10 starke Thesen statt Glaskugel

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Am 20. Juni 2024 hat der 3. Immobilientag: Starke Regionen Entscheider*innen aus der Immobilienwirtschaft in Amstetten versammelt. Diesmal galt die Aufmerksamkeit den tollen und innovativen Projekten abseits der Großstadt.

Hier gibt es auch die freigegebenen Vortragsunterlagen.

In Kürze sind aktuelle Interviews und Videos von der Veranstaltung auf Youtube zu finden. Mit einem Abo verpassen Sie auch keine aktuellen News.

Die Herausforderungen der Immobilienwelt sind auch hier deutlich zu spüren: Zinsen und schwierige Finanzierungen, wenig bis gar keine Käufe und Transaktionen, hohe Anforderungen an die Projektentwicklung und drohende Versorgungsengpässe beim Wohnen.

Verdichtung und Bestandsnutzung als Alternative zur Flächenversiegelung sind weniger ein Thema, auch wenn wir alle der Aussage zustimmen: „Österreich ist fertiggebaut.“ Dafür ist Green Building ein ganz klarer Trend, und je näher Nutzer und Bauherr beieinander sind, desto mehr setzt man auf Nachhaltigkeit.

Aus den Vorträgen und Diskussionen von 30 Vortragenden haben wir diese zehn Thesen abgeleitet, die vielleicht eine gute Alternative zum vielzitierten Blick in die Glaskugel sind:

These 1: Gier = Gift

Wir sind in einer Konsolidierungsphase. Kooperation und Netzwerk, Handschlagqualität und Verlässlichkeit sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Gier und Opportunismus sind fehl am Platz.

"Wir haben die letzten zwanzig Jahre die Ruinen der Zukunft gebaut. Wir haben die letzten Jahre am Bedarf vorbei gebaut. Und wir tun es noch immer. Die Projekte von heute sind die Brachen der nächsten Generation. Wir fahren Vollgas an die Wand",

Heinz Plöderl

These 2: Wissen = Trumpf

Konsolidierung geht auch einher mit Professionalisierung – ein Learning aus vielen Krisen der letzten 30 Jahre. Wirtschaftliches und Technisches Know-how bringen entscheidende Wettbewerbsvorteile.

"Unsere Hürden sind unsere bestehenden Denkmuster bezüglich kurzfristigem Erfolg. Dieses Denken gilt es aufzuweichen. Dazu braucht es Vorzeigeprojekte. Uns ist wichtig zu zeigen, dass es anders auch möglich ist."

Bernhard Pointinger

These 3: Digitalisierung = Hilfe

KI macht Angst, BIM kostet Geld, Digitalisierung ist nicht mehr so sexy, wie sie vor und während Corona war. Auch hier findet die Konsolidierung statt. Und doch: richtig eingesetzt liegt hier noch unglaubliches Potential für  Produktivitätssteigerung. Der digitale Zwilling und die virtuelle Welt werden uns von repetitiven Tätigkeiten erlösen und uns Leistungen neu bewerten lassen.

"Der digitale Zwilling entfaltet erst dann seinen vollen Nutzen, wenn wir ihn umfassend entwickeln und pflegen, und das über den gesamten Lebenszyklus. Gebäude, Verkehrswege, Facility Management, Nutzerverhalten, etc. müssen darin abgebildet sein."

Mirko Warzecha, Mensch und Maschine

"Wir überschätzen oft, was KI kurzfristig kann, und unterschätzen tendenziell, was sie langfristig leisten wird."

Florentino Trezek, Ogulo

These 4: Nachhaltigkeit = Zukunft

Zu sehr spüren wir schon die negativen Folgen der letzten verschwenderischen Jahrzehnte. Klimawandel, internationale Abhängigkeiten, Gesundheitsprobleme: den Weg kann man so nicht weitergehen. Es heißt also auch in der Immobilienbranche, nachhaltig zu bauen und den Betrieb nachhaltig zu gestalten. Noch ist es so, dass nachhaltige Investitionen sich erst in weiter Zukunft rechnen. Es ändern sich aber die Vorzeichen, denn ESG und Taxonomie machen das nicht-nachhaltige Handeln zum Risikofaktor, der sehr, sehr teuer wird.

