Vom Pionier in Sachen Immobilienplattformen zum Business Angel

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Die Brüder Alexander und Markus Ertler haben mit Immobilien.NET die erste digitale Revolution der Immobilienbranche vor knapp 25 Jahren in Europa eingeläutet. Seit dem Verkauf des Unternehmens widmet er sich der Startup Szene, was ihm schon den Titel „Super Angel“ einbrachte. In diesem Interview erzählt er über sein Engagement bei Startups und welche Entwicklungen auch für Immobilienunternehmen interessant sein können.

Alexander Ghezzo: Mit Immobilien.net wart Ihr Pioniere in Sachen Immobilienplattformen. Was erwartest Du in diesem Bereich noch für interessante Entwicklungen?

Markus Ertler: Die klassischen Listingplattformen – wie es sie bisher gab – werden sich bald überholt haben, denn neue Technologien stellen das Matching von Nachfrage und Angebot in Zukunft viel effizienter und qualitativer dar, teilweise unterstützt durch künstliche Intelligenz und auch Data-Analytik. Auch VR & AR (virtual and augmented reality) werden eine wichtige Rolle spielen und für den user das Finden seiner perfekten Wohnung einfacher – und vergnüglicher – machen.

Alexander: Was unterscheidet den Unternehmensgründer aus der Zeit in der Ihr Immobilien.net gegründet habt, vom Startup heute?

Markus: Wir haben vor fast 25 Jahren gegründet, damals hatte man noch drei bis vier Jahre Zeit, das Businessmodel zu finden und zu schärfen. Heute muss das in 1-2 Jahren gehen, und danach exponentiell skalieren, am besten international. Früher haben sich Jungunternehmer meist vorher Geld weggespart um zu gründen, oder sich Geld von Familie und Freunden geborgt. Heute wird das Geld gerne von Investoren genommen, die sich dafür eine hohe Rendite erwarten. Verglichen zu früher ist der Druck ist enorm gewachsen. Ich erinnere mich aber, dass wir das Gleiche vor 25 Jahren sagten wie es vor 50 Jahren war.

Alexander: Du hilfst Startups. Wie definierst Du Deine Rolle als Business Angel?

Markus: Wenn mir ein Startup gefällt, helfe ich gerne, die ersten Schritte zu gehen. Da lerne ich das Team gut kennen und sehe wie sie mit Herausforderungen und Problemstellungen umgehen. Mir ist es enorm wichtig, bei den Startups echten Unternehmergeist zu sehen, immerhin stellt sich ja nicht die Frage ob das Startup mal eine Krise erlebt, sondern wie oft das sein wird und wie die Gründer diese bewältigen. Mit der Zeit entsteht eine gegenseitige Vertrauensbeziehung, die unverzichtbar für ein erfolgreiches Investment ist.

Alexander: Startup 300 – was steckt hinter dieser Initiative?

Markus: startup300 ist ein Netzwerk von nationalen und internationalen Investoren. Darum herum ist in kurzer Zeit ein ganzes Startup Ökosystem entstanden, das den Startups eine richtige Wertschöpfungskette anbietet. Capital300 z.B. ist ein Investmentsfonds, der Startups Verbindungen zu größerem Risikokapital ermöglicht. Daneben gibt es die factory300, die wichtige Services für Startups,  wie Informationsveranstaltungen und Ausbildung für junge Unternehmen, zur Verfügung stellt. Mit der think300 wiederum erhalten etablierte Unternehmen Zugang zu Startups, wo gemeinsam Projekte mit der jeweiligen Industrie entwickelt werden. Und natürlich wird auch direkt in ausgewählte Startups investiert.

Alexander: Etablierte Firmen versuchen durch die Zusammenarbeit mit Startups Innovation zu importieren. Was sind die kritischen Faktoren, damit diese Zusammenarbeit zum win-win wird?

Markus: Wenn ein Unternehmen Innovation importieren will, dann hat es ja schon anderswo – vermutlich in der Company Culture – ein Problem. Innovation ist ein Prozess der auf Basis von Freiheiten, dem Zulassen des Neuen, dem Denken des Unerlaubten beruht. Bei der Eingliederung eines innovativen Startups in ein großes Unternehmen wird genau diese Innovationsfähigkeit, die es so sehr begehrt, zerstört. Meine Empfehlung ist daher, das Startup als Partner möglichst eigenständig zu belassen, nur so kann die Innovationskraft dem großen Unternehmen helfen sich neu zu erfinden.

Alexander: Sind für Dich Startups mit Immobilienbezug besonders interessant? Was gibt es hier neues?

Markus: In dem Bereich tut sich wirklich sehr viel, ich bekomme wöchentlich eine Anfrage aus dem Bereich Proptech. Immer wieder sind Ideen dabei, die sich zwar toll anhören, aber Probleme lösen, die es am Markt nicht gibt. Daneben gibt es aber auch echte Highlights und Juwelen, die den Markt perfekt verstehen und kreative neue Lösungen anbieten. Für mich ist es ungemein spannend mit diesen Leuten zu arbeiten.

Markus Ertler ist einer der Digital Pioniere Österreichs. 1994 gründete er mit seinem Bruder Immobilien.NET, die erste Immobilienplattform in Europa und machte das Portal zum Marktführer in Österreich. Er landetet mit dem Verkauf der Immobilien.NET den größten Classified Exit 2014. Seitdem verfolgt er seine Passion als Serial Entrepreneur und ist an einer Reihe von Startups beteiligt. 2015 verlieh ihm die AAIA den Titel „Super Angel“. 2016 wurde er in den Aufsichtsrat der Startup300 AG gewählt.

Treffen Sie Markus Ertler bei der GBB Green & Blue Building Conference am 8. November

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