TRANSPARENZ IM ENERGIEVERBRAUCH: DER SCHLÜSSEL ZU EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT

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Wenn wir an den alltäglichen Stromverbrauch denken, fallen uns sofort die üblichen Verdächtigen ein: Der Kühlschrank in der Küche, die Waschmaschine im Badezimmer oder die Beleuchtung im Arbeitszimmer. Ein großer Verbraucher wird oft vergessen: die Unterhaltungs- und Arbeitselektronik. Elektrogeräte im Standby-Modus verbrauchen im Hintergrund ständig Strom. Das findet nicht nur zuhause, aber auch im Büro durch Monitore, Lichter und Heizung statt. Das Problem dabei ist, dass die nötige Transparenz des Energieverbrauchs fehlt, um bewusst nachhaltig leben zu können. Nachhaltigkeit braucht Bewusstsein und Bewusstsein braucht Information.

Gerold Göldner ist bei Schneider Electric für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig. In dem Interview berichtet er uns, wie die PowerTags von Schneider Electric die Transparenz der Energieverbräuche fördern, wie die EU-Taxonomie einen Anreiz für nachhaltige Produkte und Projekte schafft und wie Schneider Electric eine nachhaltige Unternehmenskultur intern implementiert.

Alexander Ghezzo: Sie rücken das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Produkt/Service in den Fokus. Wie tragen Sie dazu bei, dass die Branche/ die Immobilie nachhaltiger wird?

Gerold Göldner: Um beim Betrieb von Immobilien oder bei der industriellen Produktion Energie und damit auch CO2 zu sparen, muss man zuerst wissen, welche Lasten wieviel Energie verbrauchen. Genau dazu tragen unsere PowerTags bei: Als kompakteste, sehr genaue Energiezähler müssen sie nur auf dem Reiheneinbaugerät aufgesetzt werden und schon können sie den Verbrauch des jeweiligen Stromkreises detailliert messen. Die Geräte brauchen also keinen zusätzlichen Platz auf der Hutschiene und eignen sich ideal für eine Nachrüstung. Da sie per Funk kommunizieren, muss nicht mal verkabelt werden. Aber die Transparenz der Energieverbräuche ist sofort um ein Vielfaches gesteigert. Je nach Größe der Anlage gehen die von den PowerTags erhobenen Daten entweder an eine übergeordnete Energiemanagement-Software, oder sie können direkt am Panel Server mithilfe einer Webbrowser-Applikation ausgelesen werden. Über Modbus TCP als de facto Standard im Bereich Energiemesstechnik ist eine Einbindung in Steuerungen oder Gebäude- und Industrieleittechnik möglich, wo damit auf solider Datenbasis Energiemanagement betrieben werden kann.

Mit den PowerTags ermöglicht Schneider Electric aber nicht nur nachhaltigeres Wirtschaften. Auch das Produkt selbst wird nach hohen ökologischen Standards gefertigt. Wie fast 80 Prozent unserer Komponenten sind auch die PowerTags mit unserem unternehmenseigenen Umweltzeichen Green Premium zertifiziert. Damit wird nicht nur der Beitrag zum ressourceneffizienten Wirtschaften betont. Dank ihrer Materialeigenschaften, aber auch aufgrund dazugehöriger Upgrade-, Reparatur- und Entsorgungsservices sind sie ideal für ein kreislaufwirtschaftliches System geeignet. Zudem sind die Green Premium Produkte nicht nur mit den Auflagen von RoHs und REACH konform, sondern folgen zum Teil sogar noch strikteren Vorgaben – diese Informationen sind auf der Produktwebsite per Download verfügbar.

Alexander Ghezzo: Wo kann man Ihre PowerTags schon in der Praxis erleben und welche Rückmeldungen haben Sie von Ihren Kunden?

