Digitaler Zwilling in Schwabach: Weniger ist mehr – und lebenswichtig

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Ein digitales 3D-Modell, das nicht nur Gebäude visualisiert, sondern Hochwassersimulationen ermöglicht, Evakuierungspläne unterstützt und Daten aus Umweltsensoren kombiniert – genau das setzt die Stadt Schwabach gemeinsam mit Mensch und Maschine (MuM) um. Mirko Warzecha, BIM Consultant bei MuM, begleitet das Projekt fachlich und erklärt, wie der digitale Zwilling zur zentralen Planungsgrundlage wurde, welche Herausforderungen zu meistern waren und warum weniger oft mehr ist, wenn es um langfristig nutzbare Smart-City-Anwendungen geht.

Alexander Ghezzo: Welche konkreten Aufgaben erfüllt der digitale Zwilling in Schwabach?

Mirko Warzecha: Der digitale Zwilling ist heute das Kernelement aller städtischen Planung – in der täglichen Nutzung bei allen räumlichen Abfragen sowohl intern als auch extern.

Alexander Ghezzo: Wie unterstützt das 3D-Stadtmodell den Hochwasser- und Katastrophenschutz?

Mirko Warzecha: Durch die Kombination aus 3D-Stadtmodell und langjährigen Datenreihen zu den Umweltthemen Temperatur, Luftqualität und Niederschläge können die Mitarbeiter der Stadt Schwabach verschiedene Simulationen durchführen – z. B. Auswirkungen eines 10-jährigen oder 100-jährigen Hochwassers. Die Ergebnisse fließen in die Planung und Umsetzung von Baumaßnahmen ein, etwa in Form von Baubeschränkungen in der Nähe der Flutmulden entlang der Schwabach (Fluss und Namensgeber der Stadt).

Alexander Ghezzo: Welche Daten fließen in das Modell – und wie aktuell sind sie?

Mirko Warzecha: Die Stadt Schwabach erhebt selbst Daten – zurzeit in Vorbereitung aus Sensordaten, bisher durch manuelle Eingaben. Zusätzlich werden Datenreihen der Landesämter (LFUB) eingepflegt sowie Kataloge, die über WMS angebunden sind.

Alexander Ghezzo: Welche Vorteile ergeben sich für die Stadtplanung und Verwaltung?

Mirko Warzecha: Frühzeitige Erkennung von Problemzonen, Evakuierungspläne auf Basis von Simulationsergebnissen, Aufbau einer Warndatenbank – etwa für Einrichtungen, die im Fall eines Hochwassers informiert werden müssen. Im potenziellen Hochwassergebiet liegen unter anderem ein Altersheim, mehrere Kindergärten, eine Schule und Wohnhäuser. Deshalb kommt dem Katastrophenschutz im Projekt Digitaler Zwilling eine besonders wichtige Rolle zu. Erlebnisse wie im Ahrtal 2021 sollen sich nicht wiederholen.

Alexander Ghezzo: Wie können Bürger:innen auf die digitale Plattform zugreifen?

Mirko Warzecha: Es steht ein Bürgerportal mit 2D- und 3D-Daten zur Verfügung, in dem bestehende Informationen aus Planungen, Flächennutzungen und Simulationsergebnisse – etwa zu Hitzeinseln – dargestellt sind.

Alexander Ghezzo: Welche Funktionen sind speziell für Mitarbeitende der Stadt vorgesehen?

Mirko Warzecha: Das ändert sich laufend. Zum Beispiel bestimmte Informationen aus dem Baumkataster (Vitalität), Daten der Landesverteidigung oder Untersuchungsergebnisse aus aktuellen Themen stehen nicht der Allgemeinheit zur Verfügung.

Alexander Ghezzo: Welche Herausforderungen traten bei der technischen Umsetzung auf?

Mirko Warzecha: Das Ermitteln, Analysieren und Bewerten der einzelnen Datensilos in den Fachämtern war die größte Herausforderung. Das wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Dienstleister MuM gemeistert. Daneben waren die geschulten Erfasser anfangs nicht in der Lage, 3D-Daten zu erfassen.

Alexander Ghezzo: Wie wird sichergestellt, dass das System langfristig nutzbar und pflegbar bleibt?

Mirko Warzecha: Vor allem dadurch, dass der Nutzen und die Sinnhaftigkeit neuer Themen gemeinsam im Gremium besprochen und entschieden werden. Insgesamt hat sich die Zusammenarbeit der Fachämter untereinander durch das Projekt deutlich verbessert. Auch die Usability, also die Anwendbarkeit der Lösung, steht über dem Ausreizen der maximalen Funktionalität – „Weniger ist mehr“.

Mirko Warzecha und die MuM treffen Sie am 03.06.2025 im Rathaus St. Pölten auf der 5. Municipal Trends. Jetzt anmelden!

 

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