„Wir als Kirche müssen nicht dem schnellen Geld hinterherlaufen. Also bauen wir für 100 Jahre und mehr. Dazu muss man viele Dinge zu Ende denken.“

Gerhard Grabner, Benediktiner Stift Göttweig

"Alleine durch die Holzbauweise haben wir bei dem Projekt 50 Prozent weniger CO2-Emissionen erreicht. Die anfänglichen Mehrkosten von 3 bis 5 Prozent bei der Herstellung, werden durch die geringeren Energiekosten, Instandsetzungskosten und Rückbaukosten langfristig ausgeglichen."

Niklas Ruprechter, Pointinger

These 5: Flexibilität = Resilienz

Vom Businessmodell bis zur Nutzung: Flexibilität ist der Faktor, der zukunftsfit macht. So wird dann auch schon mal der Developer im Miet-Kauf-Modell zum Bestandshalter, Wohnungsgrundrisse müssen anpassbar sein und Nutzungen kreativ dem Bedarf angepasst werden.

"Wir haben über die "guten" Jahre uns vielleicht zu gut gemeinte baurechtliche und sicherheitstechnische Standards gegönnt, deren Berechtigung im Lichte des dadurch zu erwartenden Mehraufwands bei den Baukosten und daraus resultierenden höheren Verkaufspreise zu diskutieren wäre."

Michael Neubauer, NID

"Man muss die Nachhaltigkeit leben und es tun. Man muss innovativ in der Ausführung bleiben."

Josef Kettner

These 6: Smart = langlebig

Smart heißt nicht mehr so viel Technik wie möglich. Dafür muss die Verarbeitung und vor allem die Bedienung davon verbessert werden. Automatische Lüftung hilft nichts bei gekippten Fenstern und Energiesparsysteme müssen perfekt eingebaut sein, um wirklich zu funktionieren. Vielleicht kann dann die Immobilie technisch gesehen etwas weniger, aber dafür hält sie wieder ein Jahrhundert.

"Unsere Leuchtturmprojekte sind keine Eintagsfliegen oder Greenwashing. Sie sind vielmehr kopierbare Beispiele, die in vielen anderen Gebäuden umgesetzt werden können."  

Helmut Poppe und Thomas Landsteiner

These 7: Kreislauf = wirtschaftlich

So sollte es zumindest sein. Noch ist es aber so, dass die Kreislaufwirtschaft alles noch teurer macht. Material zurückgeben ist teurer, als es wegzuwerfen. Hier müssen wir wieder auf die erste These verweisen.

"Wenn ich baue, muss ich lebenszyklisch denken. Das heißt aber auch, dass ich die Learnings aus der Nutzung in die Planung übernehmen muss."

Helmut Floegl, Donauuni Krems

"Ich glaube Energie ist noch immer zu billig, sonst würden wir die Energiesparmaßnahmen, die auf der Hand liegen, nützen."

Friedrich Mühlener, IfEA

These 8: Wohnbau = Planbarkeit

Egal ob freifinanziert, gefördert oder gemeinnützig: die Wohnungswirtschaft braucht Planungssicherheit. Mit Förderungen muss man langfristig rechnen können. Die Bürokratie ist in Österreich aufwendig genug. Vereinheitlichung und Vereinfachung wäre jetzt genau das Richtige. Ansonsten droht und tatsächlich in einigen Städten und Bundesländern der Wohnungsmangel.

"Wir erwarten einen dramatischen Rückgang der Wohnungen, die 2025 auf den Markt kommen werden. Wir sollten hier den Schweinezyklus im Hinterkopf behalten, und wieder in die Produktion gehen."

Alexander Bosak, Exploreal

"Wir müssen es wieder schaffen, in eine Vollvergabe zu kommen und leistbares Wohnen zu entwickeln."

Michael Kloibmüller, WET

These 9: Bestand = Chance

Einige Bausünden sind Ende des 20. Jahrhunderts passiert. Bleibt uns da was anderes übrig, als abzureißen und neuzubauen? Das muss es wohl, denn der Neubau wird immer weniger möglich sein. Dazu muss man sich auch mit modernen Technologien und Konzepten auseinandersetzen und es braucht Daten, Daten, Daten.

