensch und Maschine darüber gesprochen, wie Building Information Modeling dabei hilft, die nachhaltige Transformation zu meistern, aber auch darüber, welche Schwierigkeiten für einen flächendeckenden Einsatz noch zu überwinden sind.

Alexander Ghezzo: Künstliche Intelligenz ist gerade der Hype. Wie spielt KI in die BIM-Methodik mit ein und welche praktischen Anwendungen gibt es?
Mirko Warzecha: Ja, es ist ein Hype, der in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckt. Es gibt schon tolle Beispiele, wie uns KI helfen kann. So z.B. habe ich schon Entwürfe von Gebäuden aus der KI gesehen. Stichwort Generatives Design. Auch im Bestand lässt sich KI sicher sinnvoll einsetzen. Dazu gibt es ebenfalls einige Forschungsthemen. Allerdings lässt sich auch sagen, das zurzeit noch vieles in Entwicklung ist und noch erprobt werden muss.
Alexander Ghezzo: Beim Holzmodulbau wird in der Fabrik mit hoher Genauigkeit hergestellt. Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Mirko Warzecha: Hier sehe ich die Digitalisierung als unumgänglich an. Erst durch die integrale Planung und die anschließende Übergabe an die Maschine ermöglicht uns ressourcenschonend und nachhaltig zu planen und zu bauen.
Alexander Ghezzo: Wie hat die Zinswende die Digitalisierungsfreude der Immobilienbranche beeinflusst?
Mirko Warzecha: Die Zinswende mit den zusammenhängenden Krediten hat einen harten Dämpfer für die Bauindustrie erzeugt. Es werden deutlich weniger Wohnungen fertig gestellt als erwartet und gebraucht. Da sollte meiner Meinung nach die Politik helfen und vernünftige Konjunkturpakete herausbringen.
Alexander Ghezzo: ESG bringt jede Menge Reporting-Verpflichtungen für Immobiliendeveloper, Eigentümer usw. Welche Vorteile bietet hier der digitale Zwilling?
Mirko Warzecha: Die Nutzung eines digitalen Zwillings bringt viele Vorteile in der Einhaltung von ESG-Kriterien. Schon in frühen Projektphasen lassen sich für Materialien schnell CO2-Bilanzen oder GWP-Werte erzeugen. Schon in frühen Projektphasen lassen sich durch Materialien schnell CO2-Bilanzen oder den GWP-Wert erzeugen. Beim Übergang in eine Kreislaufwirtschaft wird es bei der Renovierung sogar verlangt digitale Methoden einzusetzen. Wir reden hier auch gern über ein as-built-Modell zu Langzeitarchivierung.
Alexander Ghezzo: Der Bestand wird immer wichtiger, aber die Datenlage ist oft ungenau. Welche Erfahrungen habt Ihr in diesem Segment gemacht?
Mirko Warzecha: Das ist ein großes Problem. Die Daten sind teils nicht vorhanden oder sind schlecht gepflegt. Hier werden wir noch einige Zeit brauchen, um alles digital und verlässlich zu haben. Wir müssen hier sukzessive daran arbeiten.
Alexander Ghezzo: Wie kann die Digitalisierung den Fachkräftemangel beheben? Wie ist die Situation in Ihrem Unternehmen?
Mirko Warzecha: Der Markt ändert sich. Die Fachkräfte, die wir sehen, wollen sich weiterbilden. Die Firmen müssen etwas in dem Bereich anbieten. Wer jetzt nicht investiert, bleibt stehen. Die Digitalisierung kann den Fachkräftemangel mindern.