Gerold Göldner: Energiesparen ist heute praktisch überall zur Notwendigkeit geworden. Und prinzipiell können unsere PowerTags auch überall eingesetzt werden – vom Einzelhandel und Real Estate Sektor bis zum Handwerks- oder Industriebetrieb. Zur Sichtbarmachung des Energieverbrauchs wird in all diesen Bereichen Messtechnik benötigt – und das vom Einspeiseschalter bis zum Endstromkreis. Mit den verschiedenen PowerTag-Varianten können Kunden sämtliche Verbräuche messen, die originär elektrisch sind. Das schließt Anwendungen zur Wärme-, Kälte- oder Druckerzeugung mit ein – etwa Spritzgussmaschinen, Kompressoren oder Kühlsysteme. Betreiber solcher Anlagen erhalten so bereits mit vergleichsweise einfachen Mitteln einen guten Eindruck davon, wieviel Verbrauch auf den eigentlichen Prozess entfällt, wie viel auf Standby-Zeiten und ob es Leckage gibt. Einer unserer Kunden zum Beispiel stellt Fertigungsmaschinen her und hat PowerTags an seinen drei Produktionsstraßen installiert. Aufgrund der Messergebnisse hat er die Programmierung seiner Steuerungen optimiert und die Pneumatik teilweise ausgetauscht. So ließen sich ganze 30 Prozent des Stromverbrauchs einsparen. Mit diesem Ergebnis ist unser Kunde so zufrieden, dass er die PowerTags jetzt auch in seinen Maschinen verbaut und so den Vorteil an seine Kunden weitergibt.

Alexander Ghezzo: Wie werden sich Ihre PowerTags weiterentwickeln? Welche Visionen wollen Sie umsetzen?

Gerold Göldner: Bisher haben die PowerTags ein Gateway benötigt, das die per Funk gesendeten Daten empfangen und auf Modbus übertragen hat. Die neue Version des Gateways, der Panel Server, ist bereits als nachrüstbare Universalversion verfügbar. Er wird neben der Gateway-Rolle auch Gerätefunktionalitäten gemäß IEC 62443 bieten und als eine Art „digitales Vorhängeschloss“ für mehr Cyber-Sicherheit im Schaltschrank fungieren. So wird alles, was im Schaltschrank passiert, nach außen abgeschirmt und Nutzer erhalten je nach Qualifikation und Aufgabenbereich das für sie definierte Maß an Einsicht und Zugriffsrechten. Ausgestattet mit einer Datenlogger-Funktion für die Erfassung der PowerTag-Messwerte ist der Panel Server Advanced dann zukünftig der zentrale Knotenpunkt zwischen Schaltschrank und Managementsoftware, zwischen Messung und Analyse.

Alexander Ghezzo: Inwieweit spielen ESG und EU-Taxonomie in Ihrem Unternehmen schon eine wichtige Rolle?

Gerold Göldner: Was die Unternehmensführung angeht, sind ESG-Kriterien schon seit langem absolut maßgeblich für Schneider Electric – nicht nur hier in Europa, sondern weltweit. Auf diesem Gebiet sind wir wirklich ein Early Adopter. Das heißt, wir legen in sämtlichen Geschäftsbereichen größten Wert auf soziale Verantwortung, Vielfältigkeit und Umweltschutz. Gerade Nachhaltigkeit ist seit mehr als einem Jahrzehnt der Grundsatz unseres Geschäftsmodells – sowohl in Bezug auf die digitalen Technologien, die wir an unsere Kunden verkaufen, als auch was unsere eigene Unternehmensführung angeht. Über die Einhaltung unserer selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele berichten wir bereits seit 2005 in einem Sustainability Report. Darin sind auch die von uns gepflegten, hohen ESG-Standards detailliert dokumentiert.

