Das klimafreundliche Verwaltungsgebäude der BHSU

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Inmitten einer Welt, die zwischen Klimakrise und ökonomischen Zwängen balanciert, kommt der Architektur eine besondere Rolle zu . Denn, wenn wir nachhaltig leben wollen und unseren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen, müssen unsere Gebäude es auch sein. Ein Vorzeigeprojekt, das diese Herausforderung annimmt, steht in Salzburg Umgebung. Die neue Bezirkshauptmannschaft, entworfen von Rainer Fröhlich und seinem Team bei SWAP Architektur ZT, markiert einen Meilenstein im österreichischen Bausektor. Als erstes großes Verwaltungsgebäude in Seekirchen am Wallersee, das in Holzmassivbauweise errichtet wurde, setzt es neue ökologische Standards. Rainer Fröhlich von SWAP Architektur ZT und Dieter Greiner von DELTA Group gewährten uns Einblicke in die Visionen, Herausforderungen und innovativen Lösungen hinter diesem herausragenden Projekt – und blickt auf die nächsten Schritte. In die Zukunft des Bauens!

Alexander Ghezzo: „Was ist das Besondere an Ihrem Projekt?“

Rainer Fröhlich: Die Bezirkshauptmannschaft Salzburg Umgebung ist das erste große Verwaltungsgebäude Salzburgs, das aus dem zentralen Baustoff Holz errichtet wurde. Konkret: Die oberen drei Geschosse sind in Holzmassivbauweise erbaut, in Summe wurden 993 Kubikmeter heimische Fichte verwendet. Alle Zwischenwände hier sind flexibel und können an die jeweilige Nutzung angepasst werden.

Alexander Ghezzo: „Welche Extra-Meile sind Sie gegangen und was können andere von Ihrem Projekt lernen?“

Rainer Fröhlich, SWAP Architektur: „Bei der Konzeption der BHSU wurden zwei Schwerpunkte gesetzt: Wir wollten ein Amtsgebäude entwerfen, in dem sich die BürgerInnen und Mitarbeitenden wohlfühlen. Zudem war es allen Beteiligten wichtig, Baumaterialien, Konstruktion und Ausführung so ressourcenschonend wie möglich ein- und umzusetzen. Umso mehr freut es uns, dass die BHSU Ende 2023 nach klimaaktiv Gold ausgezeichnet wurde.“

Dieter Greiner, DELTA Group: „Der Neubau der Bezirkshauptmannschaft in Seekirchen war eines der besonders fordernden Projekte in meiner langjährigen Berufslaufzeit. Die relativ kurze Vorlaufzeit der Planung und Ausschreibungs- bzw. Vergabephase stellte das gesamte Projektteam vor Herausforderungen. Im Speziellen für die Phasen Vorentwurf bis Einreichung standen nur wenige Monate zur Verfügung. Bei diesem Projekt gab es drei Meilensteine – Einreichung, Baustart und Übergabe an NutzerInnen – welche alle zeitgerecht erreicht und abgeschlossen wurden. Dies war allerdings nur als Team möglich. Sämtliche Projektbeteiligten haben an einem Strang gezogen.“

Alexander Ghezzo: „Welche der Dimensionen der EU-Taxonomie haben Sie dabei umgesetzt?“

Rainer Fröhlich: Die sinnvollen Zielsetzungen der EU-Taxonomie deckt sich in großen Teilen mit unseren Überzeugungen zum zeitgemäßen Bauen. CO2-Reduktion durch Verbau von Holz statt Beton, Energiestandards auf Verbrauchsseite und prinzipielle Ressourcenschonung sind an dem Projekt ebenso ablesbar wie Aspekte der Klimaanpassung. Beispielsweise wurde der Hochwasserschutz durch mehrere Maßnahmen berücksichtigt: Dazu zählen die Bauweise des Erdgeschosses, das leichte Anheben des Zugangsniveaus und eine manuelle Hochwassersperre bei der Tiefgarageneinfahrt.

Alexander Ghezzo: „Wie bringen Sie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang?“

Rainer Fröhlich: Wir arbeiten integrativ. Mit digitalen Werkzeugen wie Building Information Modeling (BIM) können wir Projekte präzise analysieren und optimieren. Die Bauweise und die Auswahl der richtigen Materialien spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Ein Thema, mit dem wir uns intensiver beschäftigen müssen, ist die Kreislaufwirtschaft, denn wir müssen unseren Ressourcenverbrauch drastisch senken. Diese liefert auch wirtschaftliche Vorteile über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg.

Alexander Ghezzo: „Welche nächsten Leuchtturmprojekte haben Sie im Fokus?“

Rainer Fröhlich: Zurzeit arbeiten wir an zwei Holz- beziehungsweise Holzhybrid-Projekten in Deutschland. Bei beiden handelt es sich um Laborgebäude für öffentliche Einrichtungen, an denen wir unsere Erfahrung mit Klimagerechter Bauweise und aus unseren fertiggestellten Laborprojekten zusammenführen. Hier zeichnet sich bereits ab, dass trotz unterschiedlicher Herausforderungen Projekte entstehen, die einen weiteren Beitrag zum ressourcenschonenden Bauen auch in einem hochspezialisierten Bereich leisten werden.

Alexander Ghezzo: „Was braucht es für mehr Nachhaltigkeit in der Branche?“

Wir sind ein Teil des großen Puzzles, denn es erfordert ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die Notwendigkeit ressourcenschonenden Bauens ist größtenteils bei Planer*innen und Auftrageber*innen präsent. Was es unserer Meinung nach noch braucht, sind zirkuläre Systeme, mit dazugehörigen Regulationen und Förderungen. Es braucht innovative Planungsinstrumente und Modelle, die eine Lebenszyklusanalyse zulassen. Wir arbeiten auch daran.

Wir freuen uns, dass SWAP-Architektur diesen Beitrag für den GBB Award 2024 eingereicht hat.

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