"Wenn wir Gebäude simulieren können, können wir die Kosten des Betriebs um 10 % senken. Das geht beispielsweise durch openBIM. Die Digitalisierung kann uns helfen, Datenlücken zu schließen und Datenverluste zwischen den verschiedenen Lebenszyklen eines Gebäudes zu minimieren. Dafür ist jedoch eine gezielte Prozesssteuerung erforderlich."

Agron Deralla und Karl Koschek, AllesWirGut
„Bei uns gibt es keine Mieterhöhung nach Sanierung. Die Sanierung im Betrieb bedeutet ganz viel Kommunikation und Abstimmung. Man muss die Menschen abholen.“

Christoph Schrittwieser und Vera Casper ÖBB

These 10: Gemeinschaft = Alles!

Mit ESG, Taxonomie und SDG wir für den unternehmerischen Erfolg auch immer mehr das Wohl der Gesellschaft relevant. Und das macht Sinn. In einer global verbundenen Welt ist Ausbeutung, Umweltverschmutzung, Ignoranz und Intoleranz ein Bumerang. Entsprechend wird das unternehmerische Wertesystem als Grundlage der Unternehmenskultur von allen Stakeholdern geprüft und auch mitgestaltet.

„Klare Strategien machen Dich erfolgreich, wertebasierte Strategien resilient und erfolgreich.“

Gudrun Ghezzo

"Das City Center Amstetten ist ein Beispiel dafür, wie durch Einbindung aller Stakeholder Handel in der Innenstadt funktioniert und sie belebt."

Hannes Grubner, IG Immobilien

FAZIT

#wissenrockt heißt, sich diesen Thesen zu stellen, sie zu prüfen, zu hinterfragen, zu ergänzen, anzunehmen oder abzulehnen. Wir wissen nicht alles besser, aber wir tragen das Wissen der führenden Köpfe zusammen, um es diskutierbar zu machen. So funktioniert das WISSEN ROCKT NETZWERK! Inspiration, Information und Innovationen kommen hier zusammen, damit wir gemeinsam die Zukunft gestalten. Wie geht’s weiter?

Vorträge zum Nachlesen

BIM in der Architektur Aktuelle Projekte, die Herausforderungen, der Nutzen Agron Deralla, Karl Koschek, AllesWirdGut

Change für die Immobilienbranche – Antizyklisch, nachhaltig und zukunftsfit! Tipps aus anderen Branchen Gudrun Ghezzo

Die EU-Umweltziele als Herausforderung für die Immobilienbranche – Bauen ohne Flächenversiegelun, Helmut Floegl, Donauuni Krems

Förderungen 2024 -Wie und was in der Praxis umsetzbar ist und umgesetzt wird, Ulrike List, Friends Immobilien

Immobilienprojekte die Innenstadt beleben an Hand des CITY CENTER AMSTETTEN, Hannes Grubner, City Center Amstetten

Praxisbericht BIM und Nachhaltigkeit ESG Fitness optimiert und dokumentiert, Mirko Warzecha, MuM

Praxisbericht Green Buildings, Niklas Ruprechter, Pointinger Green Buildings

Taxonomie – Portfolio-Verwaltung digitalisieren und Nachhaltigkeitspotentiale identifizieren, Stefan Matheis 4metrics und Friedrich Mühlener, IfEA

Wohnbau in Österreich – Analyse der aktuellen Marktdaten, Alexander Bosak, EXPLOREAL

Wohnbausanierung an Hand praktischer Beispiele Vera Casper, ÖBB Wohnprogramm, Christoph Schrittwieser, ÖBB-Infrastruktur AG

Unser Veranstaltungsprogramm für Herbst 2024:


Hotel Sacher Salzburg

5. Hotel Optimal Holiday

 


Palais Eschenbach

CTC - Close the Circle IV

 


The Ritz Carlton Vienna

9. Hotel Optimal City

 


Palais Pallavicini

15. GBB - Green & Blue Building Conference

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