Die EU-Taxonomie spielt für uns und unser Geschäftsmodell natürlich eine äußerst wichtige Rolle. Denn sie fördert und unterstützt Investments in wirklich nachhaltige und ökologische Technologien und Projekte. Für Industrieunternehmen oder Immobilienbetreiber, sprich: unsere Kunden, wird damit ein starker Anreiz geschaffen, die eigenen Anlagen oder Gebäude nachhaltiger und grüner aufzustellen. Und wir, mit unserer Lösungspalette, unserer Expertise und unserer Erfahrung, können für die Umsetzung entsprechender Modernisierungsprojekte praktisch alles bieten. So zum Beispiel in Sachen Energieverbrauch: Mit unseren digital vernetzten Hard- und Softwarelösungen ist es unter anderem möglich, dass der Netto-Primärenergiebedarf von Neubauten etwa 10 Prozent unter dem Schwellenwert für Niedrigstenergiegebäuden liegt. Im Fall von Renovierungen können wir den Primärenergiebedarf um bis zu 30 Prozent senken.

Alexander Ghezzo: Wie machen Sie Ihr Unternehmen nachhaltig und was verändert das in der Unternehmenskultur?

Gerold Göldner: 2021 hat Schneider Electric für sein seit über zehn Jahren bestehendes Nachhaltigkeitsprogramm neue, ehrgeizigere Ziele bis 2025 festgelegt. Zum Beispiel, dass wir unsere Kunden noch besser bei der Einsparung und Vermeidung von CO2 unterstützen – Stand jetzt sind es im Zeitraum seit 2018 über 400 Millionen Tonnen. Die Dekarbonisierung ist aber auch unternehmensintern ein Ziel. So belegen wir mittlerweile in unzähligen Nachhaltigkeitsrankings eine der Spitzenpositionen – etwa im Dow Jones Sustainability Index oder bei den bekannten Nachhaltigkeitsbewertungen von EcoVadis. Im Jahr 2021 wurden wir zudem von Corporate Knights als nachhaltigstes Unternehmen der Welt ausgezeichnet und durften sogar den renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 in der Kategorie „Klima“ entgegennehmen.  Mehr als 50 Unternehmensstandorte sind heute schon CO2-frei und wir stellen die Firmenwagenflotte auf E-Autos um.

Die CO2-Neutralität des gesamten Unternehmens bezüglich Energiebezug und eigene Produktion (Scope 1 und 2) wollen wir mithilfe von Kompensationsprojekten bereits 2025 erreichen. Unsere Messestände auf der diesjährigen Light+Building Autumn Edition und der SPS waren ebenfalls CO2-neutral. Ein wichtiger Grund für unsere Top-Bewertungen ist aber, dass wir nicht nur Scope 1 und 2-Emissionen im Blick haben, sondern dass wir unsere Klimaschutz-Bemühungen auch auf unser Lieferantennetzwerk ausweiten. Und das ist ein entscheidender Punkt. Denn bei den meisten Industrieunternehmen machen Scope 3-Emissionen tatsächlich den mit Abstand größten Teil der gesamten CO2-Emissionen aus. Bei Schneider Electric sind das sogar ganze 99 Prozent. Nur 1 Prozent unserer Emissionen entfällt auf Scope 1 und 2.

In unseren selbst gesteckten Nachhaltigkeitszielen ist daher auch festgelegt, dass wir unsere Scope 3-Emissionen in den kommenden Jahren drastisch reduzieren wollen. Nachdem wir hier schon erste Erfolge verzeichnet haben – im Kundenumfeld seit 2018 407 Millionen Tonnen CO2 eingespart, 37,5 Millionen Menschen seit 2008 Zugang zu grüner Energie ermöglicht, 41 Prozent der Primär- und Sekundärverpackungen Einwegplastik-frei aus recyceltem Karton gestaltet – möchten wir mit diesen Erfolgen im Rücken bis 2050 sogar Net-Zero erreichen. Um die Partner in unserem Wertschöpfungsnetz aktiv auf diesem Weg zu unterstützten, haben wir das Zero Carbon Project ins Leben gerufen. Von diesem Programm, das spezielle Trainings, Beratungsleistungen sowie den Austausch von Best Practices umfasst, profitieren weltweit 1.000 Unternehmen.

Sie wollen mehr über Gerold Göldner wissen oder mit ihm in Kontakt treten: LinkedIn Profil

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