Digitalisierung braucht Haltung – und einen Plan

Digitale Tools allein bringen noch keine Transformation – das zeigt sich besonders in der Immobilienverwaltung. lemon42 begleitet Unternehmen seit über 25 Jahren durch digitale Veränderung und setzt dabei auf klare Prozesse, integrative Systeme und echtes Branchenverständnis. CEO Christopher Strümpf erklärt im Gespräch, warum Self-Service die Rolle von Hausverwaltungen neu definiert, KI auch das Entwicklungsteam verändert – und warum Digitalisierung immer ein gemeinsamer Lernprozess bleiben muss.
Alexander Ghezzo: Herr Strümpf, was bietet Ihr Unternehmen lemon42 für die Immobilien Branche?
Christopher Strümpf: lemon42 begleitet seit über 25 Jahren erfolgreich Unternehmen bei der Abbildung, Optimierung und Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Besonders in der Immobilienbranche verfügen wir über langjährige Erfahrung und tiefes Branchenverständnis. Dabei setzen wir auf bewährte Standardsoftware, die wir passgenau an bestehende Systeme und individuelle Anforderungen anpassen. Unsere maßgeschneiderten Lösungen kommen unter anderem bei der Raiffeisenbank Oberösterreich, Adler Immobilien und der GBV zum Einsatz.
Alexander Ghezzo: Welche Schritte für Digitalisierung und digitale Kommunikation in der Immobilienverwaltung sind aus Deiner Sicht notwendig? Welche Learnings kann man aus anderen Branchen mitnehmen?
Christopher Strümpf: Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren zur digitalen Kommunikation stellt die kundenzentrierte Kommunikation dar. Digitale Kommunikationsplattformen oder Apps für Mieter und Eigentümer verbessern die Transparenz und den Service enorm. Neben der Einführung der genannten Systeme spielen Automatisierungen sowie digitale Infrastrukturen eine entscheidende Rolle.
Alexander Ghezzo: Wie schafft man den Brückenschlag aus Analog und Digital? Was ist der optimale Mix aus Kundensicht?
Christopher Strümpf: Der Übergang von analog zu digital muss sorgfältig gestaltet werden, damit Kunden nicht überfordert werden und weiterhin Vertrauen in die Prozesse haben. Der optimale Mix hängt stark von den Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden ab. Die Veränderungen sollte man nicht radikal herbeiführen, sondern schrittweise digitale Hilfestellungen bereitstellen.
Alexander Ghezzo: Wie verändert sich das Rollenverständnis in der Immobilienverwaltung durch Automatisierung und Self-Service-Angebote?
Christopher Strümpf: Die Automatisierung und Self-Service-Angebote verändern die Immobilienverwaltung nachhaltig. Prozesse, die früher manuell und zeitintensiv waren, werden digitalisiert, wodurch sich die Rollen der Beteiligten verschieben. Traditionell hatten Immobilienverwalter eine stark operative Rolle. Durch die neuen Automatisierungen digitaler Plattformen werden Aufgaben zu Vertragsmanagement, Schadensbearbeitung oder auch die Kommunikation von eben diesen übernommen.
Alexander Ghezzo: Wie hat sich denn das Geschäft von Lemon42 verändert? Welche Rolle spielt KI bereits?
Christopher Strümpf: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat unser Geschäftsmodell und den Arbeitsalltag bei lemon42 grundlegend verändert. Automatisierung bei Code, Dokumentation und Fehlersuche steigert die Produktivität deutlich – Projekte werden schneller umgesetzt. Gleichzeitig erweitern KI-gestützte APIs und Beratungsangebote unser Portfolio. Das führt zu neuen Rollen im Team und erfordert kontinuierliche Weiterbildung. Der Markt wird dynamischer: Kunden erwarten smarte Funktionen und schnelle Ergebnisse. KI-Startups agieren hier oft agiler und günstiger – für etablierte Anbieter steigt der Anpassungsdruck spürbar.“
Alexander Ghezzo: Welche digitalen Lösungen von Lemon42 bringen nachweislich die meiste Zeitersparnis – und für wen?
Christopher Strümpf: „Das hängt von der jeweiligen Branche ab – ob Banken, Telekommunikation, Kunst/Kultur oder Immobilien: Unsere Lösungen bringen durchgängige Zeit- und Kostenersparnis, höhere Effizienz und geringere Fehlerquoten.
Ein besonders wirkungsvolles Beispiel ist unser Real Estate Operation Center (REOC). Dort haben wir Prozesse rund um Mieter-, Facility- und Property-Management weitgehend automatisiert. So werden gesetzliche Vorgaben zuverlässig erfüllt – bei höherer Qualität und geringeren Kosten.
Mit der CAFM-App lassen sich Kommunikation, Ticketing, Verkehrssicherung oder Baumkataster vollständig digital abwickeln. Die Mieter-App spart durch digitale Kommunikation zusätzlich Druck-, Versand- und Personalkosten. KI-gestützte Optimierungen erhöhen die Effizienz nochmals.“
Alexander Ghezzo: Wie gehen Sie mit der oft unterschätzten Trägheit in Organisationen um – besonders bei der Einführung neuer Tools?
Christopher Strümpf: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und an die bestehenden Abläufe gewohnt. Plötzliche radikale Umstellungen erzeugen Widerstand. Wir führen die Veränderungen daher schrittweise ein und versuchen alle beteiligten Personen in den Transformationsprozess miteinzubeziehen. Pilotprojekte und Kommunikation auf Augenhöhe haben sich dabei in der Praxis bewährt.
Alexander Ghezzo: Wo sind die Fallstricke bei solchen Digitalisierungsprojekten und wie vermeidet man diese?
Christopher Strümpf: Digitalisierung ohne klare Vision und Strategie führt zu Ineffizienzen und Blockierung. Eine klare Roadmap mit konkreten Zielen, welche den Mehrwert in transparenter Art und Weise hinüberbringen, verhindert Blockaden. Darüber hinaus können zu viele digitale Tools, welche nicht mit anderen Systemen integrierbar sind, zu einem Chaos führen. Die Lösungen sollten kompatibel sein und bestehende Prozesse verbessern, nicht ersetzen.
Alexander Ghezzo: Welche Trends siehst Du in der Digitalisierung und welche Chancen und Risiken stecken darin?
Christopher Strümpf: Der aktuelle Trend geht stark in die Richtung der Künstliche Intelligenz & Automatisierung. Daneben stellen Internet der Dinge (IoT) sowie Cloud-Lösungen wichtige Digitalisierungstreiber dar. Digitalisierung bringt Chancen in der Effizienzsteigerung, der digitalen Kommunikation und der globalen Vernetzung. Als Risiken müssen insbesondere IT-Sicherheit sowie die Abhängigkeit von der Technologie gesehen werden.
Alexander Ghezzo: Was habt Ihr aus Euren Referenzprojekten gelernt?
Christopher Strümpf: Entscheidend für ein erfolgreiches Digitalisierungsprojekt ist die durchgehende Einbindung unserer Kunden im gesamten Projektverlauf. Eine transparente Projektplanung mit regelmäßigem Austausch gibt uns die Möglichkeit auf gewünschte Änderungen sofort zu reagieren und führt zu hoher Kundenzufriedenheit.
Lemon42 war bei dem Immobilientag Starke Regionen im Rathaus Sankt Pölten.